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Arne Zank – Love And Hate From A To Z

Es ist gerade erst ein Jahr her, dass Arne Zank im Zuge der bedingungslosen Kapitulation von Tocotronic kraftvoll deutlich machte, was er am Schlagzeug zu schaffen vermag. Über die 15 Jahre Bandgeschichte, die sich davor abspielten, wollen wir an dieser Stelle gar nicht erst anfangen zu reden! Jetzt ist es jedenfalls so weit, dass nach einer EP und einigen frühen Tapes Arnes erstes richtiges Solo-Album erscheint. Und so anders die Musik im Vergleich auch ist: Der Grundgedanke ist der selbe.

„What have they done to my song?“

Schließlich war Tocotronic immer, wenn auch von musikalischen Stilwechseln geprägt, eine lyrische Mischung aus Dagegensein, (Selbst)zweifel und mystischem Anklang. Und nichts anderes findet man bei Arne wieder, denken wir nur an die 90er-Kassette „Die Mehrheit will das nicht hören, Arne“ zurück und geraten angesichts des ganzen LoFi gerne kurzzeitig ins Schmunzeln.

Aber „Love And Hate From A To Z“ geht ja nun schon in eine andere Richtung. Wenn man die Musik kurz umschreiben müsste, würde das in etwa so aussehen: Free-Folk meets Pop meets Electronica meets Minimal House. Da mag sich manch einer fragen: Wo ist die Schrammelei geblieben, ist da etwa jemand erwachsen geworden? Und die Antwortet darauf lautet: Nein. Die Klangwelten, die sich dem Hörer hier eröffnen sind zwar melodischer als zuvor, aber der Irrsinn existiert noch immer, wenn auch anders ausgelebt: Nicht enden-wollenende Intros, ausufernde Outros, Basslines und Beats die den Hörer einlullen und dann erlösen. Zudem findet man auf diesem Album keinen Song, der die 6 Minuten Länge bedeutend unterschreitet, da begibt man sich gut und gerne mal in andere Sphären.

Und dann wäre da ja noch der Gesang. Gesungen hat der Zank auch früher schon, aber bei „Love From A To Z“, der EP, die dem Album vorausging, nicht mehr. So ist man jetzt doch positiv überrascht, dass man da wieder was hören darf, denn bei Arnes angenehmer Stimme lauscht man gerne. Und sie summt einem dann Derartiges ins Ohr:

„Ich war verflucht, als ich dich traf.
Du bist verflucht zur Einsamkeit.
Unser Geschick ist lange Qual.
Der Augenblick trennt uns
auf ewig.“

Mit den Texten wird die Harmonie gebrochen, die die Musik sonst vermittelt. So entsteht dieses schöne Gemisch aus Liebe und Hass. Ein ganzes Lexikon, das einem hier aufgetischt wird. Die Texte stehen aber nur im Hintergrund, das muss betont werden. Es gibt auch einige Instrumental-Songs und bis auf das Stück „Ade“ ist der Fokus immer auf die Melodien gelegt. „Ade“ aber ist sowieso ein Lied, das aus dem Album heraussticht, da es um einiges gitarrenlastiger ist und noch am meisten an Arnes frühere Tapes erinnert. Und dann gibt es da einen Song wie „Always With Me“, der so beruhigend und schön ist, dass man sich direkt irgendwo auf eine Wiese legen und dem Sonnenuntergang zusehen möchte. Wohin auch immer man es dreht: Dieses Album ist gelungen, klingt gut, macht Spaß, lädt zum Träumen ein.

Schlussendlich also folgender Rat: Alle mal ein wenig den Kopf freimachen von verschleierten Strukturen und dem Bild, dass man es bei diesem Mann mit einem Vollblutrocker zu tun hat – Da steckt definitiv mehr dahinter! Und dann wahlweise die Augen schließen und genießen oder sich dem Tanz hingeben. Es ist alles so einfach.


VÖ: „Love And Hate From A To Z“ erscheint am 08.08.2008 auf Rock-O-Tronic.
Ein Interview mit Arne haben wir auch geführt. Das gibt es hier.

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