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Tilly and the Wall – O

Was heute so aus Omaha, Nebraska im Mittleren Westen der USA hervor gesprungen kommt, hat nicht mehr allzu viel mit dem einst namengebenden Indianerstamm zu tun. Oder doch? Zu Deutsch „Die gegen den Wind oder Strom laufen“ passt ja doch ziemlich gut auf Musikgruppierungen wie Tilly and the Wall, die mit ihrem zappeligen Folk gegen alle Widerstände und Ströme anstampfen. Ihr im Juni erschienenes drittes schlicht mit „O“ betiteltes Album ist nun auch in Deutschland erhältlich und zeigt das Quintett experimentierfreudig in alle Richtungen.

„O“ vereint alles das, was die ersten beiden Alben des Kollektivs so liebenswert gemacht haben. So beginnt die Platte sanft mit akustischer Gitarre, Pianobegleitung und Kianna Alarids lieblichem Gesang, der in „Tall Tall Grass“ erzählt:

When there wasn’t anywhere for me to go,
Oh, I stumbled into deep love with your rock and roll

Als hätte man’s geahnt, setzt nach diesem programmatischen Refrain eine verzerrte E-Gitarre ein, die perfekt auf das folgende „Pot Kettle Black“ einstimmt, das mit Led Zep-Riffs, starken White Stripes-Anleihen und gegröhltem Chorus kräftige an „I love Rock’n’Roll“ erinnert. Beim nächsten Titel sollte man sich nicht vom Titel irrleiten lassen, „Cacophony“ gehört mit seiner zuckersüßen Melodie nebst „Chandelier Lake“ zu den ohrenschmeichelndsten Stücken der Platte.

Die dynamischen, kindlichen Gesangswechsel, Chöre, treibenden Rhythmen und viel, viel Geklimper, wie man es von Tilly and the Wall gewohnt ist, prägen vor allem „Alligator Skin“, „Too Excited“, „Blood Flower“ und dem ernsten „Poor Man’s Ice Cream“. Bei letzterem zeigt die Band, dass sie auch sozialkritisch kann.

They built a wall out of bricks (built a wall)
Made it real long, made sure everyone could see it (made it real long)
A message write and this (a message write)
“This is not your home
You do not belong here”
Well, whose land are you standing on?

„Falling Withour Knowing“ und das abschließende „Beat Control“ bewegen sich auf ganz unterschiedliche – wie auch untypische – Weise so dicht dran am perfekt umgesetzten glatten Popsong, wie man es von Tilly and the Wall wahrscheinlich nicht erwartet hätte. Insgesamt sprühen die Stücke auf „O“ zwar immer noch vor dem typischen, chaotischem Tilly-Charme, der an einigen Stellen jedoch professioneller arrangierten ohrschmeichelnden Melodien einen Platz freigehalten hat. Auf ihr großartiges Markenzeichen, ihren Songs statt mit Schlagzeugschlägen durch das Geklapper und Gestampfe von Band-Stepptänzerin Jamie Pressnall Rhythmus einzuhauchen (Solo bei „Too Excited“), verzichten sie dabei zum Glück nicht.

„O“ wie schön ist Omaha.

VÖ: 17.10.2007 bei City Slang

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