A Forest sind eine Band der besonderen Art, das ist schon seit einigen Jahren klar. Nach einiger Zeit Funkstille im virtuellen Wald der Band und einer Umbesetzung melden sich die Arpen, Fabian und Friedeman nun mit ihrem klanglich bis ins Detail ausgetüfteltem Debüt „Grace“ zurück. Eine Platte, die sich hört wie sich ein gutes Buch liest.
In Zeiten der Digitalisierung kommen auf die Musikindustrie, auf Künstler, Produzenten, Manager sogar auf Fans, neue Herausforderungen zu. Es geht um Filesharing, MP3s oder kostenlose Musikstreamingdienste, die die Produktion, Distribution, sogar den Konsum von Musik zu einer eigenen Wissenschaft machen. Genau diesem nehmen sich Arpen, Franziska und Florian 2009 an, als sie mit A Forest ein Projekt ins Leben zu rufen, das an eben diese jüngsten Entwicklungen anknüpft.
Die Idee ist es, aus A Forest kein Geheimnis zu machen: Skizzen, Demos, Spuren und Songtexte werden für Samples oder Remixe ins Netz gestellt. Mit jedem neuen Stream, jedem verkauften Konzertticket, jedem Shirt, jeder Platte wächst in dem Wald, als das die Band ihr Projekt versteht, ein neuer Baum, ein neuer Ast, ein neues Blatt. Und er wächst, aktuell zählt der Wald 166 Bäume – und es werden mehr.
Nach den Veröffentlichungen von „Lllffrf „ (2010) und „A Square“ (2011) herrschte einige Zeit Funkstille im virtuellen Wald. Mit der ersten LP „Grace“ lebt der Wald aber nun wieder auf und setzt dem Projekt damit vorläufig die Krone auf.
„Grace“ ist ein ausgeklügeltes, bis ins kleinste Detail sorgsam aufeinander abgestimmtes Sounddickicht, melancholischer, vielleicht sogar etwas düsterer als seine Vorgänger.
Der größte Unterschied dürfte aber sein, dass A Forest nun neben Arpen (vocals, keys) aus Fabian Schütze (vocals, keys) und Friedermann Pruß (drums, electronics) bestehen. Als wäre das Projekt nicht schon vorher ein einzigartiges gewesen, sorgt genau diese Umbesetzung nun dafür, dem Bandprojekt bis ins Letzte verfallen zu sein.
Zu Arpens angenehmer, manchmal wohlig bedrückender Stimme und den klanglich ausgeklügelten Electronica-und Synthesizer-Arrangements Friedermanns, gesellt sich auch die kratzige, tief-sonore Stimme des Me And Oceans-Sängers Fabs dazu, die alles etwas düsterer, melancholischer, vor allem aber spannender macht.
Bestes Beispiel ist der Track „Parcours“, mit welchem bewiesen wäre, dass sich Gegensätze anziehen. Die leichte, sanfte Stimme Arpens und die schwere, tiefe Stimme Fabs müssten aneinander geraten, erzeugen aber die unglaubliche Harmonie diesen, eigentlichen jeden Tracks, der die alle mitreißende Aura ausmacht, den die Band umgibt.
Zur Harmonie der Platte gehört auch, dass ihre Tracks minutiös komponiert und arrangiert sind, am besten im Nacheinander funktionieren. Aber auch das Nebeneinander funktioniert und beweist viele der Songs als ganz eigene Klangexperimente. „The Man That Plants The Trees“ beispielsweise, das sich mit waberndem Sound und den sanften Vocals Arpens zuerst noch bedeckt und geheimnisvoll hält, sich letztlich aber zum Post-Hip-Hop-Klangspiel entpuppt.
Die besten Tracks sind jene, die sie einrahmen: „The Shepherd“ und „Flagboy“, denn sie stehen Pate für das, was die Platte ausmacht. Die beiden männlichen Stimmen, die druckvollen Drums und diffzilen Synthesizerspielerein tragen dazu bei, dass sich „Grace“ hört wie sich ein gutes Buch liest, zudem man verführt ist, es immer und immer wieder zu lesen.
A Forest wären nicht A Forest gäbe es das komplette Album nicht auch als Stream. Schließlich gilt es auf Soundcloud & Co. im Auge zu behalten, welche Blätter des Waldes sich an Remixes und Samples wagen.
Bei dem Gedankenreichtum der Band, kann man sich gewiss sein, dass auch die Konzerte einzigartige Arrangements sein werden. Gut, dass A Forest in diesem Monat noch einige Gastspiele geben.
22.10.2014 DARMSTADT Schlosskeller
23.10.2014 HANNOVER tba
24.10.2014 ROSTOCK Jaz
25.10.2014 HAMBURG Kleiner Donner
VÖ: „Grace“ erschien am 02.10.2014 via analogsoul.
Bild: Toni Propeller