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Vagrant Tour rockt das Logo in Hamburg

Was für ein Package. FROM AUTUMN TO ASHES, SENSES FAIL, MONEEN und EMANUEL, die Vagrant Europa Tour ist im vollen Gange und macht sich auf, die Bands des amerikanischen Erfolgslabels den europäischen Hardcore- und Emokids näher zu bringen. Was in den Staaten schon gestandene Größen sind und es bereits zu beachtlichen Plattenverkäufen gebracht haben, hat hierzulande noch so einiges an Bekanntheit nachzuholen. Die gesamten vier Bands sind auch das erste Mal in Deutschland und haben parallel zur Tour ihre aktuellen Veröffentlichungen am laufen, über die 15,- Euro Abendkasse kann man sich Heute wirklich nicht beschweren.
Mit dem 21.11.2004 wurde sich für das Logo in Hamburg vielleicht nicht der optimale Termin ausgesucht, da sich die Resistance Tour am gleichen Tag ein Stelldichein in der Hansestadt gibt. Als wir gegen 20:30 Uhr im verdammt kalten Hamburg eintrudeln ist das beschauliche Logo auch nur mäßig gefüllt und zu meinem Erstaunen sind EMANUEL auch schon fleißig am Musizieren. 21:00 Uhr war der offizielle Beginn des Live-Paketes und es ärgert mich schon ein wenig, dass ich nur noch die letzten beiden Songs von EMANUEL mitbekomme. Das reicht gerade einmal aus einen ersten Eindruck von der noch recht jung wirkenden Band zu bekommen, da die Jungs bisher noch gar nicht in die Reichweite meiner Lauscher gekommen sind. Was ich höre ist ordentlicher Emorock mit dem richtigen Anteil an geschrienen Parts. Das Publikum ist noch einigermaßen verhalten und lauscht in sicherer Entfernung von der Bühne den Klängen des neuen Vagrant Sprösslings. Die beiden Songs sind dann auch in Windeseile vorbei und die Stage wird für MONEEN geräumt.

Die vier Kanadier betreten bereits nach einer kurzen Umbaupause um ziemlich genau 21:00 Uhr die Bühne und legen unmittelbar los. Das Publikum kommt der Aufforderung der Band nach und nährt sich noch recht zögerlich der Stage. Das Logo hat sich mittlerweile an ganzes Stück mehr gefüllt und neugierig wird das Quartett gemustert als sie den Motor für ihre Liveshow anlassen. Der sympathische Leadsinger und Gitarrist Kenny Bridges springt gleich bei den Klängen des ersten Tracks rücklings von der doch recht niedrigen Bühne in die Crowd, stürmt zurück auf die Stage um wie ein Derwisch hin und herzuspringen, auf den Monitoren rumzutanzen und dabei stets mit dem Publikum zu interagieren. Die doch recht vertrackten, Emo-esken Songs gepaart mit ordentlichem Einsatz an den Effektgeräten werden gut performt, wobei die restlichen Bandmitglieder um Bridges eher in sich gekehrt musizieren, während der Frontmann seine One Man Show abliefert. Beim wilden Rumtoben auf der Bühne fällt er sogar einmal, was ihn nicht davon abhält auf dem Boden weiter zu rocken um anschließend Martial Arts mäßig aus dem liegenden Zustand auf seine Füße zu springen. Das Publikum genießt sichtlich das Spektakel und weiß bei Tracks wie "Passing of America" vom Debüt Longplayer "Theory Of Harmonial Value" oder dem Titeltrack der aktuellen Scheibe "Are We Really Happy With Who We Are Right Now" die ein oder andere Textzeile mitzusingen. Der zweite Sänger und Gitarrist Chris Hughes versteckt sich in der Zwischenzeit hinter seiner Dreads-Matte, nur gelegentlich sehe ich seine Augen hervorblitzen. Währenddessen fällt mein Blick auf das Vagrant-Mädchen für alles, der am Rande der Bühne akribisch jede einzelne der zig Gibson Gitarren auf Hochglanz poliert. Das Set der Jungs dauert leider nur eine halbe Stunde und endet damit, dass Kenny Bridges seine Gitarre wie wild am Pfosten reibt, der die Bühne teilt um anschließend einem Kid im Publikum das gute Stück in die Hand zu drücken, während er weiterhin, begleitet von dem Geschrammel des Jungen, an seinem Effektgerät rumspielt..MONEEN, die Band mit den unglaublich langen Songtiteln, hat heute Abend definitiv neue Fans dazu gewonnen.

Als nächstes sind SENSES FAIL an der Reihe und schnell ist ersichtlich, dass es einen Großteil des Publikums nach Hamburg gezogen hat um das New Jersey Fünferpack aus dem Umfeld von THURSDAY Live zu erleben. Das Logo ist mittlerweile voll und vor der Bühne macht sich Gedränge breit als die Jungs, von elektronischen Klängen begleitet, die Bühne betreten. Gut gelaunt und voller Enthusiasmus wird dann auch gleich losgerockt und die ersten Tracks der aktuellen Scheibe "Let It Enfold You" werden von Band und Publikum abgefeiert. Der charismatische Frontmann Buddy Nielsen, der gleichsam melodisch Singen als auch Schreien kann, genießt sichtlich das Bad in der Menge und tanzt, singt und posed mit einer unglaublichen Selbstverständlichkeit, die einen gewissen feminine Touch nicht entbehren kann. Besonders auffällig ist, dass Nielsen beim Singen ständig die Zunge aus dem Mund züngelt. Seitdem ich das erste Video der Band gesehen habe, hat sich einiges getan und sowohl Nielsen als auch der etwas schüchtern wirkende Gitarrist Miller haben zwischenzeitig scheinbar eine Menge Zeit gehabt ihren Körper mit bunten Tattoos zu verzieren. Die Crowd dankt SENSES FAIL jedenfalls für ihre gelungene Show und tanzt, pogt und schubst was das Zeug hält. Besonders enthusiastisch werden die beiden Kracher "Steven" und "One Eight Seven" von der Debüt EP "From The Depths of Dreams" vom Publikum aufgenommen, aber auch die neueren Hits wie "You?re Cute When You Scream" finden Wiedererkennung. Zwischenzeitig kommt die heutzutage fast obligatorische "fuck Bush!!" Ansage zu der sich die amerikanischen Bands einfach genötigt fühlen…Ein unglaublicher Auftritt endet nach ziemlich genau 45 Minuten, eine Zugabe gibt es leider nicht mehr.

Es ist noch nicht einmal 23:00 Uhr als FROM AUTUMN TO ASHES sich aufmachen einen gewaltigen Wirbelsturm vor der Bühne zu entfachen. Mit ihrer Mischung aus derbstem Hardcore mit gewaltigen Breakdowns sowie Double Bass Gewittern, Emo, Punkrock und Metal ist die fünfköpfige Combo bei weitem die härteste Band des Abends, weist jedoch ebenfalls die ruhigsten und sphärischsten Momente auf. Während Frontmann Benjamin Perri die harten Vocals shoutet, ist Drummer Francis Mark für die emotionaleren, herzzerreißenden Gesangsparts zuständig. FATA verstehen es brachial die Crowd anzuheizen, um sie mit den langsamen Parts von Francis Marks Stimme getragen wieder runter zu bringen. Absolut sympathisch unterhält sich die Band mit dem Publikum, und Frontmann Perri mit seinem kleinen Bäuchlein outet sich trotz der harten Musik als zahmer Teddybär. Wenig später wird dem Mercher der Band, der am selben Tag einen liebgewonnenen Menschen verloren hat, der nächste Song gewidmet, und zumindest der Teil des Publikums, der die Ansage verstanden hat ist für kurze Zeit zutiefst gerührt, bevor sich der Musik wieder hingegeben wird. Beim selben Song schlägt sich Perri eher unbeabsichtigt die Faust am Monitor blutig. Zwischen den derben Krachern von der alten Scheibe "Too Bad You're Beautiful" wie "Cherry Kiss" oder "Reflections" mischen sich natürlich die etwas ruhigeren Songs des aktuellen Werkes "The Fiction We Live". Zu sämtlichen Tracks wird frenetisch abgegangen, und FATA können das Publikum mit ihren eingestreuten LED ZEPPLIN Einlagen begeistern. Noch ein ganzes Stück vor Mitternacht endet das ganze Programm nicht ohne, dass die Jungs eine Zugabe gespielt haben. Ein bisschen wehmütig war ich schon, da mein Lieblingssong, das 9minütige "Short Stories With Tragic Endings" nicht gespielt wurde, aber dies war nur ein kleiner Wehrmutstropfen bei dem wunderbaren Konzert dieses Abends.

Am heutigen Abend haben sich die aktuellen Vagrant Bands eindrucksvoll vorgestellt. Wer die Möglichkeit hat, die noch laufende Vagrant Tour zu erleben, sollte diese Chance unbedingt nutzen. So schnell wird garantiert nicht mehr die Gelegenheit kommen, die fantastischen Bands in verhältnismäßig kleinen Läden der Republik zu erleben. Ein absoluter Höhepunkt in der diesjährigen Konzerthistorie neigt sich mit der mühsamen Heimfahrt dem Ende entgegen. Aber was solls, immerhin habe ich FROM AUTUMN TO ASHES, SENSES FAIL, MONEEN und EMANUEL gesehen..

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