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peters. – auffallen durch umfallen

Eins vorneweg: Die Platte mit „Der Haufen Scheisse, der übrig bleibt“ beginnen zu lassen ist erst seltsam, dann vor allem eins – mutig. Zeigt aber auch: einfach wird es hier nicht, wenn – die Band, die sie Hamster nannten peters. ihren ersten Longplayer veröffentlichen, endlich.

Die Band peters. kommt aus einer Zeit, in der deutsch singende Bands noch aus Hamburg kamen, und die Band kommt aus einer Bewegung, in der es noch als unangenehm galt, auf deutsch-sein stolz zu sein.

Nicht von ungefähr veröffentlichen sie nun ihr Debüt auf dem fame-of-I cant relax in deutschland-label unterm durchschnitt.

Zur Bandgründung findet man das Jahr 2001 und veröffentlicht wurde bisher bis auf Compilationbeiträge erst eine 7inch. Keine Ahnung was die peters. in der Zwischenzeit so alles gemacht haben, Bier trinken vielleicht. Subjekt – Objekt zum Beispiel ist ein Lied, was schon seit Jahren als mp3 durch die Gegend (und durch meinen Kopf) geisterte und – nun in einer leichten Variation – natürlich auf dem Album gelandet ist.

Keine Sorge, hier wird gar nichts wieder gut.
Keine Sorge, hier wird gar nichts wieder gut.
Das ist das Ziel – Subjekt.
Das sind wir – Objekt.
Das ist das Ziel – Subjekt,
es sind wir – Objekt.
Keine Sorge, was man nicht sieht,
keine Sorge, muss man nicht sehen.

Das liest sich von vorneweg erstmal eher un-poetisch, auditativ kommt manische Wiederholung und leises Schreien dazu, das verwirrt zunächst, lässt aber – wenn man es zum zweiten und dritten Hören schafft – nicht mehr los. Diese Band ist alles andere als eingänglich und speit jede mögliche Anbiederung weit von sich, das ist keine Musik zum nebenbei Hören, und schon gar keine Musik, die langweilig wird. Hier wird nicht weniger geschafft, als textlich kryptisch zu bleiben, ohne verkopft zu sein, ohne sophisticated sein zu wollen, und ohne jemals langweilig zu sein. Sänger König Wilhelmsburg erarbeitet so den Rahmen, in den sich die Musik legt. Manchmal schräg, manchmal nah an der Histerie – dann wieder bedacht, fast ruhig.

Warum das Herz dieser Stadt
verloren geht
an Kaffee und Milchschaum
und schlechtem Geschmack.

Oft wird man das Gefühl nicht los, die Platte wird mit jedem Lied besser, neben den verstörenden Subjekt/Objekt und Zitronenfalter (ja genau: zitronen, goldene) arbeiten sich immer mehr die von melancholisch anmutender, Hamburg entsprechend düsterer Lyrik getragenen Pferdefüsse und Weißes Jacket, Weiße Hose hervor.

Ein Glücksfall für diese Platte (oder zumindest den audiophilen Hörer eben jener) scheint das Mastering durch Chris von Rautenkranz im Soundgarden gewesen zu sein, peters. in dieser Qualität hören zu können ist wirklich erstaunlich. Man denke an vorherige online-Veröffentlichungen oder auch die ansonsten äußerst sympathisch aufgemachte 7inch Posteingang 17,78 cm Strukturanalyse, nun versteht man den Gesang, kann Instrumente zuordnen, ganz neues Hörgefühl, das!

Doch keine Sorge, DIY Attitüde und unbequem-sein ist weder aus der Band (die u.a. bei Herz statt Kommerz oder aber auch bei fairliebt partizipieren) noch aus diesem Album gewichen. Und auch wenn Posthardcore nunmehr in die Kategorie „Wurzeln“ gehört, Pop wird hier noch lange nicht gemacht, schon gar nicht einfach: Angenehme Melodien werden früh genug durch aufgeregten Gesang oder eine verquerte Gitarre unterlaufen.

Mit Mut zur Poesie und Hang zur Selbstdestruktivität schaffen peters. es hier als eine der wenigen Bands mal genau das abzuliefern, was der Promozettel verspricht:

Das ist das intensivste, was es seit langem aus Hamburg zu hören gab.

VÖ: 28.03.2008

3 comments

  1. spc says:

    Lest ihr euch die Artikel, die ihr so schreibt, eigentlich nach dem Schreiben noch einmal durch?

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