Selten kommt es vor, dass man bei der Biographie einer Band eine ganze Liebesgeschichte mitgeliefert bekommt. Bei Ofrin ist es aber der Fall. Man stelle sich also zwei Israelis vor, die irgendwo zwischen Militärdienst und kleinen Bühnen in New Yorker Clubs zusammenfinden, sich verlieben und nach Berlin ziehen, um gemeinsam Musik zu machen. Und siehe da, das aktuelle Werk „On Shore Remain“ kommt genau mit der erwarteten Intimität daher.

Wir haben es aber nicht mit dem ersten Album des Liebespaares zu tun. Das Debüt „Rust And Velvet“ erschien bereits 2005 und die EP „EPisode“ folgte 2007. Nun also „On Shore Remain“ als der dritte Streich. Und es fällt wirklich schwer, diese Musik in eine Schublade zu stecken. Man könnte Vergleiche ziehen zu Portishead oder Björk. Aber letzten Endes ist es doch ein sehr eigenwilliger Mix aus Electronica, Pop, Newjazz und Downbeat. Es wird so behutsam mit den Klängen umgegangen, dass jeder Ton an Bedeutung gewinnt. Dabei kommt eine Stimmung auf, die verrauchter Jazzkneipe am ehesten zu Gesicht steht. Wie man das aus Filmen kennt, die Sängerin als einsamer Wolf am Mikrofon. Nur ist dieser Film die Realität und die Band im Hintergrund besteht neben dem Liebhaber noch aus einer ganzen Reihe Freunden.

Der Gesang von Sängerin Ofri Brin ist romantisch und die Stimme sehr weiblich. Passend zu der ruhigen Musik wird auch der Gesang nur sehr zart eingesetzt, manchmal hat man Schwierigkeiten, die Stimme überhaupt wahrzunehmen. Die Texte dazu passenderweise auch sehr zerbrechlich, Stories geprägt von Zweifel und gescheiterter Liebe.

„Get out of my head.
I’m trying hard, but can’t forget.
Your stories made my life hell.
I knew, but I didn’t tell.“

Alles in allem ein wirklich erstklassiges Album voller hinreißender Songs und einer sympathischen Geschichte im Hintergrund. Nun also Licht ausschalten, aus dem Fenster schauen und den Herbst vorbeiziehen lassen. Mit dieser Musik wird das auf jeden Fall um einiges erträglicher sein!

VÖ: „On Shore Remain“ erscheint am 24.10.2008 auf Stamp.