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Arcade Fire | 02.07.2017 | Berlin

Nachdem es die Tage davor kübelweise über Berlin geregnet hatte, wirkte es fast schon wie ein kleines Wunder, dass der Himmel an diesen Open-Air-Abend aufriss und den strahlend blauen Himmel preisgab.

Die S-Bahnen waren vollgestopft mit internationalem Publikum, man hörte ein Stimmengewirr aus Englisch, Spanisch und Französisch auf den Weg in die Wuhlheide. Woher man auch kam und gerade jetzt und hier in Berlin gelandet war, zum Leben, Arbeiten oder Studieren oder einfach nur als Tourist – auf diese Band konnte man sich einigen. Eine der bekanntesten Indie-Rockband der Welt war zu Gast in Berlin.

Die Location wurde von den Gästen gelobt, allein der Weg dorthin, der durch Park und Wald führte, versetze auswärtige Besucher ins Staunen. Als es sich beim Einlass kurzzeitig extrem staute und es Verwirrungen gab, ob Taschen und Flaschen nun mit genommen werden dürfen (das interpretierte jede Einlasscrew etwas anders), wurden manche etwas genervt. Das legte sich aber, als man dann drin war bald wieder, denn die Bühne in der Wuhlheide im Südosten Berlins ist eine der Schönsten der Stadt.

Die Sonne senkte sich langsam hinter die Baumwipfel, als Arcade Fire kurz vor 21.00 Uhr die Bühne betraten. Während die meisten Bands mit der aktuell erfolgreichsten Single bis zum Schluss des Sets warten, setzten Arcade Fire ihren Hit „Everything Now“ gleich an den Anfang und eröffneten den Abend mit ihrem derzeit tanzbarsten Pop-Hit. Schon die Veröffentlichung im Frühling sorgte für Diskussionen – kann man das gut finden, was da nach einer Mischung aus Abba und Clayderman klang, mit gefälligen Sidestep-Beat und einer Panflöte!? Letztere wurde live glücklicherweise durch ein Sample ersetzt, jedenfalls war kein Panflötenspieler erkennbar. Soviel Rockwürde wollte man sich noch bewahren. In großen Buchstaben liefen die Worte „Everything now“ über ein Lichtkasten im Rücken der Band, wahlweise auch in Deutsch: „Alles jetzt“.

Das Publikum tobte und war sofort in Tanzlaune, man kann diesem Popsong eine gewisse Genialität nicht absprechen und vielleicht ist es auch das, was eine große Band ausmacht: gute Musik für die Massen. Weiter ging es quer die Alben der Band mit „Rebellion“, gefolgt von „Here comes the Night Time“ und „Signs of Life“ (gesamte Setlist, siehe unten). Der Lichtkasten im Hintergrund der Band sollte noch mehr Funktionen bekommen, die Wände transparent, der Innenraum begehbar, konnte er in den verschiedensten Farben angeleuchtet werden, was, wenn Bandmitglieder scherenschnittartig darin liefen, schon schön aussah. Die Lichtshow war durchdacht und professionell, flirrende, farbige Lichtkegel, die über Bühne und Publikum schwebten, ein Sternhimmel auf der Bühne, der empor stieg und im Himmel versank, ja man hätte meinen können, auch die echte Mondsichel, direkt über dem Bühnenzelt , wäre installiert worden. Es war eine grandiose Show mit vielen Hits der Kanadier, spätestens bei „Reflektor“  tanzten 17.000 im Park. Kurz vor Schluss wurde dann mit „Creature Comfort“ noch etwas vom neuen Album gespielt, mit „Wake up“ als Zugabe wurden die Zuhörer verabschiedet und als den Leuten immer noch nicht genug war, gab es noch „Neon Bible“ drauf. Man sah nur glückliche und zufriedene Gesichter über ein großartiges Konzert von Arcade Fire.

Win Butler | Foto: Alex David
Wer dann immer noch nicht genug bekommen konnte, der pilgerte danach zur Aftershow-Party ins ACUD in Berlin-Mitte, wo Win Butler unter seinen DJ Pseudonym Windows 98 noch auflegte. Der bunt beleuchtete Innenhof mit der kleinen Bar und den Gartenstühlen bot Raum zum Rasten und Reden, der Clubraum selbst, war schon vor Eintreffen der Band gut betanzt.   Als Arcade Fire in Form von Win Butler sich dann pünktlich 00.30 Uhr durch die Leute drängelte und hinters DJ-Pult stellte-sogar der berühmte Schellenreif kam wieder zum Einsatz-, glich der Clubraum einer überfüllten Saunazell, es war einfach viel zu voll. An Tanzen war gar nicht mehr zu denken, und so landeten wir früher als gedacht wieder zuhause, im Speicher ein schöner Konzertabend in der Wuhlheide. Jetzt darf man gespannt sein auf das Album, das am 27.07.17 erscheint. Hoffentlich auch in so schönem Vinyl-Rot wie die Single.

Setlist Parkbühne Wuhlheide Berlin (ohne Gewähr, Ergänzungen willkommen):

  • Everything now
  • Rebellion (Lies)
  • Here comes the Night Time
  • Signs of Life
  • No Cars Go
  • Intervention
  • Suburban War
  • The Suburbs
  • Ready To Start
  • Neighborhood#1
  • Sprawl II
  • Reflektor
  • Afterlife
  • Creature Comfort
  • Neighborhood#3
  • Zugabe 1: Wake up
  • Zugabe 2: Neon Bible

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