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Amanda Palmer – Who killed Amanda Palmer

So richtig geplant war das alles ja nicht.
Eine kleine, bescheidene Platte sollte es werden.
Nur Amanda und das Instrument, mit dem sie am besten direkt aus der Seele sprechen kann. Nun aber bläst einem gleich im ersten Song ein halbes Orchester den Hut vom Kopf. Und das Ben Folds mit seinen emsigen Finger nicht unschuldig daran ist, war ein spontanes Zufallsprodukt. Im Grunde genommen sogar ein absoluter Glücksgriff für diese eigenwillige Künstlerin, die ihr Album ohne mit der Wimper zu zucken „Who killed Amanda Palmer“ betitelt und einmaliges Breitband-Kabarett aufführt.

Denn es ist ein opulentes Album geworden, das viel von der Erhabenheit des Wesens von Amanda Palmer transportiert und mit orchestralen Elementen eine tiefschürfende Atmosphäre kreiert, mit der sich die Songs ins Herz bohren.
Die Grundlage aber sind zumeist Amanda und ihr Klavier.
Man kann sich erstaunlicherweise bei fast jedem Song vorstellen, wie die Dresden Dolls Frontfrau
ihr Klavier bearbeitet, der Körper bebt, die Stimme kraftvoll, aber mit immensem Gefühl
aus dem Körper gepresst wird und sich aus ihrem Inneren die morbide Vorstellungswelt
wie ein Schleier auf die Zuhörer legt. Unterhaltung auf höchstem Niveau klingt da aus den Boxen
und wer Leeds United hört, weiß wovon die Rede ist. Das zieht dir die Schuhe aus und du wirst
es vor lauter kalter Schauer nicht merken.
Das ist schräge, schwere Kost mit Popattitude und schonungslosen Lyriks.
Um Nettigkeiten würde diese Dame aber auch niemand bitten, denn ihre Kunst lebt von
einer besonderen, eher düsteren Atmosphäre und Weltansicht, die sie mit bösen Zynismus zuckert,
und so Zeilen zustande bringt wie folgende: „We all go to Alaska when we die“ – aus Blake Says.

Jedes ihrer Promofotos ist ein echter Hingucker und wie zugeschnitten auf ihre Songs.
Wer nennt schon einen Song über Blur Oasis und wer kann so einen vermeintlich „leichten“ Song über eigentlich zermürbende Themen wie Vergewaltigung schreiben?
Das ist einnehmende Kunst und endlich einmal wieder Musik, die in den schwachen Momenten des Seins
nach dem Herzen greift, es zerfetzt, aber im gleichen Zug neu zusammensetzt und etwas hervorbringt,
dass wieder Licht neben den Schatten stellt. Musikgeworderne Katharsis eben.
Und es lohnt sich, sich auch weiterhin eingängig mit Amanda Palmer zu befassen, denn sie ist nicht
nur Teil der Dresden Dolls, sondern auch hat auch zahlreiche andere Projekte zur Hand, die von Fotobüchern
bis zu Lyrikbänden reichen.
Amanda Palmer baut Welten für sich.
Und wer sich darin verliert, verliert sich in surrealer Schönheit.

VÖ: 26.09.2008

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