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Brand New & Mewithoutyou / 02. Februar 2007 / Hamburg, Fabrik

Brand New„du fährst für en emo konzert nach hamburg?!“ [sic] – Diese nicht unberechtigte Frage stellte mir ein Freund eine halbe Stunde, bevor ich tatsächlich von Kassel zum Emokonzert nach Hamburg fuhr. Aber dieser Besuch war der eines Fans, ging es doch um Brand New, die wohl eine der Bands sind, die für den Imageverlust des Emo-Genres am allerwenigsten können. Dem entsprechend hoch waren die Erwartungen.

Bevor aber Brand New zeigen konnten, wie sie das neue Album The Devil And God Are Raging Inside Me (Review hier) live umsetzen, tritt als Vorband Mewithoutyou auf. Kleine Zwischenfrage: Was ist Mut? Antwort u.a.: Als vergleichsweise unbekannte Vorband einen rund 10-minütigen Opener zu spielen. Sänger Aaron Weiss, mit von Song zu Song immer sympatischer werdender Antistimme bedacht, steht anfangs mit Wollmütze und Rucksack, dann ohne Mütze und mit T-Shirt und letztlich mit einem anderen T-Shirt auf der Bühne – alles noch während des Openers. In der Zeit schaffen auch die Christinas und Madonnas dieser Welt nicht so viele Klamottenwechsel. Zurück zum Sound: Leicht britisch angehaucht, dominierende und rhythmuslastige Drums… und ein wenig Emo schimmert letztendlich auch noch durch. Abgerundet wird der Auftritt von Solo-Akkustik-Songs und Zieharmonikaeinsatz. Sympathie kann man auch sammeln, wenn man zugibt, nicht im Nightliner zu schlafen, sondern brav nach einem Schlafplatz fragt – Danke, Mewithoutyou für’s Verkürzen der Wartezeit.

Brand New spielen also.. und mit dem Opener des neuen Werkes, Sowing Season (Yeah) geben sie fast allen, die da sind, das, was sie brauchen: Die Genießer bleiben sitzen, die Steher stehen, die Aktiven bekommen schon früh ihre Abgeh- und Stagediveparts (die Fabrik bietet übrigens alle denen gute Möglichkeiten dazu, tolle Location) – lediglich die Fans des Vorgängers Deja Entendu müssen noch rund drei Minuten warten, bis sie mit Guernica auch Bekanntes bekommen. Auf der Bühne steht eine auf den ersten Blick introvertierte Schülerband – alle dezent stylisch gekleidet, alle außerhalb der Songs wortkarg. Sänger Jesse Lacey spielt dabei die Hauptrolle, überzeugt in seinem Part wie die drei anderen Bandmitglieder, aber hat auch die exzessivsten Phasen – denn wo es an Worten mangelt, da geht er in seinen Schöpfungen auf: Hängt sich an drei Meter hohe Balken, schreit in seinen Tonabnehmer… Wie gesagt: So viel Spaß hat man als Spätzwanziger in dieser Art selten. Ob mit Absicht oder nicht – meist sind es die textlich schwächeren Stücke (Jaws Theme Swimming, The Shower Scene), die ihre Highlights im Exzess haben. Aber Brand New können auch ruhig: Akkustisch getragene Songs wie Luca kommen absolut unpeinlich rüber.
Beinahe zwei Stunden haben Band und Publikum gemeinsam alleine Spaß. Und mit Play Crack The Sky steht Jesse noch einmal ganz alleine vor den rund 400 Zuschauern und erklärt die Liebe anhand einer Schiffsunglück-Parabel. Erstaunlicherweise bemüht man sich nicht sonderlich, das neue Album anzupreisen – Deja Entendu wird bis auf einen Song komplett gespielt, The Devil And God Are Raging Inside Me nicht mal zur Hälfte. Dazwischen finden sich ein Song der Album-Blaupause, die vor rund einem Jahr ins Netz gelangte und die Band bewegte, einen beinahe kompletten Neuanfang zu machen, und Opener und Closer (die Teenager-Hymne Soco Amaretto Lime) des Erstlings Your Favorite Weapon.

Von manchen Zeilen möchte man meinen, dass sie nie und nimmer von einem fast 30-Jährigen kommen können. Doch abgesehen davon steckt noch viel junges Blut in Brand New: „Hot chicks“ werden kostenlose Bandshirts versprochen, die fast ausnahmslos die Band beim Spielen zeigen und auch die Backstageparty war „Girls only“ –

„It’s ladies night and all the Girls drink for free“ (Brand NewMe Vs. Maradona Vs. Elvis).

Und für so ein „Emo-Konzert“ ist Hamburg noch eine lächerlich geringe Distanz. Erwartungen voll erfüllt.

PS: Meinerseits wurde Jeremy Enigk, der eigentlich zweite Vor“band“ sein sollte, aber die Auftritte wegen Krankheit absagen musste, fälschlicherweise für den Sänger von Mewithoutyou gehalten. Danke John from Bonn für die Korrektur.

PPS: Nun auch die Galerie hier.

8 comments

  1. Martina says:

    Sehr schön,Martin!!
    Ich hätts nich besser beschreiben können.
    Ein wundervoller Abend mit Gänsehaut…

  2. John from Bonn says:

    Bis auf die Tatsache, dass Jeremy Enigk den Abend krank daheim in Übersee verbrachte und somit/zudem nicht zu mewithoutyou gehört sehr treffend die Eindrücke des Abends zusammengefasst! War halt geil, wa?

  3. Marleen says:

    für „en emo konzert“ fährt man halt so weit, hihi : )

    bei uns kam der gute herr von mewithoutyou zähneputzend auf die bühne, das war auch sehr reizend!

  4. Fast Berliner--->Br&New-Fan says:

    Ich bin aus Berlin angereist nach Hamburg und ich hatte zu keiner Zeit Angst, dass ich es bereuen könnte, weil ich schon vorher wusste, dass es sich lohnen würde und es hat sich mehr als gelohnt!!! Es war echt der absolute Oberhammer!!!

    PS: Sry, ein bisschen klugschei**en muss sein: Sie haben 2, nicht nur einen, Songs von Deja Entendu nicht gespielt, nämlich Tatou und Good to know that if I ever need attention all I have to do is die, aber das ist ja eigentlich völlig egal…

  5. Paulina says:

    gute notiz;)

    mewithoutYou waren toll! so wie auch Brand New naturlich:) Ich war sehr zufrieden, dass Jeremy nicht kommen konnte – deswegen haben mewithoutYou länger gespielt:D endlich hab ich „brother, sister“ gekauft und Aaron hat sie mir signiert heh… es gab echt tolle atmosphäre, die besten songs meier meinung nach waren: a glass can only spill what it contains und yellow\orange\brownish spider („solo-akustic-song“;)) von mewithoutYou, guernica und degausser von Brand New;]
    ich habe ein paar fotos und films wenn jemand möchte :]

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