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Die Fantastischen Vier – Fornika

FornikaEin neues Studioalbum nach zweieinhalb Jahren ist für die meisten Bands normal, für Die Fantastischen Vier, die sich zwischen „4:99“ und „Viel“ über fünf Jahre Zeit ließen, ist das verdammt schnell. Weg waren sie dazwischen nie: Best Of Album, Live DVD, touren auf großen und kleinen Bühnen. Heute (7. April) erscheint Fornika.

Alles bleibt anders. Das könnte das Motto von „Fornika“ sein. Kein Album der Fantastischen Vier klingt wie eins davor, bei jedem Album erfinden sich Michi Beck, Smudo, And. Ypsilon und Thomas D neu. Von der sonst gerade so üblichen deutschen Hip Hop-Attitüde keine Spur, die Fantastischen Vier sind ihr eigenes Genre. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum sie aus allen musikalischen Schichten Fans haben und nicht nur die Hip Hopper sie gut finden. Die Vier mischen Stilmittel bunt mit einander, als wäre dies das normalste der Welt und kombinieren die Sounds mit Texten, bei denen man nach dem hundertsten Mal hören immer noch eine neue Bedeutung und Zweideutigkeiten finden kann. Im Gegensatz zu „Viel“ wurden mehr Songs im klassischen Sinn komponiert oder sie entstanden bei Jam-Sessions mit der Band. Außerdem gibt es deutlich weniger Samples als auf den Vorgängern.

Sehr gutes Beispiel für die Mehrdeutigkeit der Texte ist „Nikki war nie weg„. Michis Teil handelt vom Nicki-Pullover („er kommt wieder und wieder, aufm Wühltisch oder Catwalk als Haute Couture„), Smudo rappt über Niki Lauda („Ich stand in Flammen, spannend wie Hitchcock„) und Thomas über Nikki Hilton und ihre Schwester („Sie haben Body und Brain getrennt mitgebracht„). Zu dem findet man unter anderem Zitate und Anlehnungen an Falco, Trio, Eminem und Tarkan. Aber auch echte Kooperationen gibt es auf Fornika: Herbert Grönemeyer, Max Herre und die Münchener Freiheit sind zu hören.

Fette Beats gibts vor allem bei „Yeah Yeah Yeah„, einer richtigen Kopfnicker Nummer, und schöne elektronische Spielereien auf „Ichisichisichisich“ (lies: ich is ich is ich is ich). „Du und sie und wir“ erinnert am meisten an die Viel-Songs, bei der die eigenen Songs in üblicher Fanta Vier-Manier noch mal thematisiert werden. Beim Song „Fornika“ glänzt besonders das Ende, das an „Thriller“ von Michael Jackson erinnert.

Die größte Überraschung des Albums liefert der letzte Song „Was bleibt„. Michi Becks Text ist sehr ernst, in sich gekehrt und reflektierend, ist doch sonst immer Thomas D der Mann für die tiefgründigeren Sachen und Michi Beck der für den Spaß: „Von jetzt an allein, ein wenig befreiter, das Leben geht weiter, wenn Wege sich teilen, gibts nichts zu verzeihen man ist nur gescheitert sobald man sich Leid tut„. Unterstützung gibt es im Refrain von Kollege Max Herre. Es klingt nach Abschied, Trauer und Trennung aber auch irgendwie nach Hoffnung und Neuanfang.

Einen Solo-Song von Thomas D gibt es natürlich auch wieder. „Flüchtig“ erinnert sehr an seine Platte „Lektionen in Demut“ und wurde zusammen mit Ralf Goldkind produziert, mit dem Thomas schon früher gearbeitet hat. Philosphisch wie immer, mit Zeilen, zum an die Wände schmieren: „Du benimmst Dich als hättst Dus überwunden, und dann verschlingts dich und zieht dich nach unten, denn Du hältst daran fest bis zu letzt, ich komm davon los, nur bitte nicht jetzt

Fornika ist die logische Folge aus Viel, nur das auf den ersten Blick die Nummern, die man beim späteren Hören weiter drückt, fehlen. Tiefe gibt es in allen Songs, wer reine Spaß-Nummern sucht, ist fehl am Platz. „Es ist halt das Übliche, was man gerne sagen möchte: eine Mischung aus Lebenserfahrung, Liebe und Exzess. Plus: futuristische Lebensphilosophie. Sieht man ja schon am Titel„, so Michi Beck.
Ich kann nur für mich sprechen, aber mich wird die Fornika umgeben und umschließen und durchdringen und mich kriegen. Obwohl: Das hat sie schon längst.

6 comments

  1. Matthias Weise says:

    Also dieses Review versucht ja wirklich dieses Album mit der nötigen Objektivität zu behandeln, aber mein grosses Problem ist dass ich diese einfach, obwohl sonst sehr tolerant und musikalisch vielseitig interessiert, einfach nicht haben kann.
    Als Fanta 4 Fan der ersten Stunde( seit „Jetzt gehts ab“), der selber mitgereift ist, kann ich leider absolut nichts an der neuen Platte finden. Bis auf „Du mich auch“ , „Was bleibt“, und mit leichten Abstrichen wegen der (durchweg bei fast allen Tracks laschen) Beatproduktion auch „Nikki war nie weg“ fehlt dieser Platte einfach das gewisse Etwas das alle vorherigen Alben aufwiesen. Wenn der neue Weg der Fantas darin besteht jetzt auch NDW-, Schlager- und Pop-Fans anzusprechen (denn wir sind ja gereift—brrrrrr) dann ist ihnen das vielleicht gelungen, aber ich bin mir sicher dass sie eine Menge tr(oy)er Fans verlieren oder zumindest enttäuscht haben, und ich kann nur hoffen dass ihnen die nächste Platte (falls es noch eine geben wird…….) auf einem qualitativ höherer Level gelingt. Die Texte auf der einen Seite ( ….da unten auf den Gleisen…(reim dich oder ich fress dich!)) als auch die überaus uninspirierte Beatproduktion ( Tiefpunkt bezeichnenderweise „Mission Ypsilon“) sind bei dieser Platte unterdurchschnittlich und dem sonst sehr hohen Niveau der Fantas leider nicht angemessen.

    Von mir eine 6/10

  2. Sonja says:

    Ich sehe das mal als Lob an, dass du schreibst, dass dieses review objektiv ist. Denn eigentlich bin ich auch nicht ganz unvoreingenommen, dazu habe ich mich viel zu sehr auf diese neue Platte gefreut und natürlich kann ich Deine Kritikpunkte auch verstehen. Ich bin kein Fan der ersten Stunde, ich hab das zwar mit bekommen aber um wirklich Fan zu sein war ich noch zu jung. Ich mag vorallem die letzteren Sachen und musste mich erst in die alten Sachen reinhören… Klar ist das Album nicht so sehr beatlastig, die Fantas bewegen sich ein Stück vom Hip Hop weg, aber eine Veränderung gab es mit jedem Album. Für mich persönlich ist das genau in die richtige Richtung und mit dieser Meinung bin ich nicht alleine, für viele ist es das stärkste Werk seit langem. und ich glaube auch nicht, dass sie damit NDW oder Schlager Fans ansprechen wollen oder das unbewusst tun, wie schon gesagt, die Vier sind ihr eigenes Genre und sprechen eine breite Hörerschaft an, eben weil sie so sind wie sie eben sind. Ich persönlich finde die Texte im ganzen viel stärker als auf VIEL, Ruf die Polizei oder Hey waren teilweise schon unterirdisch.
    Natürlich darf jeder seine eigene Meinung haben und wenn Du Lust hast, ein wenig über das neue Album zu diskutieren lad ich dich gerne hier hin ein.

    Übrigens: Herzlichen Glückwunsch zum ersten Platz der Album Charts :D

  3. §??- 10 ,- € Strafe für überbordendes Fan`sein hab ich schon beim zuständigen Mediziener meiner Wahl hinterlegt. Aber das was ihr “ F“ da zum Klingen bringt ist wirklich eine große Revue .
    Die Texte und Arrangements- HAMMER!
    „Es könnte so einfach sein“- klingt fast wie ein Arbeitstitel für eine supergeile Scheibe von euch für uns das wir dem der diesdanndoch duldet und bei “ Duden“ schafft das duselige Grinsen ins Bahnhofsmillieu seiner Gesichtszüge hexen und einfach wieder Spass an unserer Sprache haben.

    P.S.
    -Seitdem das Zucken in den Tanzmuskeln nachgelassen hat bin ich übrigens ein glücklicherer Mensch als ich es zuvor war.

    MFG
    Markus.

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