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The Dodos – Visiter

Hinter diesem Namen könnte sich alles verbergen. Krabbelgruppen, pubertäre Myspace-Helden oder sprechende Tiere, wie namentlich der Cameo-Auftritt von Lewis Carroll in seinem Roman „Alice im Wunderland“. Zu allen würde auch der falsch geschriebene Album-Titel passen, doch hinter The Dodos stecken zwei Kalifornier, die orthografisch wie musikalisch durchaus bewandert sind. „Visiter“ ist bereits der zweite Langspieler der Lo-fi Folker, die für den Titel schlicht ein ihnen geschenktes Kinder-Bild wählten.Angelehnt an das Federvieh Dodo, das Autor Lewis Carroll nach seiner eigenen stotternden Ausprache seines bürgerlichen Nachnamens Dodgson benannte, schlug sich Gitarrist Meric Long unter dem Namen Dodo Bird durch die Straßenmusikerszene San Franciscos. Nachdem er im Februar 2005 seine erste EP veröffentlicht hatte, traf er auf Schlagzeuger und Percussionist Logan Kroeber, mit dem er fortan als The Dodos auftrat. Ihr erstes Album „Beware of the Maniacs“ veröffentlichte das Duo Ende 2006 noch unter Eigenregie und kam zwölf dauertourende Monate später beim Les Savy Fav-Label Frenchkiss Records unter Vertrag.

„Visiter“ vereint 14 Songs, die unterwegs auf Tour entstanden und entsprechend versuchen, den Bühnensound der Dodos auf Platte zu bannen. Man findet modernen low fidelen Folkrock bestehend aus Akustikgitarre, Gesang und Percussion in verschiedensten Variationen und Aufnahmetechniken. Etwas rumpelig und kantig, ohne Anspruch auf Perfektion und Rücksicht auf gegenwärtige Trends schrammeln, zupfen, stampfen, klopfen, rasseln, säuseln und erzählen die beiden vor sich hin, meist mit wenigstens einer kleinen netten Melodie auf den Lippen. Mal betörender und eingänger wie der herausragende Opener „Walking“, das zuckersüße „Red and Purple“ oder die mit Ah Ahs und Rauschen gespickte dynamische ersten Single „Fools“, mal behäbiger wie im „Park Song“, mit melancholischem Bäsereinsatz wie in „Winter“ oder ausbrechend davon galoppierend wie „Joe’s Waltz“. Mal mit grazilem Duettgesang wie in „Undeclared“ oder plump gegröhlt und übersteuert wie in „It’s that time again“, welches man getrost in der Demo-Kiste verschwinden lassen könnte. Die abschließende Frage nach „God?“ ist einer der zarteren Momente und erinnert anfangs stark an José González oder Iron and Wine, schwenkt aber noch um in härtere Schläge in Saiten und Felle.

The Dodos mischen aus alt und neu was ihnen gefällt, reißen auch mal aus den gefälligen Folk-Mustern aus und verfallen in psychedelisch-bluesige Orgien, zwar ohne Rad oder Rock’n’Roll neu zu erfinden – jedoch neu zusammen zu setzen. Ihre Instrumente spielen sie dabei hart und schnell und erschaffen ein paar wirklich gute Momente, aber leider noch mehr, die wahrscheinlich schnell wieder in Vergessenheit geraten werden.

VÖ: 1. August 2008

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