Startseite » Crystal Castles – Crystal Castles

Crystal Castles – Crystal Castles

VORSICHT, ein Trend geht um. Seit einigen Monaten findet man bei Myspace immer häufiger junge Menschen, die sich in einer ungesunden Körperposition dem Fotoapparat hingeben. Schuld ist eine Band namens „Crystal Castles“, deren Debütalbum sehnlichst erwartet wurde und jetzt endich da ist. Und ob man will oder nicht, diesem Hype kann man nicht entkommen – Berechtigterweise.

„What the fuck is this?“

Crystal Castles benannten sich nach der Behausung der Actionfigur She-Ra aus dem Comicfilm „He-Man: Masters Of Universe“ und auch der gleichnamige Atari-Klassiker wird sicherlich als Inspirationsquelle sein Wirken gezeigt haben.

Doch wie kam es dazu, dass Crystal Castles schon vor dem Erscheinen ihrer ersten Platte eine solche Resonanz erfuhren? Jeder Hype unterliegt einem Auslöser, einer Grundwahrheit. Es kommt nicht von ungefähr, dass eine Newcomerband in den Himmel gehoben wird. Und bei Crystal Castles ist es natürlich einerseits der Fall, dass der Zeitpunkt ein gut Gewählter war: Wer New Rave für tot erklärt, der darf Crystal Castles unbesorgt in der Niesche zwischen Justice und Klaxons einordnen, irgendwas zwischen Trash, Punk, Electro und Lo-Fi. Einerseits 8Bit-Computerspielmusik, andererseits Musik, die nicht zuletzt textlicherseits von gebrochenen Seelen zeugt und tiefsinnige Housesongs zulässt.
Über 100000 Freunde bei Myspace konnten Ethan Kath und Alice Glass nach dem Release einer ersten EP bereits aufweisen und es mangelte weltweit nicht an Aufmerksamkeit.

Und jetzt endlich ein Debütalbum. „Crystal Castles“; wie es sich gehört nach dem Bandnamen benannt, zeigt die Geschichte von zwei Menschen, die noch so jung sind und trotzdem die Ideen einer ganzen Generation aufgegriffen zu haben scheinen. Sie sehen nicht nur aus wie die Jugend, die in den Großstädten morgens nach einer durchgemachten Nacht aus den Clubs stolpert, sie schreiben auch den passenden Soundtrack dazu. Das Album beginnt mit „Untrust Us“, einem mysteriösen und ruhigem Minimal-Song, der auch schon erste Vocalfetzen von Alice Glass enthält.

„La cocaina no es buena para su salud“

Auf spanisch also, zu deutsch mit „Kokain ist nicht gut für deine Gesundheit“ zu übersetzen. Und schon in diesem Track wird eine gewisse Benommenheit herausgekehrt, die man beim Hören des Albums öfters zu spüren bekommen soll. Eine Betäubtheit, die in Kombination mit Synthesizern dann allerdings rasend schnell in verzweifelte Aggression umschlagen kann. Schon der zweite Song „Alice Practice“ zeugt davon. Ursprünglich als Mikrophontest erdacht, ist der Song aus Versehen mit auf der ersten Demo-CD gelandet. Und ausgerechnet dieser Song sollte ihnen dann die meiste Aufmerksamkeit einbringen, von Presse und Hörern als krasseste Fusionierung von Chaos und Ordnung dieser Zeit betitelt. Auch der Titel „Xxczxuzx Me“ passt direkt in dieses Muster. Klingt stellenweise, als ob Mario den Masterlevel gemeistert hätte, durchbrochen von der klagenden Stimme von Alice. Aber Crystal Castles können wie gesagt auch anders: Songs wie „Crimewave“, ein Kollaboration, welche sie gemeinsam mit dem Künstler Health aufnahmen, oder das Lied „Vanished“ sind wirklich Down-Tempo und leben hauptsächlich von der illusionierenden Stimmung, die durch den elektronisch nachbearbeiteten Gesang, der aus der Ferne zum Hörer durchdringt, hervorgerufen wird. Und auch in den Texten sowie im Gesang schlägt sich Crystal Castles zerbrechliche Seite wieder:

„Im not cruel, but that’s still what you see.
Club to club, come see this city with me.
Hungry for life, without your pity
I dont want it, but you give it!“

Auch wenn derzeit ja nahezu jeder zuhause mit geringstem Aufwand ein elektronisches Album erstellen könnte, es gehört definitiv noch Talent, Gespür für den Zeitgeist und Kreativität dazu – Und wenn Crystal Castles diese Attribute nicht erfüllen, dann tut es keiner.

„I live low, I lisp, I die – Sugar shooting!!“


VÖ: „Crystal Castles“ ist seit dem 30.05.2008 auf PIAS erhältlich.

One comment

  1. Markus says:

    das intro “La cocaina no es buena para su salud” ist übrigens gar nicht von denen, sondern ein sampler aus der Death From Above 1979 EP und auch dem ersten Lied dadrauf, „dead womb“

Wir freuen uns über deinen Kommentar: