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Biffy Clyro – The Vertigo Of Bliss

Gerade etwas mehr als ein Jahr ist es her, dass das schottische Trio Biffy Clyro mit ihrem Debüt ?Blackened Sky? ein beachtliches (aber leider größtenteils unbeachtetes) Album voller atmosphärischer, spielerisch vertrackter Ohrwürmer vorlegte. Und nun also ?The Vertigo Of Bliss? (Beggars Banquet), der in der Rekordzeit von einem Tag (!) produzierte Nachfolger. Wenn Bands so schnell nachlegen, kommt oft eine gewisse Skepsis hinsichtlich der Qualität des neuen Materials auf. Das klassische Problem mit richtig guten Debütalben ist ja meistens, dass der direkte Nachfolger oft ein bisschen enttäuscht. Auf gewisse Weise ist es auch so mit ?The Vertigo Of Bliss?.
Biffy Clyro entfernen sich auf ihrem neuen Album musikalisch ein wenig vom melodischen, noch überschaubar strukturierten Emo/Alternativegemisch des ersten Albums und bewegen sich nun in weitaus vertrackteren Gefilden. Musikalisch lässt sich der Sound der Band jetzt in der Schnittmenge aus Posthardcore, Grunge und Emo verorten, wobei es immer wieder erstaunlich ist, was die drei jungen Musiker so alles aus ihrer Minimalbesetzung (Gitarre, Bass und Schlagzeug plus dreistimmiger Gesang) herausholen. Die Songs sind im Vergleich zu ?Blackened Sky? länger, weitaus komplexer und nehmen teilweise recht verblüffende Wendungen. Dabei fällt es bei den ersten Hördurchgängen zunächst schwer, Anhaltspunkte zu finden, die im Ohr hängen bleiben, so dass gerade im Direktvergleich zum ersten Album eine gewisse Enttäuschung entsteht. Aber nach und nach, mit wiederholtem Hören, entwickelt das Album eine ganz eigene Dynamik und zieht den aufmerksamen Hörer immer mehr in seinen Bann.
?The Vertigo Of Bliss? ist mit seiner Spielzeit von 62 Minuten ein ziemlicher harter Brocken Musik, und man muss Biffy Clyro ihre bewusste Verweigerungshaltung gegenüber ?normalen? Hörgewohnheiten hoch anrechnen, denn nichts anderes ist das Konzept hinter diesem Album. Wo andere Bands nach einem kommerziell nicht sonderlich gezündeten Erstlingswerk die Mainstreamschraube beim Nachfolgealbum noch einmal anziehen, gehen die drei Schotten den genau entgegengesetzten Weg. Das fängt schon bei den herrlichen, schwer einzuprägenden Songtiteln an, von denen ?Toys, Toys, Toys, Choke, Toys, Toys, Toys? sicherlich die unbestrittene Krönung ist, und endet bei unüblich langen Instrumentalpassagen in den Stücken. Aber gerade dieses Bestreben, anders zu klingen, ist es, was Biffy Clyro schon auf ihrem Erstling von anderen Bands des Genres Emo/Posthardcore unterschieden hat, und auf ?The Vertigo Of Bliss? führen sie es zur Perfektion. Und auch wenn einige der dreizehn Songs des neuen Albums nicht an die Qualität des Vorgängers heranreichen, ist ?The Vertigo Of Bliss? doch ein ungewöhnliches, kreatives und vor allem mutiges Album geworden. Und das alles an nur einem Tag hinzubekommen, erfordert schon eine Menge Können.

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