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Marillion – Marbles

Es ist schon erstaunlich, wie sich eine Band nach über 20 Jahren beständig zum Postiven hin entwickeln kann. Doch fangen wir von vorne an. Marillion veröffentlichen 1983 ihr erstes Album "Script From A Jesters Tear" und steigen von null auf Hundert in den Olymp der Progressiv-Rock-Heroen auf. Von da an geht es mit den Briten, die damals beim Major EMI unter Vertrag waren, steil bergauf (u.a. gelingt ihnen mit "Kayleigh" ein Mega-Hit), bevor nach dem '87er Album "Clutching The Sraws" der große Crash folgte. Der exzentrische Sänger Fish steigt aus, um durch Steve Hogarth ersetzt zu werden. Marillion entschließen sich für eine Kursänderung und verlassen immer mehr die Pfade des von Keyboard-Soli, wilden Instrumental-Exzessen und verschachtelten Kompositionen geprägten Progressiv-Rock.

Mit "Holidays In Eden" (1991) veröffentlichen die fünf Briten ein Album, das eher im Bereich des seichten Pop-Rocks anzusiedeln ist. Songs wie "Dry Land", "Cover My Eyes" oder "No One Can" beweisen, dass sie auch einfache, eingängigere Kompositionen drauf haben. Viele Fans der ersten Stunde haben sich zwar mittlerweile von der Band abgewendet, doch Marillion gelingt es trotz der Richtungsänderung bis heute, eine gesunde Fan-Basis aufrechtzuerhalten, die dafür gesorgt hat, dass in regelmäßigen Abständen grandiose Scheiben veröffentlicht werden. 1994 nehmen Marillion mit "Brave" ein Konzeptalbum auf, das sowohl bei den Kritikern als auch den Fans super ankommt. Und nicht nur der poppige Anstrich ist neu, insgesamt wird die Musik ruhiger, ohne an Anspruch zu verlieren. Atmosphärische Klangcollagen, gepaart mit den einfachen, aber genialen Gitarren-Melodien von Steve Rothery und dem einfühlsamen Gesang von Steve Hogarth gelingt es Marillion, den Spagat zwischen Kunst und Kommerz zu schaffen. Pink Floyd, Sting oder Peter Gabriel lassen grüßen. Spätestens mit "Brave" wurde klar, dass Marillion auch mit dem neuen Sänger glänzen können.

Ich muss zugeben, dass ich die Band nach den beiden zwar starken, aber auch nicht gerade überraschenden Alben "Afraid Of Sunlight" (1995) und "This Strange Engine" (1997) etwas aus den Augen verloren habe. Das lag zum großen Teil daran, dass die Band sich immer mehr vom Musikbusiness abwendete und dem Mainstream den Kampf ansagte. Marillion versuchen von nun an statt mit überteuerten Werbeanzeigen mittels ihrer Website www.marillion.com Kontakt zu ihren Fans aufzunehmen. Ihr '99er Album wird sogar nach ihrer Homepage benannt. Und Marillion gehen sogar noch einen Schritt weiter. Von nun an finanzieren sie ihre Albumproduktionen mittels Vorbestellungen seitens der Fans. Für eine Band dieser Größenkategorie sicherlich mehr als ungewöhnlich.

Diese funktionierende Taktik setzen sie auch bei "Anoraknophobia" (2001) und ihrem neuesten Geniestreich "Marbles" fort. Das Album kann sowohl über die Website der Band als auch ganz normal im Handel erworben werden. Die erste Single "You're Gone" stieg in den britischen Charts sogar auf Platz 7 ein, was den konsequent eingeschlagenen Weg erfolgreich bestätigt. "Marbles" ist meiner Meinung nach das bisher stärkste Werk in der über 20jährigen Geschichte der Band geworden. Angefangen beim dreizehnminütigen Opener "The Invisible Man" bis hin zu den eingängigeren Stücken wie "Don't Hurt Yourself" oder "Fantastic Place" – hier regiert Genialität, wie sie kaum eine andere Combo dieses Genres noch hinbekommt. "Marbles" kann man von vorne bis hinten durchhören, ständig überraschen den Hörer mitreißende, von hoher Emotionalität geprägte Momente, die kaum noch zu steigern sind. Wer "Marbles" nicht sein eigen nennt, hat definitiv etwas verpasst. Mit Sicherheit eines der stärksten Alben des 21. Jahrhunderts! Unbedingt kaufen und staunen!

www.marillion.com
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<a href="https://mainstage.de/mainstage/php/global/v4_index.php?page=tourdetail&band=1690"target="_blank">Tourdaten von Marillion</a>

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