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Rökkurró – Það kólnar í kvöld…

Dass Island immer wieder für eine musikalische Neuentdeckung fern von den eingefahrenen Wegen der Pop-Musik gut ist, dürfte nicht erst seit heute bekannt sein. Die fünfköpfige Band Rökkurró aus Reykjavik verdeuticht dies mit ihrem bezaubernden Debütalbum „Það kólnar í kvöld…“ aber auf das Neue.

Besagte Scheibe erschien in Island bereits im Herbst des vergangenen Jahres und ist nun seit kurzem auch in Deutschland erhältlich und begeistert durch Klänge, die es ermöglichen – auch wenn dies zu oft ein abgeschmackter Allgemeinplatz ist – den Alltag zu vergessen. Dennoch bleibt „Það kólnar í kvöld…“ dabei ungewöhnlich greifbar und kommt keineswegs sperrig daher.

Mit Streicherflächen, leisen und zurückhaltenden Gitarrenakkorden sowie dezenten Akkordeonklängen wird das Debütwerk durch „Hún“ eröffnet. Hört man dabei der filigranen Stimme der Sängerin zu, bedauert man irgendwie, dass man der isländischen Sprache nicht mächtig ist und die inhaltliche Komponente der Stücke verschlossen bleibt, unreflektiert zurück gelassen werden muss. Was bleibt, ist die wunderbare Möglichkeit, sich in den Klang der isländischen Sprache einzufühlen, ihn nachzuempfinden.

Der zweite Song „Í sjávarháska“ setzt die ruhige Stimmung fort, deutet aber schon frühlingshafte Stimmung an, die dann bei „Ringulreið“ rhtythmisch vollkommen aufzublühen scheint und der sich immer höher schwingende Gesang im Refrain dem Herzen und den Hüften im wahrsten Sinne des Wortes zum Hüpfen verhilft. Das swingende Folk-Stück ist damit eindeutig das Highlight der Platte! Auch die nachfolgende Ballade begeistert mit wohlig warmer Melancholie.

Auffallend ist, dass „Það kólnar í kvöld…“ im zweiten Teil inpunkto Melancholie und Traurigkeit zunimmt und auch vielleicht ein wenig schwächer wird. Bewundernswert an der Musik des isländischen Quintetts bleibt aber die Tatsache, dass es dabei nie richtig still und die Traurigkeit zu vordergründig wird. Man kann zu dieser Musik getrost Tränen vergießen, sich in ihrer Melancholie suhlen. Man kann sie aber auch gut gelaunt an einem sonnigen Nachmittag hören und daraus Kraft schöpfen, ohne irgendwie durch schwer wiegende Töne deprimiert oder bedrückt zu werden, trotz solcher Songs wie „Hetjan á fjallinu“ oder das ausklingende „Ljósglæta„.

Wen die isländische Musik schon immer reizte, wer im Independentbereich auch Folk- und Bandmusik mag oder wen Veröffentlichungen in den letzten Wochen von The Miserable Rich oder In The Pines begeisterten, der könnte auch an Rökkurró Gefallen finden.

Það kólnar í kvöld…“ erschien in Deutschland am 25. April 2008.

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