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Kings Of Convenience – Riot On An Empty Street

Hu, irgendwann im Jahr 2001: Ich durchsuche mal wieder die Vinyl-Abteilung des Plattenladens von Hinten nach Vorn und meine Händen flappen lustlos durch die diversen Neuerscheinungen des Monats. Freudig klammern sich meine Augen an einem wunderschönen Cover fest: Ein bubihafter Jüngling mit einer Brille aus dem sozialistischen Fundus schaut mich unverhohlen an und hinter ihm haucht ein Anderer einem Mädchen einen Kuss auf die brünetten Haare.<BR>
Alles schön komponiert zwischen Blockhaus und Granitfelsen und dem gelben Slogan <B>'Quiet Is The New Loud'</B> mittendrin. Verdammt …Was zur Hölle ist das bitte schön? Wer wollte mir da die Schönheit der Welt um die Ohren hauen?<BR>
Ich habe die Platte schliesslich erworben, ohne auch eine einzige Note der Stücke gehört zu haben. Einfach nur wegen des Covers – so seltsam und wunderschön wie es da war. Und als ebendas stellte sich auch die Musik heraus, als das Vinyl endlich auf dem heimischen Plattenteller lag: Glänzend, ruhig, beschwingt, nachdenklich und einfach wie gemacht zum Ich-Hab-Dich-Lieb-Fühlen.
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Danach kam in den Wochen darauf die ganze vermeintliche Wahrheit ans grelle Tageslicht. Der NME verkündete den Beginn einer neuen, ruhigen Bewegung… Der Plattentitel wurde zum Programm erhoben und alle überschlugen sich vor Artikeln und Hypeness-Faktor. Sogar bis in die ehrwürdigen Tagesthemen schallte damals der Ruf nach leisen Tönen mit soviel Kraft im Song.
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Wer sich also noch daran erinnert und es da schon nicht mochte, sei gewarnt vor dem Hören dieser Platte: Es hat sich nicht viel verändert bei den Kings Of Convenience. Noch immer sind die Songs leise Tragwerke der grossen Gefühle, reiht sich Perle an Geschmeide und werden die ganz grossen Gefühle in ruhigen, unaufgeregten Fahrwassern eingeschifft. Der mehrstimmige Gesang erinnert wieder mehr als ein kleines Wenig an <B>Simon+Garfunkel</B>, die Gitarren rollen weiter vor sich hin und sogar das falsche Tee-Aitsch hat sich bewahrt.
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Aber Einiges wurde doch noch verändert im Songwriting und vor allem im Arrangement: Es sind ein paar mehr Instrumente wie Streicher, Schlagzeug, Klavier und elektrifizierte Gitarren hinzugekommen. Man hat sich mal eben die Sängerin <B>Leslie Feist</B> der wunderbaren <B>Broken Social Scene</B> für einen Song mit ins Boot geholt ('Know How') und irgendwie gibt es jetzt nicht nur Anklänge an die grossen Singer/Songwriter der Sechziger-Siebziger zu hören, sondern stellenweise lehnt man sich bei den vollinstrumentierten Songs ('I'd rather dance with you') auch bei den Pop-Heroen der Achtziger namens <B>Prefab Sprout</B> an.<BR>
Vom umtriebigen Leben als DJ und Elektro/Kicks-Macher des Erlend Oye hat sich dagegen nichts eingeschlichen – Es scheint gerade so, als brauchte er ein wenig ruhigen Urlaub mit seinem Kumpan Eirik Boe davon.
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Also, absolut schön das Ganze! Eine Weiterentwicklung in kleinen Schritten, da wo es notwendig erschien und den Rest so beschwingt und erhaben gelassen, wie wir es alle auch schon 2001 ohne Trend-Phänomen geliebt haben, und – seien wir im Grunde des Rockerherzens ehrlich – auch brauchen. Macht weiter so und wir sind zufrieden, wenn solche Songs dabei herumkommen!
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Ach so: Diesmal hätte ich die Platte auch wieder nur wegen des Covers gekauft. Ehrlich!<BR>

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