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Detroit Rock City

In Zeiten von Emo, New Metal, Crossover oder Hardcore tut es manchmal ganz gut, wenn es aufstrebende Bands gibt, die ohne Umweg "Back To The Basics" gehen. Die Dirty Americans haben es mit ihrem aktuellen Album "Strange Generation" vorgemacht: Trotz des Seventies-Gefühls, das die Scheibe ausstrahlt, klingt die Musik herrlich frisch. Im Vorfeld ihres Gigs bei Rock am Ring hatte ich die Gelegenheit mit Sänger Myron und Bassist Pete ein kleines Schwätzchen zu halten. Lest selbst, was dabei herausgekommen ist…und was ich aufgrund der Lautstärke im Backstage-Raum überhaupt noch meinem Diktiergerät entnehmen konnte.

<b> Ihr habt im Frühjahr einge Club-Gigs in Deutschland gespielt. Wie war's? </b>

Pete: Es war das erste Mal für uns hier in Deutschland. Es waren zwar nicht so viele Leute da, aber ich glaube, wir haben einen ganz guten Kontakt zu den Fans hergestellt. Das war uns wichtig. Die Shows waren ganz gut und wir sind stolz darauf, hier spielen zu dürfen. Diese Tour ist aber nur der Auftakt. Wir wollen nämlich im Herbst unbedingt wieder kommen. Mal schauen, ob's klappt. Unser bester Auftritt in Europa bisher war übrigens in Madrid. Das war echt geil. Auch die Festivals hier sind eine tolle Sache, aber bei einem Club-Gig hat man besseren Kontakt zu den Fans.
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<b> Myron, du warst ja schon Frühjahr hier in Europa auf Promo-Tour. Was ist dir da Besonderes in Erinnerung geblieben? </b>

Myron: Ein auf der Straße liegendes, totes Pferd! Das war echt unglaublich. So was habe ich nie zuvor gesehen! Und Amsterdam war auch strange!
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<b> Demnächst spielt ihr sogar in Japan. Hättet ihr euch vor ein paar Jahren vorstellen können, mal in so vielen verschiedenen Ländern zu spielen? </b>

Pete: Es ist toll für uns, dass wir nicht nur zu Hause in den Staaten spielen dürfen, schließlich sind Roadrunner ein internationales Label. Wir sind sehr glücklich über unsere Situation. Ohne die Band und das Label hätte ich doch nie Städte wie Paris oder Köln gesehen! Wie bezahlter Urlaub! (lacht).
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<b> Auf der Bühne vermittelt ihr ein Sixties- und Seventies-Gefühl. Absicht? </b>

Pete: Einige Zeit lang, haben viele Bands versucht, so viel wie möglich in die Musik einfließen zu lassen. Sei es Hip-Hop, Metal oder Electronic. Da ist es doch mal schön, wenn man wieder einen Gang zurück fährt und sich auf die Basics konzentriert. Wenn wir Songs schreiben, versuchen wir nicht wie eine bestimmte Phase zu klingen. Egal ob 60er, 70er, 80er oder 90er – gute Musik gab es immer. Aber wir wollen es simpel halten. Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang – that's it! In den Staaten spielen immer mehr Radio-Sender wieder Classic Rock und egal, ob die 15 oder 50 bist, kannst du was damit anfangen. gerade die jungen Kids kommen durch uns auf ältere Scheiben und das ist toll, dass wir so etwas beeinflussen können.
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<b> Und wenn Leute sagen, ihr seid Retro oder Old-Fashioned – seht ihr das als Kompliment oder regt euch das auf? </b>

Pete: Irgendwie ist es schon ein Kompliment. Sie sagen ja nicht, dass es scheiße ist, weil es Retro ist. Keine Band macht doch irgendwas neues, es sei denn du vermischt zum ersten Mal zwei gegensätzliche Musikstile. Wir wollen aber nichts Extremes machen.

Myron: Guck dir mal Marylin Manson an. Für manche ist das, was er macht, neu. Aber er verwendet auch nur alte Alice Cooper- und Black Sabbath-Elemente aus den Siebzigern.

Pete: Rock n' Roll wird immer da sein. Das kann niemand verleugnen. Auch wir nicht.

Myron: Du musst halt deine eigene Identität finden, dann geht so was auch okay. Bloß kein Rip-Off von irgendwem oder irgendwas sein.
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<b> Einige eurer Songs könnten auch von den Foo Fighters sein, aber niemand würde auf die Idee kommen, zu sagen, dass die Retro-Mucke machen. </b>

Myron: Du sagst es! Er macht halt sein Ding, obwohl es musikalisch nicht unbedingt was Neues ist. Aber es ist dynamisch. Wir wollen, dass die Leute uns hören und dann auch erkennen. "Hey, das müssen die Dirty Americans sein!". Dann ist es cool.
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<b> Kommen wir mal zu eurem Albumtitel. Wer oder was ist für euch die "Strange Generation"? </b>

Myron: Der Titel bezieht sich auf Kids, die ich in der Schule in Bio und Chemie unterrichtet habe. Sie sind so zwischen 14 und 16 Jahre alt. Das war eine echt wilde Mischung. Punks, Hardcore-Kids, Rapper, alle auf einem Haufen. Echt bizarr! Und genau diese Mischung haben wir dann auch auf unseren Konzerten. Das ist für uns die "Strange Generation".
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<b> Das überrascht, weil man aufgrund des Cover-Artworks und eurer Musik eher an die Hippie-Zeit als an die heutige Generation denken müsste. Da lag ich wohl falsch…</b>

Myron: Achso, nee, wir meinen eben die Kids, die zu unseren Shows kommen. Aber du hast auch nicht Unrecht. Die Sechziger und Siebziger waren bestimmt auch eine "Strange Generation". Es ist halt nicht immer einfach, ganz eindeutige Aussagen zu machen. Mit Sicherheit ist jede Generation irgendwie strange (lacht).

Pete: Schau dir doch an, was in den Achtzigern war. Auch alles strange! Das war die Zeit, in der wir aufgewachsen sind und wir haben erlebt, wie Dinge kamen und gingen. Wahrscheinlich waren die Achtziger sogar die strangeste zeit! Die Leute sind in merkwürdigen Klamotten herumgelaufen und haben abstruse Sachen im Kopf gehabt.
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<b> In welchem Jahrzehnt hättet ihr gerne gelebt? </b>

Pete: ich hätte gerne Ende des letzten Jahrhunderts gelebt. Aber vor der industriellen Revolution. keine Technik, kein Schnick-Schnack. Also ein richtiger Native.
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<b> Seid ihr so "Früher war alles besser-Typen? </b>

Myron: Nee, eigentlich nicht. Dieses "Früher war alles besser"-Ding kommt doch daher, dass man sich immer an die schönen Sachen erinnert und die schlechten aus dem Kopf streicht.
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<b> Und was ist mit der Musik? </b>

Pete: Du kannst uns da auch nicht direkt auf eine Generation beziehen. Wir sind sowohl von Black Sabbath, Mötley Crüe, als auch von den Neunzigern und Queens Of The Stone Age beeinflusst worden.
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<b> Ihr kommt aus Detroit. Da fällt einem natürlich sofort der Kiss-Klassiker "Detroit Rock City" ein. Was ist da dran? </b>

Pete: Es mag wie ein Klischee klingen, aber wann immer Bands in Detroit spielen, sagen sie hinterher, dass das das beste Publikum überhaupt ist, weil die Leute so abgehen. Viele Bands sagen sogar, dass ihre Gigs in Detroit die besten ihrer Karriere waren. Ich selbst habe als Fan schon so einige magische Momente erlebt. Sei es bei Pantera, Metallic oder Soundgarden.
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<b> Und durch welches Konzert seid ihr selbst zum Rock-Fanatiker geworden? </b>

Myron: Bei mir waren es Judas Priest. ich habe sie während der "Screaming For vengeance-Tour" erlebt. Als Rob Halford mit der Harley auf die Bühne kam und sich das Mikro schnappte, war es um mich geschehen.

Pete: Als ich auf der Highschool war, sah ich The Black Crowes live. Als Kid lässt man isch schnell von verschiedenen Bands beeindrucken, aber The Black Crowes waren echt genial. Das war purer Rock. Sie waren der Grund, warum ich auch auf die Bühne wollte.
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<b> Und mit welcher Band wollt ihr selbst mal zusammen spielen? </b>

Myron: Monster Magnet!
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<b> Einige von euch haben vorher in der Band "The Workhouse Movement" gespielt. Warum habt ihr damit aufgehört und die "Dirty Americans" ins Leben gerufen? </b>

Pete: Einige aus der alten Band sind ausgestiegen, wir sind nicht mehr so gut miteinander ausgekommen und die Motivation war auch nicht so groß wie am Anfang. Der Rest wollte aber unbedingt weiter machen. Also haben Myron, Jeff (Gitarre, Anm. d. Verf.) und ich beschlossen uns einen neuen Drummer zu suchen und was neues zu starten. Wir wollten nicht weiter unter "The Workhouse Movement" weitermachen, weil es irgendwie eine neue Band ist, es ist ja nicht mehr der frühere Sänger dabei und auch Drummer ist neu.

Myron: Es ist eine neue Phase für uns. "The Workhouse Movement" hatten ihre Platte im Sommer 1999 aufgenommen oder sogar noch früher. Dann kam ich als neuer Sänger hinzu. Wir haben zwar live gespielt, aber ich war ja gar nicht an den Songs beteiligt, da sie schon standen. Dann haben wir uns später zusammen gesetzt und uns entschieden, nochmal von vorne zu beginnen. Es ist zwar nicht einfach unter einem neunen Namen, aber es ist der beste Weg für uns.

Pete: Einige dachten, wir wären verrückt, weil wir ja mit "The Workhouse Movement" sogar Videoclips auf MTV laufen hatten. Aber die Chemie stimmte nicht mehr und da war es besser, das Kapitel zu beenden.
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<b> Ich kenne das Album von "The Workhouse Movement" nicht, deswegen muss ich fragen: Wo ist der musikalische Unterschied? </b>

Pete: "The Workhouse Movement" hatten eher einen Metal-Drive, die Vocals waren aggressiver.

Myron: Es war teilweise sogar etwas Pantera-mäßig. das hat sich jetzt geändert. Wir haben die Härte zurückgefahren und legen jetzt größeren Wert auf Melodien.

Pete: Es ist eine neue Dynamik entstanden, die uns hilft, neue, verschiedene Ideen einzubauen.
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<b> Und wie haben die alten Fans darauf reagiert? </b>

Myron: Prima! Sogar zu unseren Akustik-Shows kamen die Fans von früher in "The Workhouse Movement"-Shirts. Es ist cool, dass sie bei uns geblieben sind.
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<a href="https://mainstage.de/mainstage/php/global/v4_index.php?page=reviewdetail&id=880"target="_blank">Rezension zu "Strange Generation"</a>
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<a href="https://mainstage.de/mainstage/php/global/v4_index.php?page=konzertbericht&id=178"target="_blank">Konzertbericht vom Gig im Kölner Underground</a>
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<a href="https://mainstage.de/mainstage/php/global/v4_index.php?page=fotos&band=1633&event=50"target="_blank">Live-Pics von den Dirty Americans</a>

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