„Es brennt so schön“. Was brennt? Das Herz, die Liebe, die Wut und natürlich auch der unbeschreibliche Irrsinn, den man in sich trägt. So jedenfalls erklärt Olli Schulz selber den Titel seines neuen Albums, und auch, dass seine stetige Inspiration dafür seine unterschiedlichen Stimmungen im letzten Jahr waren. Zugegeben, darunter könnte man sich jetzt so einiges vorstellen, und: ja, genauso vielseitig ist sie auch, die neue Platte.
Irgendwie ist es nicht nur das neue, sondern auch Ollis erstes Solo-Album. Immerhin erschienen davor drei Tonträger unter dem Namen „Olli Schulz & der Hund Marie“ – inzwischen aber ist der Hund Marie (aka Max Schröder) fest bei Tomte eingespannt.
Zwischen Hamburg und seiner Wahlheimat Berlin hat Olli auch durch die Wahl der Produzenten ganz schnell die Brücke geschlagen: sowohl Swen Meyer (Haus- und Hofproduzent des Gand Hotel van Cleef) als auch Moses Schneider (Beatsteaks) durfte Hand anlegen. Als Gastmusiker hört man hier beispielsweise Lee Buddah am Banjo, Wir sind Helden-Mark und Nena-Keyboarder Arne Augustin.
„Mach den Bibo, mach das UFO, mach den Grobi…“
Die erste Single dürfte sich im ein oder anderen Kopf ja bereits festgesetzt haben, nicht zuletzt dank Ollis grandiosem Auftritt bei Stefan Raabs Bundesvisionsongcontest, wo er zwar nicht den Titel mit nach Hause nehmen konnte, dafür aber die inoffizielle Hamburger Meisterschaft für sich entschied: sowohl Ruben Cossani (Schleswig-Holstein) wie auch Pascal Finkenauer (Rheinland-Pfalz) und Fotos (Niedersachsen) landeten hinter ihm.
Tatsächlich ist der Bibo aber auch der Song, der auf der Platte am meisten fehl am Platz wirkt. Den Anfang macht beispielsweise „Ab jetzt tuts nur noch weh“, wütend und kraftvoll geht es hier um die ganzen negativen Seiten des Lebens. Ein merkwürdiger Einstieg in ein Album, aber schon im zweiten Song rät Olli: „Glaube immer an das Gute…“, denn:
„Du bist so lange einsam, bis du lernst allein zu sein.“
Schnell wird klar: Der Boxer auf dem Cover hat mit dem Inhalt nur bedingt zu tun, denn hier wird weder nur ausgeteilt, noch rutscht Olli mit seinem Album in die Defensive.
Natürlich gibt es trotzdem Kritik. „All you can eat“ zum Beispiel, das ohne die ganze Metaphorik vermutlich doch ein ziemlich harter Schlag wäre. „Geheimdienst“ geht dagegen als schöner Popsong direkt ins Ohr und in „Wie sie“ könnte man durchaus der Urlaub’schen Einflüsse fündig werden… Eine besondere Perle ist auch „Ewig leben“, das deutsche Pendant zu Songs wie „Champagne Supernova“ oder – noch näher dran – „Live forever“ von Oasis.
„Deine Augen leuchten liebevoll und ich hab jede Angst in mir verloren.
Zwischen all dem lauten Wahnsinn und dem Zweifel fühl’n wir uns wie neu geboren.
Es gab Nächte voller Fehler, es gab Tage ohne Sinn – wir wissen, wie das war,
und wir gehn da nicht mehr hin.
Wir können ewig weiterleben…“
Alles in allem vereint „Es brennt so schön“ Ollis bisheriges Schaffen sehr gut in sich und ist wesentlich vielseitiger als die Vorgänger. Die Songs wirken glaubwürdig und – wie man es von Olli Schulz durchaus schon gewohnt ist – nah dran an dem, von dem er schreibt und singt.
Es brennt so schön (Columbia) erscheint am 13.03.09.