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Als schwierige Interviewpartner wurden Placebo nicht nur von frustrierten Musikjournalisten, sondern sogar von ihrer Plattenfirma bezeichnet. Dass diese Zeit der Vergangegnheit angehört, davon konnten wir uns auf der Promotour zu ihrem neüsten Werk "Sleeping with ghosts" übrezeugen.
Mit Witz und Charme stellt sich Steve Hewitt allen Fragen und verrät seine ganz persönliche Meinung über Religion und Politik, die nicht gerade CNN-fähig wäre.

<b>Ich weiss nicht, ob ich recht habe, denn ich könnte mich irren -wie immer-, aber das neü Album scheint irgendwie viel freier ?!</b>

Ja! Ich würde zwar nicht sagen, dass wir Grenzen überschritten hätten, denn ich glaube, wir hatten nie welche. Das war etwas, was wir immer versucht haben zu vermeiden.
Jede Band in London möchte "1967" sein. Wenn man wie die Beatles oder die Stones sein möchte, dann sind deine Grenzen sofort gesetzt und du wirst eindimensional.
Und wir haben das immer versucht frei zu halten. Ich glaube das liegt an unseren musikalischen Einflüssen. Da ist alles dabei: über Jazz, Rock, Country, Disco bis hin zu irgendwas.
Ich denke bloss, diesmal haben wir es ein Stück vorangebracht. Und ich habe mir 8 Monate frei genommen, was wirklich geholfen hat.
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Oh! Wo warst du?
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Zu hause! Wirklich! (lacht)
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Cool! Schlafen!
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Ja! Wir haben die letzte Welttournee September/Oktober 2001 beendet, und das waren dann 7 Jahre schon mit der Band für mich, touren und aufnehmen.
Die Plattenfirma gab uns 4 Monate, aber wir haben uns einfach 8 Monate genommen und uns erholt. Wir hatten Zeit nachzudenken. Man ist halt ständig unterwegs und fragt sich dann "Was habe ich eigentlich in den letzten 7 Jahren getrieben?" Dann sieht man es und erkennt: "Ok! Nicht schlecht!" (lacht)
Ausserdem mussten wir wieder Lebenserfahrungen sammeln, weil man sonst nur noch über die Farbe des Tourbusses schreiben kann. Und das wäre nicht gut! (lacht)

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Viele Songzeilen auf "Sleeping with Ghosts" handeln vom "Altwerden". Und, wie ist es? Depremierend?</b>

(lacht) Nein, nein… mit dem Alter kommt die Weisheit.
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Hoffentlich!
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Und hoffentlich auch Sicherheit: mentale und emotionale. Man kann das Altern nicht aufhalten. Wir sind alle um die 30. Manche drunter, manche drüber. Ich sage nicht wer, aber du kannst es dir vermutlich denken!
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(lacht) Man kann es nicht aufhalten. Es kann gut sein, es kann schlecht sein. Kommt darauf an wie man es sieht. Leute werden oft depressiv, wenn sie 30 werden.
Als ich 30 wurde, war ich glücklich am Leben zu sein. Ich war erleichtert noch auf der Welt zu sein. Konnte es kaum glauben. Es ist grossartig! (lacht)
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Robert Smith (The Cure) sagte: "Berühmt sein ist scheisse."…
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(Lacht) Ja, das klingt nach Robert!
Ich mag ihn sehr. Er ist ein wundervoller Mensch. Ich schätze mal, berühmt zu sein ist scheisse für Robert, mehr als für mich. Es hat seine guten und schlechten Seiten. Die Egos werden sehr zurückgeschraubt in der Band. Brian ist sehr viel ruhiger geworden, sowieso.
Mir macht es nichts aus. Es ist recht normal. ich war nie in der Band, um berühmt zu sein, sondern um Musik zu machen und es ist immer noch so. Und wenn den Leuten gefällt, was du machst, ist das fantastisch. Und wenn du mich kennenlernen und mit mir reden willst? Kein Problem! Ich werde auch mit dir reden. Und wenn du dich wie ein Arschloch verhälst, dann bin ich ein noch grösseres!
Ich sehe, das bringt dich zum lächeln!
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Gute Antwort, deshalb.
Ihr seid die internationalste Band, die ich kenne. Habt ihr denn überhaupt Einflüsse durch eüre Herkunft? Ist das möglich?
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Ja, das muss es! Brian ist in New York, Grossbritannien und Luxemburg aufgewachsen, Stefan ist Schwede … Wenn man noch klein ist und deine Eltern dir vorgeben, was für Musik du hörst, das ist fundamental. Man ist gezeichnet fürs Leben.
Stefan muss sehr viel ABBA gehört haben. Es ist in ihm.
bei mir waren es die Wings, Elton John und die BeeGees.
Und ich kenne immer noch jedes einzelne Wort von jedem Lied.
Also, jedes Mitglied der Band trägt die Einflüsse seines Landes in sich. Aber wir sind alle intelligent und offen genug, um die Musik aus aller Welt in uns aufzunehmen. Aber dennoch sind da die Dinge, die Stefan definitiv zum Schweden machen, mich zum "Manchasteraner" und Brian zu was auch immer, Schotten (lacht). ich weiss gar nicht, was er ist.
Aber das ist auch der Grund, warum Placebo so international klingen.
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In dem Lied "Sleeping with Ghosts",… es ist recht politisch …
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Ist es?
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Ja, Damn the government, damn….
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Their killing, damn their lies.
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Aber, glaubst du nicht, dass wir inzwischen an einem Punkt angelangt sind, wo es sowieso keine Wahrheit in der Politik gibt und eigentlich alles nur Propaganda ist?
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Wenn das dein Versuch ist mich dazu zu bekommen über Politik zu sprechen … dann war er verdammt gut! (lacht)
Eigentlich möchte ich nicht drüber sprechen, aber jetzt muss ich einfach, weil du mich so fragst!
Es ist offensichtlich alles Propaganda. In diesem Krieg geht es ganz offensichtlich um Öl.
Ich bin sehr enttäuscht, dass die ganze europäische Gemeinschaft aufsteht und sagt "Macht das nicht!", und niemand hört drauf!
Für mich ist Präsident Bush der Terrorist. Und ich denke mir " Wer zum Teufel glaubst du zu sein?!" Seit er an der Macht ist, er war erst 9 Monate als Präsident der USA im Amt, und er hats mit Russland, China, dem Irak, Iran, Pakistan verschissen und hat ganz Europa mit hineingezogen.
"Wenn ihr nicht für uns seid, seid ihr für die!" Was für ne verdammte Wahl ist das denn?
das hier ist kein Krieg, das ist ne verdammte Dikatur!
Da sind wir nun und es ist so furchtbar kompliziert. Aber ich möchte orsichtig sein mit dem, was ich sage, denn es könnte sein, dass ich nur Blödsinn von mir gebe. (lacht)
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Eine andere Textzeile: What good's religion, when it's each other we despise"
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Exakt! Lass mich eines sagen: Brians Texte sind auf diesem Album auf einer ganz anderen Ebene! Aber es ist lustig; du hast genau die Zeilen rausgesucht, bei denen ich auch dachte: "Huh! Nett!" (grinst)
Speziell diese Zeile ist mir aufgefallen als ich es das erste mal hörte. Und es ist so wahr! Ein wichtiger Grund für Krieg ist Religion. (…)
Menschen sollten sich nicht von religion diktieren lassen wer sie sind! Es sollte auf das Individuum ankommen, das Humane, auf das Herz. Und ich denke diese Zeile trifft's genau.
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Ich denke unsere Zeit ist leider schon um.
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Mach weiter, mach weiter, mach weiter.
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Ok.</b>
(An dieser Stelle meldet sich eine Person zu Wort, die dem Interview beigewohnt und zugehört hat.)
"Denkst du nicht, das ist bloss die Interpretation von Religion durch Menschen?! Es beinhaltet so viele gute Dinge – die Nächstenliebe!"

Ja, absolut. Was du nicht willst dass man dir tu', das füg auch keinem anderen zu!
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Aber da braucht man ja keine Religion für ?!?
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Nein, definitiv nicht. Religion setzt Grenzen. Viele würden miteinander klar kommen, wenn Religion nicht involviert wäre. Das ist so dumm.
Aber vermutlich ist das die Natur des Menschen.
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Glaubst du denn, dass es sötwas wie ein höheres Ziel im Leben gibt und nur einen Weg dieses zu erreichen?
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Ich denke der Grund dafür, dass so viele Religionen laut und stark werden, ist die wachsende Paranoia vom Ende der Welt.
Jeder versucht die ultimative Religion zu finden. "Wir werden alle sterben, aber wir werden gerettet, weil wir dieser Religion angehören."
Und das ist Mist! Totaler Schwachsinn! Sie haben keinen respekt für das Leben hier, weil sie viel zu beschäftigt sind an die Auferstehung zu denken, weil sie einer gehirnwäsche unterzogen worden sind.

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