Es ist das letzte Konzert hierzulande und wenige Tage vor Ende ihrer Pre-Release-Europa-Tour. Wo anderen Bands schon mal die Puste ausgeht, Tour-Koller und Heimweh in Gesicht und Klang geschrieben stehen, laufen …And You Will Know Us By The Trail of Dead zu spielfreudiger Höchstform auf, wie vergangenes Wochenende im Frankfurter „Zoom“.
Einen Tag zuvor, am 19. Oktober, erschien das mittlerweile achte Studioalbum „Lost Songs“, das die Band um Conrad Keely in keiner geringeren Metropole als Hannover aufgenommen hat und ihre besondere Bindung zu Deutschland, die sie an dem Abend noch mehrmals betonen sollen, erklären mag.
Zuvor jedoch versetzen Maybeshewill aus dem britischen Leicester die bereits zahlreich erschienenen Besucher des „Zoom“, das vor ein paar Monaten im ehemaligen „Sinkkasten“ eröffneten in einer Seitenstraße der Frankfurter Einkaufsmeile Zeil eröffnet wurde, in mitwippende Bewegung. Ihr schlichter keyboardlastiger Postrock schafft es zwar, den Abend angemessen einzuläuten, wirkt aber teilweise leider etwas uninspiriert. Der Titel ihres letzten Albums könnte auch auf den Auftritt zutreffen: „I Was Here For A Moment, Then I Was Gone“.
Mittlerweile ausverkauft, klettern Temperatur und Luftfeuchte im „Zoom“ noch vor Beginn des Hauptacts unbeugsam in die Höhe, während ihnen der Sauerstoffgehalt der Luft freudig entgegen kommt. Als Trail of Dead mit „Will You Smile Again?“ beginnen, haben sie das Publikum sofort auf ihrer Seite – zum Lächeln, Mitgröhlen, Headbangen und Moshen bereit. Mit vorbildlich ausgepegeltem Sound ohne übersteuertes Dröhnen und sichtbar viel Spaß bei der Sache geben die Texaner von der ersten Minute Vollgas. Bis auf Conrad Keelys bei Schrei-Parts manchmal doch etwas in Mitleidenschaft gezogene Stimme zeigt die Kapelle keine Verschleißerscheinungen, zumal seine Bandkollegen immer wieder einspringen: Gitarrist Jason Reece bekommt etliche Gelegenheiten, sich als Multitalent zu präsentieren („He plays the guitar, the drums and the vocals“). Nicht nur einmal tauschen Schlagzeuger Jamie Miller und er die Plätze.
Für etwas amüsierte Irritation sorgen allein das Outfit von Bassist Autry Fulbright II, der Offiziersmütze statt Afro trägt und damit unweigerlich an die Village People erinnert, während die Lobpreisungen der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover vor der Darbietung der neuen Stücke „Pinhole Cameras“ und „Up To Infinity“ in Frankfurt eher mit Achselzucken quittiert werden.
Spätestens bei „Mistakes And Regrets“ gibt es dann aber kein Halten mehr. Der Klassiker vom 1999 erschienenen Album „Madonna“ wird vom eher männlichen und zu einem gewissen Teil bereits die Ü-30-Schallmauer durchbrochenen Publikum mit gesteigertem Bewegungsdrang aufgenommen, ruft einem aber auch das stolze Dienstalter der Band ins Bewusstsein, die dieses Jahr Volljährigkeit erreicht hat. Dem Alter mag auch geschuldet sein, dass für die Verhältnisse von Trail of Dead erst relativ spät die obligatorische Whisky-Flasche auf der Bühne kursiert.
So spielen sich die Texaner in beeindruckender Manier quer durch ihr reichhaltiges Repertoire, auch wenn sie diesmal darauf verzichten, das Set in Exzess und Chaos beerdigen. Das ist auch nicht nötig, um die Anwesenden zu begeistern. Ob „Blight Takes All“, „Caterwaul“ oder „Another Morning Stoner“ – die Freude ist auf wie vor der Bühne sichtlich groß. Letzteres erst Recht, als Keely, Reece und Fulbright für ein paar Minuten im Publikum weiterspielen.
Trail of Dead haben bewiesen, dass sie auch auf kleineren Bühnen mit nur einem Schlagzeug brillieren können und man auch einfach mit Qualität statt spektakulär zerstörten Instrumenten eine großartige Show abliefern kann, die ihren Besuchern nicht minder im Gedächtnis bleiben wird.