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August Diehl liest: In Plüschgewittern (Wolfgang Herrndorf)

Wolfgangs Herrndorfs Roman „In Plüschgewittern“ erschien im Jahre 2002 und wurde von den Medien und der Leserschaft als aus dem Einheitsbrei hervorstechend und wirklich lesenswert abgestempelt. Ein paar Jahre später erscheint nun das Hörbuch zu dem Berlinroman, eingelesen vom Schauspieler August Diehl. Und auch das Hörbuch schafft es glücklicherweise, den Charme des Romans aufrecht zu erhalten.

„Es könnte alles so einfach sein. Sie müssten nur Proust lesen, keine Handtäschlein tragen und diesen Quatsch mit den Kindern vergessen. Und dann vielleicht noch ein bisschen Trinkfestigkeit.“

Besonders für seinen Schreibstil wurde Herrndorf gelobt. Die Art und Weise, zu erzählen, ist bemerkenswert anders. Die Handlungen entstehen bildhaft und bleiben somit in Erinnerung. Gefühle werden selten direkt beschrieben, sondern man beginnt erst dann nachzuempfinden, wenn man sich in der Storyline weiter vorwärts begibt. Desweiteren ist die Geschichte aus der Sicht eines Ich-Erzählers geschrieben, der seine Umwelt beobachtet und bissig kommentiert, was zusammen mit der metaphorischen Sprache und den oftmals verqueren Gedanken des Protagonisten ein interessantes, reflektierendes Bild für den Leser abgibt.

Kurz zu der Story: Die Geschichte handelt von einem Mann, um die 30 Jahre alt, der sich aus der westdeutschen Provinz in die Szene-Quartiere der großen Städte begibt und schlussendlich in Berlin landet. Berlin heißt für ihn: Endloses Gerede, viel Durst, vager Durchblick, kein Plan, keine Arbeit, aber viele lange Abende, auch gerne mal Altbau-Parties oder sonstige Späße. Diese Stadt ist wie gemacht für ihn und er fühlt sich aufgehoben. Doch dann passiert, was passieren musste: Er verliebt sich und beginnt, an sich und an der Welt zu leiden.

„Ich kann nicht mit jemandem zusammen sein, hat Erika gesagt, der sich für rein gar nichts interessiert. Dann ist ja alles in Ordnung, habe ich gesagt. Und darauf Erika: Genau das meine ich.“

Um den Berliner Charme und den ironischen und sarkastischen Stil, mit dem die Szenarien im Buch dargelegt werden, am Leben zu erhalten, oder bestenfalls mit noch mehr Leben zu füllen, musste natürlich ein passender Sprecher her. Man entschied sich für August Diehl, Schauspieler in Filmen wie „23“oder „Freischwimmer“, welcher nicht zuletzt auch auf den Bühnen im Maxim Gorki Theater Berlin oder dem Schauspielhaus Hamburg Glanztaten vollbrachte.

Wer sich einen Eindruck verschaffen möchte, hier eine Hörprobe:
[audio:https://mainstage.de/wp-content/uploads/2008/06/in_plueschgewittern.mp3]

Angenehme und interesseweckende Stimme, der man auch über den Zeitraum von über 4 Stunden Erzählzeit sicherlich gerne lauschen mag. Insgesamt also ein wirklich lesens- und hörenswertes Projekt. Ein Roman im Bereich der Berliner Popkultur, der gekannte und geliebte Thematiken aufgreift und dabei aber so erfrischend anders ist.


VÖ: „In Plüschgewittern“ erscheint am 27.06.2008 auf Roof Music.

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