Es ist allgemein bekannt, dass Crossover immer mehr als Schlüssel zu erfolgreicher Musik fungiert. Das haben auch Alloy Mental begriffen und veröffentlichen auf ihrem Debütalbum eine nach vorne preschende Mischung aus Techno, Punk und Gitarrenmusik. „We Have Control“ heißt der Erstling und angesichts der größtenteils hektischen Musik mag man ihnen dieses Statement nicht so ganz abkaufen.
„It’s so silent, it’s so silent, it’s so silent!“
Genug Zeit zum Suchen und Finden der Kontrolle hatten die Briten aber allemal. Drei Jahre nahmen sich die Jungs der Band zum Songschreiben, Livespielen und schlussendlich Aufnehmen. Dementsprechend muss man den Kontrollverlust, der auf der Platte spürbar ist, als Absicht identifizieren und sich unter dem Aspekt weiter mit der Platte beschäftigen.
So ist der Albumtitel natürlich als Paradoxon zu der Musik zu sehen. Es wird Kontrolle vorgegaukelt und was der Hörer auf die Ohren bekommt, ist Exzess, Chaos, Wut, Aufbegehren. Die Soundverpackung für das Rezept: Technoide Gitarrenmusik. Elektronische Musik, die ordentlich rockt. Punk mit pumpenden Beats. Wie auch immer man es klassifizieren mag, Alloy Mental haben den schmalen Grat zwischen den Genres für sich entdeckt und liefern grandios ab. Natürlich sind sie nicht die ersten, die das machen, aber von der Art und Weise, wie sie es tun, sind sie Meistern wie The Prodigy oder The Faint schon ziemlich ähnlich! Das Besondere dabei: Diese Band hat keinen Schlagzuger. Es gibt Sänger, Gitarren und Keyboarder auf der Bühne und das wars. Es ist zum Großteil schnelle Musik, die Beats sind infiziert von giftgem Strom und die Gitarre gibt einen tanzbaren Rhythmus vor. Doch es geht auch anders, Tracks wie „Seconds“ muten minimalistisch an und laden zum Entspannen nach einer durchtanzten Nacht ein.
Auch der Gesang passt sich der jeweiligen Situation an. Sprich: Es gibt hauptsächlich eine Menge Gründe, die düstere Seite aufzulegen und wenn nötig auch eine Runde herumzuschreien. Die ruhigeren Momente dieser Platte werden dann aber auch dementsprechend gewürdigt, es gibt Songs, bei denen der Gesang nur sehr reduziert und / oder verzerrt auftaucht.
Insgesamt ein lobenswertes Debütalbum, dass Alloy Mental hier zusammengeschustert haben. Für Liebhaber von tanzbarer und punkiger Electro / Rockmusik definitiv eine Empfehlung wert. Man darf nur hoffen, dass sie auch auf dem nächsten Album noch vergeblich auf der Suche nach Kontrolle sind, denn so ungestüm gefallen sie doch am besten.
VÖ: „We Have Control“ erscheint am 19.09.2008 auf Skint.