Deutsche Bands, die deutschen Rock machen, gibt es seit ein paar Jahren im Überfluss. Deutsch ist wieder IN in der Musikbranche und lässt sich ebenso gut verkaufen. Klar, dass bei dieser Auswahl nicht alles glänzt. Über Mister Sushis erste EP haben wir bereits vor über einem Jahr berichtet, nun erschien ihr Debüt-Album „So Elektrisch„, welches sich wirklich nicht im Deutsch-Rock CD-Fach verstecken muss.
Das Album beginnt mit „Mond im Juni“ mit einem kleinen Kracher und stellen gleich klar, was einen auf diesem Album erwartet: fette Gitarren mit klugen, deutschen Texte aber genauso emotionale Momente. Bei „Elektrisch“ könnte man vermuten, dass es im Refrain richtig abgeht, schließlich baut sich die Bridge entsprechend auf, aber genau das Gegenteil ist der Fall: Es wird ruhiger, ein wenig elektronisch und in der Strophe entwickelt sich dann wieder mehr Kraft, der Beat geht sofort in die Beine.
ungewöhnlich schnell und hektisch tickt mein Puls und tanzt elektrisch, hin und her nichts steht mehr still, schlecht sortiert zu aufgewühlt, schrei und schlägt die Uhr tick tack, Herzen sind im ersten Akt, Stadtgeflüster wird ganz laut, Sehnsucht ist längst ausverkauft
„Wenn Du gehst„, „Schließ Deine Augen“ und „Der Brief“ sind immernoch genauso schön wie schon auf „Wir drehn uns im Kreis“ EP . Und auch in der Zeile Ich brauche nichts zu Leben, wenn es nichts zu Leben gibt steckt immer noch genauso viel Wahrheit wie schon vor über einem Jahr.
Lied Nummer elf ist dann schließlich mein heißerwartetes „Kellerschrank„-Lied. Es hat nichts von seinem Glanz verloren, zaubert immernoch ein Lächeln auf mein Gesicht und bringt mich zum Schmunzeln. Vorallem Al Fornos Rap-Part ist wirklich vorzüglich.
Bereits nach dem ersten Hören klingen die Lieder von Mister Sushi sehr vertraut. Das liegt zum einen daran, dass sechs der zwölf Songs bereits auf der EP erschienen sind, zum anderen aber auch daran, dass das Quintett hier das Rad nicht neu erfinden. Man könnte ihre Musik einfach mit dem Begriff Deutschrock beschreiben, aber eigentlich steckt da viel mehr dahinter, als dieses plumpe Wort vermuten lässt. Mister Sushi wollen aber auch nicht zu diesen – Zitat Presseinfo – „krampfcoolen Indiebands“ gehören und finden es auch nicht schlimm, wenn ihre Songs im Radio laufen. Ganz im Gegenteil.
„So Elektrisch“ ist ein richtig gutes Debüt-Album geworden, von dem sich mancher etablierter Künstler eine Scheibe abschneiden könnte. Laute Momente paaren sich mit leisen, lustige Verse mit ernsten sowie nachdenklichen und kritischen. Bleibt nur zu hoffen, dass Mister Sushi auch den Weg zu den Leuten finden werden. Oder die Leute zu Mister Sushi. Die Jungs sind gerade auf Tour, präsentiert von Mainstage und wir empfehlen: hingehen!
Mister Sushi – „So elektrisch“ ist seit dem 10. Oktober im Handel erhältlich