Sehr viel Zeit ist seit der Veröffentlichung des letzten Albums von Anna Aaron vergangen. Vor bald vier Jahren und 11 Monaten erschien „Neuro“, ihr zweites Album. Und nun erblickt der Nachfolger „Pallas Dreams“ endlich das Licht der Musikwelt. Diese Veröffentlichung ist eine hart erkämpfte. Zeitweise war nicht klar, ob das Projekt „Anna Aaron“ überhaupt eine Zukunft hat und ob es jemals dieses dritte Album geben wird. Aber zum Glück ist diese Anna Aaron eine starke Frau und so gibt es jetzt endlich neue Musik von ihr auf die Ohren.
Die beiden bisherigen Alben wurden von jeweils einem Thema getragen, mit denen sich die Musikerin zu jener Zeit auseinandersetzte. So auch jetzt bei „Pallas Dreams“, mit dem Unterschied, dass es persönlicher wird als zum Anfang der Musikkarriere. Denn diesmal fand die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit, genauer mit der Kindheit statt. Diese erlebte Anna Aaron zu einem Teil in Manila auf den Philippinen, wo ihre Eltern missionarisch tätig waren. Und die Bilder dieser Zeit wohnen noch immer in ihrer Persönlichkeit, geistern durch die Träume und wurden in diesem Album von ihr musikalisch verarbeitet.
Für diese Reise in die Kindheit gibt es wahrscheinlich nichts passenderes, als sie mit dem eigenen Bruder zu bestreiten. Und genau dies passiert auf diesem Album, denn aufgenommen hat sie es mit dem Musiker und Produzenten Alain Meyer, ihrem Bruder. Herausgekommen ist dabei ein sehr facettenreiches, experimentelles und selbstbewusstes Album. Das die Bilder der Vergangenheit, gemalt von einer kindlichen Phantasie, zurückholt, und nun mit Musik und Gesang auferstehen lässt.
Some magical skill from the time when we were kids stays fixed on a mission to save Psyche in her tower of dreams hey and when I ask you to explain the change in what we play you blame new things in your blood.
Anna Aaron – Pallas Dreams – #5 – New Things In Your Blood
Mit „Dear Dear“ beginnt das Album noch recht ruhig und der Song nimmt vor allem durch Anna’s Stimme Gestalt an. Aber während der Einstieg noch nach der bisher bekannten Anna Aaron klingt, nimmt der dritte Song „Moskito“ den Hörer mit in eine exotische Welt. Man spürt geradezu die bunte, verrückte Welt der Millionenstadt in den Tropen. Mit „New Things In Your Blood“, „Last Time We Met“ und „Why Not“ beschreitet die Musik einen deutlich anderen Weg als bisher von Anna Aaron bekannt. Es wird elektronischer und vor allem experimenteller als auf den ersten Alben. Dabei wirken Musik und Gesang trotz aller Experimente wie füreinander gemacht und aus einem Guss. Das wunderbare „Pallas Dreams“ und „Rooms“ wirken wie weiterentwickelte Songs vom „Neuro“-Album. Zum Abschluss gibt es mit „White Lady“ noch ein weiteres Highlight. In die Straße, wo Annas Familie in Quezon City lebte, wollte nach Einbruch der Dunkelheit kein Taxifahrer mehr fahren, weil dort eine Geist spuken sollte. Eben jene „White Lady“, der mit diesem Song ein kleines Denkmal gesetzt wird.
Die Reise der Anna Aaron, die die Musik erst relativ spät für sich und sich selbst in der Musik entdeckte, geht mit „Pallas Dreams“ glücklicherweise endlich weiter. Diese Reise vom Geistlichen und Körperliche („Dogs In Spirit“), hin zum Digitalen und Nicht-Physischen („Neuro“) und nun zum Persönlichen bzw. zu dem, was die Wahrnehmungen in der Kindheit für einen Raum in der Persönlichkeit einnehmen und wie sie diese einfärben. Eine sehr faszinierende Reise, die wir gern weiter verfolgen werden.
VÖ: 25.01.2019 Label: Radicalis Music Anna Aaron im Netz: annaaaron.com | Anna Aaron @ Facebook | Anna Aaron @ Instagram Unser Interview mit Anna Aaron von 2014