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Der schmale Grat

Beschmierte Wände, der Putz brökelt ab, die Monitorboxen werden von alten Getränkekisten gestüzt. So empfängt einen das kontrollierte Chaos des Kölner Undergrounds mit einem nostalgischem Charme: in so einem Schuppen wurde vor Jahrzehnten Punkrock authentisch und in aller Ehrlichkeit gelebt. Statt Punk hält heute jedoch die -neue?- Metalfront Deutschlands in Gestalt von Crosscut und Engine 11 Einzug in die überschaulichen Räumlichkeiten des Underground. Wir trafen Frank (Gitarre) und Christian (Bass) zu einem kurzen Gespräch bei welchem die umstrittene musikalische Standortbestimmung des heutigen Headliners natürlich dominieren sollte.

<p><b>Mainstage: Ihr seid derzeit sehr erfolgreich in den 2Rock Charts vertreten. Wo glaubt Ihr, würdet Ihr stehen, wenn Ihr z.b. aus Sacramento stammen würdet?
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Frank: Mit den 2Rock Charts ist das sicherlich ein guter Einstieg, weil wir da seit 7 Wochen immer in den Top 5 sind. Das ist für uns insofern ganz gut, da wir Probleme haben mit unserer Musik eine Rotation zu kriegen und dadurch, dass wir in den 2Rock Charts vertreten sind haben wir wenigstens eine kleine Rock-Rotation. Im Endeffekt ist es egal ob Platz 1 oder 10. Hauptsache das Video läuft.

<p><b>Mainstage: Apropo alternativer Charts. Korn, Linkin Park und andere Nu-Metal Bands sind ja in diesen Tagen immer an ganz hohen Chart Positionen anzutreffen. Seht Ihr das Genre und somit auch Eure Musik nun immer noch als alternativ oder würdet Ihr sie auch als Pop kategorisieren?
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Frank: Wir würden uns eigentlich nicht unbedingt als Nu-Metal Band einstufen, weil das einfach zu einschränkend wäre, wenn man sich die gesamte Platte ansieht. Natürlich ist das momentan so, dass eine enorme Schwemme aus Amiland da ist, was diesen Nu-Metal Bereich angeht aber ich will auch nicht abstreiten das wir vielleicht 2, 3 oder 4 Songs auf der Platte haben, wo man sagen könnte, dass geht in den Bereich Nu-Metal. Das find ich allerdings auch total ok, denn mittlerweile fällt soviel in den Bereich Nu-Metal. Man packt ne Band wie Limp Bizkit und ne Band wie Slipknot in den Bereich und von daher ist da momentan ein starker Trend, aber ich glaube nicht das wir davon profitieren.

<p><b>Mainstage: Euch gibt es jetzt schon 9 Jahre. Was hat Euch während all dieser Zeit denn am meistens geprägt? Ältere Crossover Helden wie Such A Surge und Clawfinder oder doch eher Korn und Co. ?
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Frank: Das ist richtig. Uns gibt es ungefähr seit 92. Holger und ich haben die Band 92 gegründet und im Laufe der Jahre sind die anderen dazu gekommen. In dieser Formation spielen wir allerdings eigentlich erst seit zwei Jahren. Geprägt haben uns aber eher Bands wie Machine Head, Fear Factory und Biohazard.

<p><b>Mainstage: Und wie geht Ihr dann mit dem häufig geäußerten Vorwurf um, nur ein Klon amerikanischer Nu-Metal Bands zu sein?
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Christian: Es nervt!

Frank: Es nervt insofern, da eine bekannte deutsche Musikzeitschrift den Nu-Metal Hype oder Trend mitkreiert hat und jetzt mit dem Hammer obendrauf haut. Ich finde das deutsche Bands mehr support verdient hätten, von deutschen Zeitschriften, weil als damals Creator, Sodom und andere am Start waren hat auch Niemand gesagt: ihr seid nur ne billige Slayer Kopie und euch zerreissen wir jetzt. Das ist halt schade wenn man einen Trend kreiert hat und wenn dann Nachwuchsbands aus Deutschland da sind, irgendwie sagt, ihr seid nur billige Amilandkopien.

<p><b>Mainstage: Ihr redet von Visions, oder?
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Frank: Ja.

<p><b>Mainstage: Nochmal zum Thema Einflüsse. Wer hatte Euch denn ganz am Anfang geprägt, als Ihr überhaupt erst mit dem Musikmachen angefangen hattet. Eric Clapton oder doch eher Kirk Hamett?
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Frank: Also da muß ich mal offen zugeben, Metallica hatten mich damals schon sehr beeinflusst. Die haben mich schon echt fasziniert. Aber da waren auch andere, Scott Ian oder Diamond Darrell von Panterra.

Christian (lacht): Jason Cliff ne Cliff Burton natürlich und Steve Harris vor allen Dingen von Iron Maiden.

<p><b>Mainstage: Welche anderen Einflüsse, außer Metal, wie z.b. HipHop lasst Ihr denn in die Musik miteinfliessen?
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Frank: HipHop eigentlich nicht. Vielleicht ist das bei unserem DJ Lupus so, da er früher sowas nur gehört hat. Ob er das heute noch hört kann ich aber nicht sagen. Bei uns sind eigtenlich einflussmässig alle Musikrichtungen vertreten, von Klassik zum Nu-Metal über Blues und alles Mögliche …

<p><b>Mainstage: Wo seht Ihr das Nu-Metal Genre in zehn Jahren?
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Frank: Nu-Metal hat aufjedenfall seinen Zenit schon erreicht. Das kann man wohl definitiv sagen. Alleine durch die ganzen Bands wie Limp Bizkit, Korn oder Slipknot hat das Genre seinen Höhepunkt wohl erreicht. Das wird wohl noch ne zeitlang so andauern und dann langsam abflachen. Aber mit unserer nächsten Platte wird es sicher nicht so sein, dass die sich genauso anhört wie unsere jetzige. Und von daher ist es uns im Endeffekt eigentlich egal da wir uns sowieso mehr an Bands wie Machine Head orientiert haben.

Christian: Bei uns hört man auch mehr den Hardcore Einfluss raus.

<p><b>Mainstage: Ihr seid jetzt schon mehr als einen Monat unterwegs.
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Christian: Etwas länger schon.

Frank: Es waren am Anfang aber halt nur vereinzelte Konzerte. Da war es so das wir jedes Wochenende einen Auftritt hatten. Mittlerweile nun auch in der Woche. Wir haben jetzt kürzlich die Zusage bekommen, dass wir Clawfinder supporten. In Deutschland, Österreich und Schweiz. Dann gab es da noch ein besonderes Zwischenspiel mit Napalm Death, dass lief sehr gut, was wir eigentlich nicht gedacht hätten. Anfangs dachten wir: lass uns doch lieber mal ein Schutzgitter vor der Bühne aufspannen, damit uns die ganzen Flaschen nicht treffen. Aber dann war alles doch ganz harmlos und wir sind beim Publikum super angekommen, was wir eigentlich nicht gedacht hätten. Und das ist dann schon auch wieder ein Beweis dafür das man sagen kann: Nu-Metal hin oder her. So Nu-Metal kann das gar nicht sein, denn ansonsten hätten wir wohl nicht so eine Akzeptanz bei den Napalm Death Fans bekommen. Da sind natürlich schon mehr Leute aus dem Old School Metal Bereich dabei.

Christian: Ich glaub das ist so, weil wir sowohl die Old School Fans als auch die New School Fans ansprechen. Das haben wir zumindestens festgestellt. Ich hatte das zwar nicht erwartet aber irgendwie ist es so geschehen.

<p><b>Mainstage: Würde man Napalm Death denn auch unter euren Lieblingsplatten finden?
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Christian: Eigentlich nicht. Napalm Death hab ich zwischendurch zwar auch mal gehört aber das ist schon lange her, dass war noch vorm Krieg.

<p><b>Mainstage: Wie gestalten sich auf Tour eigentlich die Reaktionen des Publikums? Merkt man, wenn Ihr in den 2Rock Charts gestiegen oder gefallen seid?
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Frank: Also unser Video heißt "Spit The Fire", dass ist unsere erste Single. Man merkt es halt daran, dass die Leute halt wirklich den Song kennen, da er ja auch schon seit 1/2 Jahren in den ganzen Clubs läuft. Man merkt also schon das die Leute den Song kennen und ein aktuelles Bespiel: gestern Abend in Essen haben wir im Cafe Nova gespielt, das war ausverkauft und wir haben sogar deren Zuschauerrekord gebrochen, komischerweise, was wir nie erwartet hätten. Im Pot zu spielen ist aber immer ganz angenehm, da wir ja selber größtenteils daher kommen.

<p><b>Mainstage: Apropo "Spit the fire". Da würde ich gerne nochmal auf das Nu-Metal Thema zurückkommen.
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Frank: Ja klar.

<p><b>Mainstage: Mit "Spit the fire" benutzt ihr doch eine ähnliche Metaphorik wie Slipknot.
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Frank: Eigentlich nicht. Der Titel "Spit the fire" stand schon lange bevor "Spit it out" oder die ganze Slipknot überhaupt draussen war. Über den Song eine Anlehnung an Splipknot zu finden wäre sicherlich falsch. Das einzige was bei uns an Slipknot erinnert ist unsere fabulöse Drummachine (deutet auf den Schlagzeuger Holger Czysch). Der macht ordentlich Dampf von hinten. Das ist so das einzige: unser Schlagzeuger ist ein Tier und das geht dann in Richtung Slipknot. Nur das die drei Leute dazu brauchen um so einen Lärm zu machen.

Christian (lacht): Wir brauchen nur einen. Ist billiger.

<p><b>Mainstage: Zurück zur Tour. Also ist Clawfinger euer Partner für die angekündigte Europatour.
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Frank: Ja was heißt Europatour.

Christian: Nur Deutschland, Österreich und die Schweiz halt.

<p><b>Mainstage: Haltet Ihr auch Ausschau nach größeren Tourpartnern, wie z.b. Linkin Park?
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Frank: Linkin Park eigtnlich nicht so. Oder?

Christian: Hast Du das neue Video schon gesehen? Da brichste dir einen ab. Du machst den Ton aus, guckst dir nur die Bilder an und denkst das sind N-Sync oder so. Der Sänger hat denselben Haarschnitt, dieselben Klamotten. Das die keinen Schlips und Krawatte umhaben ist alles.

Frank: Soviel zum Thema Linkin Park.

<p><b>Mainstage: Nennt mir doch mal einen Wunschpartner.
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Frank: Mit wem wir wohl ganz gerne spielen würden wäre auf jeden Fall Thumb. Den Claus kennen wir nämlich ganz gut und ansonsten sind wir für alles offen. Da wir uns ja schon mit Napalm Death so gut geschlagen haben kann eigentlich kommen was will. Machine Head wäre aber super. Da laufen gerade die Verhandlungen und wir müssen sehen was draus wird.

Christian: Obwohl Clawfinger natürlich auch schon göttlich ist.

<p><b>Mainstage: Wie wäre Fear Factory?
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Frank: Fear Factory wäre auch schön. Würden wir auch gerne mit spielen.

Christian: Da gibts viele Bands.

<p><b>Mainstage: Ihr stosst in Amerika auf relativ große Akzeptanz. Wie kam das zustande?
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Frank: Ja, das ist richtig. Und zwar gibt es in den USA so einen Sampler von SFX, heißt die Firma glaube ich. Die haben cirka 23.000 Mitarbeiter und die verschicken so Sampler, wo z.b. "Spit the fire" oder auch "Unbelievable" drauf waren an die ganzen A&R's in den gesamten Vereinigten Staaten. Was allerdings lustig ist, da du gerade Amerika ansprichst: wir sind komischerweise auf einer amerikanischen Seite Namens www.420bands.com vertreten. Das ist irgendwie so eine Kifferseite auf der aber so ziemlich alle Bands vertreten sind, die Rang und Namen haben. Die sind irgendwie auf uns aufmerksam geworden und haben uns mit auf die Seite gepackt. Also Kontakt ist auf jeden Fall da.

<p><b>Mainstage: Ist das Ausland für Euch denn besonders interessant, da ihr hier in Deutschland auf soviele Mauern trefft?
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Frank: Interesse am Ausland ist natürlich vorhanden. An den USA natürlich auch, denn Amerika ist was diesen Bereich angeht ein enormer Markt. Ne Band wie Linkin Park verkauft innerhalb eines halben Jahres 750.000 Einheiten. Das ist der Hammer! Deutschland orientiert sich meiner Meinung nach noch zu sehr an Amerika. Das sieht man doch alleine daran, dass Slipknot jetzt von Null auf Fünf in den Album Charts gegangen sind. Interesse am Ausland ist aber wie gesagt auf jeden Fall da. Wir freuen uns tierisch auf Österreich und die Schweiz.

Christian: Vor allem weil das auch so Städte wie Wien und Zürich sind und nicht irgendwelche Kuhdörfer auf dem Land. Da hab ich wirklich bock drauf.

<p><b>Mainstage: Am Schluß würde ich noch gerne eine Frage zu Patrick stellen. Nervt es euch , dass man in jedem Artikel über Euch liesst, dass Patrick früher VJ bei Viva war?
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Christian: Ja.

Frank (lacht): Das hat Christian jetzt gesagt. Nein. Die Sache ist die: es ist halt so das Patrick da vorher was gemacht hat bei Viva und die Befürchtung die wir haben oder, ich sags anders: was wir auf jeden Fall nicht wollen ist über Patrick Sommer in Verbindung mit irgendwas gebracht zu werden. Wir haben dadurch keine Vorteile und ich denke wir haben auch genug eigene Qualitäten, in Anführungsstrichen eigene, denn er ist ja auch dabei. Also musikalische Qualitäten und da brauchen wir nicht irgendwie so eine Viva 2 Sache. Das ist zwar etwas, das mit dem Musikbereich zutun hat und was halt auch in der Bandinfo steht, da halt über jeden was drin steht. Soviel dazu.

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Wer sich eingehender über Crosscut informieren will, sollte einfach die äußerst schön gestaltete Bandseite: www.crosscut.tv besuchen.

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