Art Brut sind nicht zur Ruhe zu kriegen. Vor drei Jahren knallten sie ihr Debütalbum auf die Plattenteller dieser Welt, der Titel „Bang Bang Rock’n’Roll“ machte klar, wo es lang gehen soll. Auch wenn die zweite Platte bereits „It’s a bit complicated“ verlauten ließ und das nun folgende Drittlingswerk, betitelt „Art Brut vs. Satan“, die Band in die Hölle zu schicken scheint, braucht man sich keine Gedanken über die Musik hinter der brennenden Fassade zu machen.
Blicken wir mal kurz zurück: Es war 2006 und ich stand stolz wie Oskar in der ersten Reihe der Hamburger Fabrik. Auf der Bühne eine Band namens Art Brut, die sehr locker drauf war und herrlich durchdrehte. Dass mir Sänger Eddie vor dem Konzert eine Cola spendierte, hat sich bis heute in meinen Kopf eingebrannt und ganz fein Fangirl-mäßig bin ich mit Autogramm auf zerknicktem Zettel wieder nach Hause gefahren. Nun gut, jetzt haben wir 2009, ich bin nicht mehr 16 – Und siehe da, plötzlich befinde ich mich in der Situation, die neue Platte der Briten kaiserlich bewerten zu dürfen. Wie das Schicksal manchmal so spielt.
In dem Kontext ist aber bereits eines festzuhalten: Die lockere Stimmung und das Chaos sind noch immer fester Bestandteil des Bandgefüges. Auch auf „Art Brut vs. Satan“ wird wie eh und je ausgiebig gerockt und geschrammelt und das Schlagzeug stolpert Hand in Hand mit Bass und Gitarren durch das Wortgewirr der Lyrics. Der Backgroundgesang von Bandkollege Jasper Future hat noch zugenommen und passt perfekt zu den Songs. Es ist ja an sich simple Rockmusik, aber mit einem einzigartigen Charme, dem man sich nur sehr schwer entziehen kann. Alles klingt so typisch nach Art Brut. Das war beim Erstling so, das war beim Zweiten so und das ist hier auch noch immer so. Wer anderes behauptet, der hat die Band wohl nicht verstanden.
Ein Grund für besagten Charme ist zu großem Teil Eddie Argos‚ Stimme und seinen Texten anzurechnen. Spätestens seit den Streets hat das deutsche Ohr sich daran gewöhnt, britischen Akzent anziehend zu finden, also kann Eddie so viel schonmal gar nicht falsch machen. Hinzu kommt aber die Art, wie er es rüberbringt. Es sind Geschichten aus seinem Leben, die er einfach herausplappert, wie ihm in dem Kopf kommen, da wird er auch gerne mal etwas lauter, um den Nagel auf den Kopf zu schmettern. Wie immer bei Art Brut findet man endlose Zitate und Referenzen in den Texten, die sich auf Musik und Popkultur beziehen und feinfühlig mit Emotionen verkapselt sind. Die Lyrics sind so gestrickt, dass man über glasklare Ironie grinsen kann und umwunden mit dem Kopf nicken möchte.
„You like the Beatles and I like the Stones,
but those are just the records that our parents owned.
I can’t believe those things I said…
I blame it on a rush of love to the head.“
Art Brut werden hoffentlich noch lange so weitermachen und man kann einer solch sympathischen und offenen Band nur allen Erfolg der Welt wünschen. Unter einer Bedingung: Es muss verhindert werden, dass sie Band zu hoch aufsteigt, denn dann würden sie sicherlich das weiße Handtuch werfen. Mit „Satan“ ist schließlich den Lyrics zufolge niemand anderes als die kommerzielle Plattenindustrie gemeint. Aber bei all der Ironie, die Art Brut mit sich bringen, weiß man ja eigentlich nie, woran man wirklich ist. Sagen wir es so: Sie sind immer noch besser als Kunst.
VÖ: „Art Brut vs. Satan“ erscheint am 17.04.2009 auf Cooking Vinyl.
Sie haben aber gegen den richtigen Satan verloren um so einen geilen hammer rotzigen Sound aufzubauen.