Aus den Nähten platzender Retro-Rock vs. bedachtem Synthie-Pop-Indie-Rock. Ein Abend der Gegensätze, das war es zweifelsohne, als sich Beat!Beat!Beat! und die Leipziger Elster Club im Objekt 5 in Halle die Klinke in die Hand gaben.
Mit jeder Minute füllte es sich mehr und mehr, das Hallenser Objekt 5. Auf jedem Zentimeter, sogar auf den zum Wintergarten führenden Treppen stand man, oder saß an den Tischen der Bar, Flitzebogen gespannt. Doch nur Sekunden nach dem der erste Ton der Leipziger Formation Elster Club erklang, war von Stehen und Sitzen keine Rede mehr.
Eine Reise in die Siebziger war es, als tanze man im Studio 54, als würden ABBA wieder auferstehen, als würde die Anarchie leben. Es herrschte Halli-Galli, man tanzte sich die Seele aus dem Leib und prustete lauthals Songs mit, die man vorher nie gehört hatte. Das Trio Elster Club, das sich als Johannes, Christian und Thomas vorstellte, spielte allerdings keinen plumpen Retro Rock. An Gitarre, Bass und Synthie spielten sie sich die Finger wund und schrammelten eine Stilrichtung zusammen, die sich zwischen Wave, Electro, Hip Hop und Pop nicht entscheiden konnte.
Mitvoranschreitender Uhrzeit schritt auf die Innbrünstigkeit der Leipziger fort, die sich auf der Bühne den Wolf tanzten, und mit reichlich Jubel belohnt wurden. Zeitweilig hatte das Objekt 5 wohl um ihre Einrichtung zu bangen, in der das feierwütige Hallenser Publikum dem Elster Club in nichts nach stand. Obwohl sie sich die Sympathie der Zuschauer nicht erkaufen hätten müssen, warfen sie dann aber mit Demo-EPs um sich, und spielten als krönenden Abschluss ihres explosiven, tanzreichen, ausgeflippten Auftrittes den Titel Pop. Zu hören und zu downloaden gibt’s den, mit Verlaub, meine Damen und Herren, Kracher, hier.
Nach wenigen, obligatorischen Minuten der Umbauphase betraten dann Beat!Beat!Beat! die Bühne. Und bewiesen sich als Kontrastprogramm zu ihren Vorgängern. Während das, man kann es getrost sagen, alte Eisen des Elster Clubs für Aufruhr sorgte, schlugen die Burschen von Beat!Beat!Beat! eher ruhigere Töne an.
Bei dem ein oder anderen mag das wohl auf Misswollen gestoßen sein. Ihnen fehlte es an der jugendlichen Euphorie und Ideenreichtum. Es war ihnen live zu glattbegügelt, zu energielos, zu dahingespielt. Doch was dem einen als zu einfallslos und öde daher kam, war dem anderen eine willkommene Abwechslung. Den Drang, dem sich in den letzten Jahren viele junge Bands verschrien haben, scheinen die Viersener hinter sich gelassen zu haben. Und das ohne einer Hitparade anzumuten.
Erfrischend gegenwärtig klingen ihre Arrangements und Kompositionen, mit Hingabe und Gefühl sind die Jungs dabei. Zwar fehlte es am Publikumskontakt, den Elster Club mehr als nur inne hatten, dennoch kann man getrost sagen, dass sich was Beat!Beat!Beat! nach so kurzer Zeit im Rampenlicht auf das Parkett legen, mehr als sehen lassen kann!
Unter dem Sternenhimmel des Objekt’schen Wintergartens ist Stars der Track, dem es gelingt, freudige Wellen unter dem Publikum ausbrechen zu lassen, dem schließen sich Waves und Fireworks an. Vor allem mit Letzterem beweist Sänger Joshua seine Stimmgewalt, und lässt für einen kurzen Moment nicht nur die Funken sprühen, sondern zeigt, dass sich zu Beat!Beat!Beat! nicht etwa vier musikinteressierte, sondern musikbegabte Jungs zusammen getan haben. Ebenso mit Pristine Heart, für den Joshua kurz vor Schicht im Schacht das Licht dämmen lässt, und bei romantisch flackerndem Licht des Feuerzeugs mit seiner auch sanften Stimme auftrumpft.
Nachdem sie auch One Day in the Woods und Late on a.m. , Songs ihrer EP Stars, spielten, war aber Too Short To Bide, ein Titel ihrer Lightmares-LP, der eher in Vergessenheit geraten könnte, der jenige, der eigentlich hätte alle Zweifel verfliegen lassen müssen.
Ich bin mir sicher, dieses war nicht das letzte Jahr in dem wir von Beat!Beat!Beat! gehört haben.
Mehr Bilder von dem Konzert gibt’s hier.