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Jetzt wird die Welt gerettet

Am 26.6 führte ich mit Benni zusammen ein Interview mit Union 13 aus East LA. Ihr Auftritt im Rahmen des Konzertes mit Down By Law in Göttingen/Outpost bot uns die Gelegenheit, mit einer Band zu sprechen, die in Deutschland noch nicht so bekannt ist, aber eine Message und viel zu sagen hat. Sänger und Gitarrist Jose stand uns Rede und Antwort und erwies sich als sehr kompetenter Gesprächspartner.

<b>Wie geht es euch gerade so, hier in Europa, mit der Tour und allem drum herum?
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Uns geht es gut, besser als wir erwartet hatten. Wir sind sehr glücklich eine Headlining Tour durch Europa machen zu können und heute Abend besonders stolz darauf Down By Law zu supporten. Das ist ne große Sache für uns.
Ansonsten mögen wir es einfach vor so vielen Leuten zu spielen, 100-200 waren es bislang eigentlich immer. Aber hier heute Abend, keine Ahnung wie es wird, es einfach extrem groß.
Wir werden sehen was passiert.
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Wie war bislang im Besonderen eure Tour, erzähl doch mal ein wenig davon!
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Wir starteten in Frankreich, dann ging es weiter nach Italien, zurück nach Frankreich und jetzt Deutschland. Wir haben schon in Hamburg und Hannover gespielt und schließlich heute hier.
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Bist du bis jetzt zufrieden?
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Es läuft bestens, aber es ist auch sehr hart, wir haben keinen Nightliner, die Reise ist schon sehr strapaziös. Letztes Jahr, als wir mit den Voodoo Glow Skulls hier in Deutschland spielten, waren wir mit einem Nightliner hier, total komfortabel. Nun ist alles anders, wir haben nur einen kleinen Bus, es ist mehr anstrengend, aber wir haben Spass.
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Was für Erwartungen hattet ihr an die Tour und wurden diese bis jetzt erfüllt?
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Ja, eigentlich schon. Es läuft nicht jeden Abend so toll, so hatten wir zum Beispiel gestern in Hamburg das bisher schlechteste Konzert. Nur wenig Leute waren da, aber dafür war der Abend davor in Hannover ausgezeichnet. Es war großartig. Wir fingen an zu spielen und die Leute rasteten aus, Klasse. Sie mochten uns und wollten immer mehr, wir spielten 25 Songs, soviel wie noch nie zuvor in unserem Leben. Hannover war super. Wir hatten auch ausgezeichnetes Essen, also ein voller Erfolg.
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Eure letzte CD &#8222;Youth, Betrayed and the Awakening&#8220; ist jetzt schon zwei Jahre alt. Wann können wir was neues von euch erwarten?
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Wir haben ein neues Demo &#8222;Fundamentalists&#8220; mit vier neuen Songs auf unserer Internetseite veröffentlicht und hoffen die nun auch bald richtig veröffentlichen zu können. Wir haben allerdings noch kein Label, wo wir es drauf rausbringen wollen. Epitaph, wo wir vorher waren war echt ganz gut, hat uns aber nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt und uns nicht so besonders behandelt. Wir suchen nun eine neue Plattenfirma, die sich mehr um uns kümmert und uns mehr unterstützt. Bei Epitaph werden nur die großen Bands richtig unterstützt, wir sind halt klein und haben so nicht den Rückhalt den wir benötigen. Die größeren Bands wie Rancid bringen halt die Kohle rein, die kleineren bleiben auf der Strecke. Wir haben jetzt aber auch schon Angebote von Byo Records und Dummi Records. Mal sehen was noch passiert
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Werdet ihr dann nur euer Demo veröffentlichen, oder macht ihr dann eine neue CD?
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Wir werden eine brandneue CD aufnehmen, mit 18 oder 19 Songs. Aber nicht mehr mir Epitaph, wir wollen wie ich schon sagte ein Label, dass uns mehr hilft und nicht sagt: &#8220;ja klar bringen wir eure Platte raus, Danke und Tschüss!&#8220;
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Was wird mit eurem Stil auf der neuen CD, erwartet uns der typische Union 13 Stil, oder werdet ihr irgendetwas verändern? Können wir vielleicht mehr melodische Songs erwarten, wie zum Beispiel &#8222;To understand&#8220; von eurer letzten Platte?
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Ja, vielleicht. Wir wollen halt schnell spielen, dass ist unser Stil. Und wir wollen Spaß haben beim spielen, alles andere wird sich ergeben. Wir werden uns wohl eher an unserer zweiten Platte &#8222;why are we destroying ourselves&#8220; orientieren. Als wir unsere erste Platte aufgenommen haben, waren wir gerade erst 17 und 18, da haben wir noch experimentiert. Wir wussten noch nicht viel, hatten nur die Idee und den Wunsch eine Platte aufzunehmen und sind mittlerweile gereift. Wir wissen jetzt was man alles mit der Stimme oder den Gitarren oder sonst irgendetwas machen kann.
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Euer Demo enthält ja auch zwei melodische Songs!
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Ja, dass ist richtig. Wir sind halt erwachsener geworden, haben nie vergessen, woher wir kommen und gerade diese Gegend in den Slums von LA hat uns und unsere Musik geprägt.
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Ihr kommt aus East LA und habt euch 1992 gegründet. Was geschah in den ersten Jahren, da eure erste Veröffentlichung ja erst 1997 auf den Markt kam. Habt ihr da schon aktiv was gemacht, Demos oder Konzerte oder ähnliches?
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Wir waren 15 als wir uns gegründet haben. Wir spielten fortan auf Partys von irgendwelchen Leuten, und manchmal auch in Clubs. Eines Tages trafen wir dann jemanden, der Brett Gurewitz von Epitaph kannte. Er wollte ein Demo haben und es Brett zukommen lassen, doch wir hatten ja kein Demo. Wir wussten erst nicht was zu tun war, aber dann gaben wir ihm ein Videotape von einem Auftritt auf einer Party und hatten dann auch wenig später das erste Meeting. Wir bekamen den Deal und waren total happy, wir waren ja im Grunde noch Kinder.
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Wie sehen jetzt eure Zukunftspläne aus?
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Wir sind mittlerweile richtig gereift, wollen uns um bessere Platten kümmern, mehr Touren machen, einfach seriöser an die Sache rangehen. Geld ist uns nicht so wichtig, uns geht es darum Spaß zu haben und gut zu arbeiten.. Wenn wir touren lernen uns die Leute ja auch kennen und das wollen wir ja.
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Was ist mit eurer Beziehung zu Rancid, schließlich haben euch ja Tim und Lars bei eurer ersten Platte produziert.
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Ja, das stimmt, aber das letzte Mal haben wir sie vor zwei Jahren getroffen. Wir spielten eine Tour mit ihnen und das war alles. Aber du hast recht, sie produzierten unsere erste Platte, und haben uns damit natürlich sehr auf ihre Weise geholfen. Sie glaubten an uns und haben uns zu Beginn auch sehr unterstützt. Wir sind ihn schon sehr dankbar, was sie für uns getan haben, aber mehr ist jetzt nicht.
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Kommen wir zu euren Wurzeln. Ihr stammt ja alle aus den Barriers von East Los Angeles. Hat diese Gegend euch stark im Bezug auf Lyrics und Musik beeinflusst?
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Ja, natürlich. Das ist unsere Heimat, unsere Eltern sprechen spanisch, wir singen ja teilweise auch auf spanisch. Sicher hat uns das stark beeinflusst. Für uns ist es einfach wichtig englisch und spanisch zu sprechen, das sind unsere Roots. Wir drücken damit in unserer Musik auch aus, wie wir aufgewachsen sind und vor allem wo. Der Mix von englisch und spanisch ist also sozusagen unsere Kultur. Klar, beeinflusst wurden wir auch von den Streetgangs, Drogenaktivitäten und das Leute die wir kannten schon früh gestorben sind. Wir schreiben darüber, schließlich repräsentieren wir ja auch ein wenig East LA, da wir da herkommen.
Für die Kids Vorort ist es auch ganz wichtig, dass wir unsere Roots nicht vergessen haben, schließlich sind wir ja von dort. Da wohnen ja auch wichtige Menschen, die wir kennen, unsere Familien und Freunde, die uns sehr geholfen haben, dass ist sehr wichtig.
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Seid ihr dort sehr berühmt? Vielleicht seid ihr gar so eine Art Helden, da ihr es vorgemacht habt, wie es gelingt dem Elend zu entfliehen?
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Die Leute kennen uns, und haben Achtung vor uns. Sie schauen zu uns auf, ein Stück East LA steckt ja auch noch in uns drin. Viele Bands von dort wollen auch so werden wie wir. Schließlich haben wir ja einen Plattenvertrag und so sind wir schon zu Vorbildern avanciert.
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Wie wichtig sind Themen wie Politik oder die Kirche für eure Texte?
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Ja, zum Beispiel George Bush ist wirklich ein großes Thema für uns. Seine Pläne und die von seinem Vater für die Zukunft sind einfach gefährlich. Sie gehören einer geheimen Gesellschaft an, nur für Reiche und Besserpriviligierte an und es kann passieren, dass diese bald sehr viel Macht einnehmen.
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Sprichst Du über so was, wie die Illuminaten? Glaubst du an solche Geschichten?
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Ja, es ist wahr. George Bush war auf der Yale University. Dort gehen nur Reiche hin und schnell wird klargestellt, wer was wird. Der eine soll zum Kongressabgeordneten werden, der andere zum Präsidenten. So ist das überall in der Regierung.
George Bush ist kein toller Typ, er ist ein Vollidiot. Aber sein Vater hatte das Geld um ihn nach Yale zu schicken und ihn somit zum Präsidenten zu machen. Sein Bruder ist Gouverneur, über die Wahl muss ich ja kein Wort mehr verlieren. Ich weiß, das ganze klingt schon fast ein wenig paranoid. Aber es ist Wirklichkeit, obwohl so schwer zu glauben ist. Das alles wird bezahlt mit Ölgeldern und Steuern, und es ist wirklich wahr und es ist angsteinflössend!
Und mit Religion ist es auch nicht viel besser. Religion ist das größte Geschäft der Welt. Größer als Mc Donalds, aber sie haben auch so unglaublich viel Geld, aber wer hat in der Vergangenheit so viele Menschen umgebracht?. Aber die Leute vergessen die Geschichte. Es geht nur noch um die eigene Zukunft, um den eigenen Verdienst. Deshalb schreiben wir natürlich viele Texte über solche Themen.
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Was ist mit dem Papst?
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Er ist der Schlimmste von allen. Er geht nach Hause und führt das Leben eines Fürsten. Die Menschen küssen seine Hände. Er ist der wahre Teufel, der Teufel in Menschengestalt, er sammelt Geld nur für sich und seine Macht und gibt nichts als Lügen zurück.
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Wechseln wir mal wieder das Thema. Denkst du das gravierende Unterschiede gibt zwischen euren Shows in Amerika und den Shows in Europa?
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In Deutschland gibt es Plätze wo uns die Leute kennen und die Songs mitsingen und dann wieder staunen die Leute nur ungläubig und denken, &#8222;ach, ist ja ganz nett&#8220;. In Amerika macht es Spass in einigen Staaten zu spielen, in anderen weniger. In Mexiko und Lateinamerika sieht es dann wieder anders aus. Wir sind dort eine Band, die genau wie die Leute Vorort ist. Wir tun dort etwas für die Leute, in dem wir Musik spielen. Unsere Shows sind dort richtig gut besucht, die Hallen voll.
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Seid ihr in Lateinamerika so etwas wie Helden? Ich habe mal eine Dokumentation über die mexikanische Band Molotov gesehen, die in Mexiko City vor 40.000 Leuten gespielt haben, wie ist das bei euch?
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Wir haben auch schon mit denen gespielt. Ihre Shows sind riesig. Für uns ist schon perfekt vor 3000 Leuten dort zu spielen, das ist der Wahnsinn, wir sind halt Punkrock.
Wir touren jetzt demnächst auch wieder dort. Das macht einfach Spass. Wenige Bands spielen dort nur, es ist halt Mexiko, ein wenig vom Schuss, aber die Jugendlichen brauchen das und da wir alle spanischer Abstimmung sind, fällt uns das halt leichter.
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Was denkst du über Deutschland? Was gefällt dir hier?
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Einiges, allerdings war ich bislang noch nicht so wirklich hier. Aber gestern war ja dieses Fußballmatch, Deutschland gegen Südkorea, und da waren die Straße voll, alle sind total ausgeflippt. Wahnsinn. Jeder hat gefeiert. Aber auch sonst die Jugendlichen feiern uns.
Also, es gefällt uns hier.
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Was ist denn eigentlich mit eurem ehemaligen Sänger Edward geschehen?
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Er war nicht so richtig in der Musik drin. Da musste er gehen. Er wollte nicht an sich arbeiten, sich nicht verbessern. Er ist nicht wirklich erwachsen geworden, wie wir anderen. Wir wollen unsere Chancen nutzen und auch was von der Welt sehen, aber er nicht.
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Singst du jetzt?
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Ja, das tu ich. Aber ich hab auch schon auf den letzten Platten teilweise gesungen. Jetzt sind wir allerdings eine richtige Band, wir wollen alle voran kommen
Wir sind jetzt einfach mehr in der Musik drin.
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Okay, die letze Frage. Was können wir denn heute abend von euch erwarten?
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Wir werden wie immer viele Songs von unserem ersten Album spielen, gut gemischt mit Songs vom zweiten, aber weniger Lieder vom dritten. Die Leute wollen auch meisten Songs von den ersten beiden Alben hören und von den Compilations.
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Spielt ihr auch etwas vom neuen Demo?
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Ja, vielleicht, das hängt ein wenig vom Publikum ab. Je mehr Energie die Leute geben, desto mehr geben wir auch zurück, da müssen wir halt mal sehen. Wir werden so ungefähr um die 45 Minuten spielen. Aber wir sind auch ein wenig müde vom Reisen. Mal sehen.
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Kann ich mir auch einen Song wünschen? &#8222;To understand&#8220; vom letzten Album?
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Ja, warum nicht? Wir spielen den zwar nicht jeden Abend, aber für dich können wir den auf jeden Fall spielen.
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Gut, super! Vielen Dank für das Interview und die nette Unterhaltung!</b>
Ja, auch ich habe zu danken.

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