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ampl:tude – der igel an der orgel

Es pluckert, rumpelt und quietscht aus den Boxen – freundlich, fast frech liefern ampl:tude mit ihrem dritten Werk feinste Electronica ab.

Nebenprodukte der Weltherrschaftsforschung. Wer somit sein neustes Werk bewirbt (oder eher bewerben lässt) hat entweder überzogene Ambitionen oder einen guten Schlag Humor. Bei ampl:tude ist glücklicherweise von letzterem auszughen. Wenn man vom Albumtitel ausgeht, dann scheine der Igel wirklich ein fröhliches Tierchen zu sein, so eine Mischung aus ambitionierter Leichtigkeit, sympathischem Elektroklingklang und lustigen Track-Namen hört und sieht man selten.

Überhaupt habe ich so ein gutes Elektroalbum nicht mehr hören dürfen seit mir vor ein paar Monaten das self-titled to rococo rot Debüt in die Hände gefallen war. Ob das nun mit dem Mangel an guten Alben oder meinem Problem mit rein elektronischer Musik zu tun hat, bleibe dahingestellt. Es ist aber auch schwer, sich auf Musik einzulassen, der sowohl der Gesang (als „Instrument“) als auch die Texte fehlen.

Und so verwundert es nicht, dass man (in diesem Sinne wohl eher ich) leicht ins Angenervte gerät, wenn man versucht die Platte öfter als zweimal hintereinander zu hören. Und das obwohl die Gesamtlänge nur knapp die 30-Minuten-Grenze überschreitet. Von – zumindest in Ansätzen – mit Kunst-Attitüde versehenen Zauber-Elektronica alá Weilheim ist der „igel an der orgel“ weit entfernt. Das bedingt zwar (bei mir) die bereits ausführlich erwähnte Nerv-Grenze, hat aber auch etwas Erfrischendes.

[inspic=88,right,fullscreen,150]Man wird zum Tanzen eingeladen, aber ganz sicher nicht gezwungen. Die verspielten Klänge erinnern oft an Nintendo, Keyboard, MS20, Piano, Rechner und sonstiges Gedöns werden größtenteils harmonisch vereint. Beat und Synthieklang treiben einen durch die Rush-hour.

Sowieso ein gutes Album, um es beim Autofahren zu hören, nicht zu langsam, zwecks Sekundenschlaf-förderung, aber auch nicht so laut, um das im Beförderungsvehikel scheinbar grundsätzlich erhöhte Aggressionspotential noch weiter Richtung grenzwertig wandern zu lassen. Perfekt für die Heimfahrt.

Mit den beiden letzten Tracks kommt man dann auch langsam zur Ruhe, in „revolution zsk“ bieten sogar entspannte Gitarrenklänge den Geräuschteppich, das wirklich wundervolle „darin ist er der größte“ überrascht mit Peer Göbel an der Viola und markiert den perfekten Schluß.

Und spätestens im Ich packe meinen Koffer Hidden-track sind wir wieder bei der Weltherrschaftsforschung.

VÖ: 26.01.2007

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