Die Kasseler Stadthalle ist nicht oft Austragungsort für Rockkonzerte. Schon gar nicht für Punkrockkonzerte. In diesem stilvollen Ambiente treffen sich sonst eher Fans von klassischer Musik, Comedy oder Lesungen. Am vergangenen Donnerstag waren die Beatsteaks aus Berlin zu Gast und schon von außen sah man, dass dies kein gewöhnlicher Abend in der Kasseler Stadthalle werden würde, auf den die Fans seit Dezember warten mussten.
Die Einlassschlange ist lang und führt einmal um den Vorplatz der Stadthalle. Gesäumt wird der Weg von leeren Bier- und Weinflaschen, kleinen Fässchen und allem, was einem das Warten auf den Einlass versüßen kann. Die Menschen, die in der Reihe stehen, sind bestens gelaunt und schauen gespannt dem entgegen, was da kommen mag.
Auf den Tag fast genau vier Jahre musste man warten, um die Beatsteaks wieder in Kassel zu sehen. Seitdem ist viel passiert: Im April 2004 war gerade „Smack Smash“ erschienen, das Album, welches aus den Berlinern Dauergäste auf MTV machte und wodurch wirklich auch der Letzte auf die sympathische Band aufmerksam wurde. Am 1. April 2004 waren sie zu Gast im ausverkauften Spot, nun, vier Jahre später, stehen sie auf der Bühne der zweitgrößten Halle, die Kassel zu bieten hat.
In den ersten Reihen der Stadthalle quetschen sich viele junge Mädchen, die laut eigenen Angaben seit 13 Uhr auf ihr erstes Beatsteaks Konzert warten, die kichern, mit Freundinnen telefonieren und ungeduldig fragen, wann es endlich los geht. Dahinter das übliche Publikum, das in der Umbaupause zur Musik der Beatles schon einen Pogokreis eröffnet und es nicht erwarten kann, endlich die gesamte Energie rauslassen zu können. Zuvor waren bereits Humanzi auf der Bühne. Die Band aus Irland spielte lauten, dreckigen Rock; Das Publikum war dagegen eher verhalten.
Um 21.15 Uhr wird es dunkel in der Kasseler Stadthalle und vor den dunklen Vorhang, der die Bühne verhüllt, tritt Arnim Teutoburg-Weiß unter tosendem, schrillen Geschrei aus den ersten Reihen und beginnt die Show mit dem wunderbaren „She was great„. Er klatscht einzelne Hände des Publikums ab, zieht den Vorhang zur Seite und gibt den Blick auf die restlichen vier Bandmitglieder frei. Danach gibts endlich Power: „As I please“ und „Demons Galore“ vom aktuellen Album „.Limbo Messiah“ bringen das Publikum beim ersten Ton zum Ausrasten.
Die Setliste ist sehr „.Limbo Messiah“ und „Smack Smash“ lastig, es gibt nur brandheiße Hits Hits Hits, gepaart mit Klassikern wie „Summer“ oder „Panic„, nur wenig ältere Songs schaffen es auf die Setlist. Als Arnim das Publikum begrüßt erklärt er, dass Kassel lang genug auf das Konzert gewartet hätte (eigentlich war die Show für den 11. Dezember angesetzt, musste aber wegen seiner Stimmbandoperation abgesagt werden), „oder nein, falsch, WIR haben lang genug auf dieses Konzert gewartet“.
Gut macht sich Arnim auch als DJ, er kratzt die Platten, lässt Snoop Doggs „Sensual Seduction“ zusammen mit „Dickes B“ und „The Seed“ von The Roots laufen und tanzt dazu über die Bühne. Zusammen mit Bassist Torsten liefert er sich heiße Tanzeinlagen, die lautstark aus den ersten Reihen gewürdigt werden.
Neben Action auf der Bühne gab es auch Action im Publikum: Während „Atomic Love„, das laut Arnim ein Song zum Knutschen sei, fordert er die Leute auf, zu den Seiten der Halle zu gehen. Wer nicht mitmacht, wird direkt vom Sänger angesprochen „Hey, Du musst noch da rüber!“. Die Band setzt wieder ein und das Publikum rennt ineinander und wird zu einem großen Knäuel. Wall Of Death. Großartig. Von der Empore sah das in etwa so aus:
(Video mit Genehmigung vom netten Beatsteaks-Forum, vielen Dank!)
In der Zugabe gibt es dann noch die obligatorische Sitz La Ola während „Let me in„, die mittlerweile bei keiner Beatsteaks-Show mehr fehlen darf und regelrecht vom Publikum eingefordert wird.
Ein weiteres Highlight des Abends ist „Cut off the Top„, das ebenfalls im Zugabenblock gespielt wird. Ist das Lied auf dem Album schon ein echtes Brett, geht es live doppelt so sehr ab. Die Beats aus der Konserve kommen hart, die Gitarren ebenfalls, das Publikum wird durch nichts mehr gehalten. Sogar auf den Emporen wird gesprungen.
Trotz der außergewöhnlichen Location stand das Konzert in der Stadthalle dem des Spots vor vier Jahren in nichts nach. Vielleicht war das Publikum noch ausgelassener und extatischer und auch der Band merkte man an, dass sie großen Spaß an diesem Abend hatten.
Die Beatsteaks spielen in den nächsten Wochen noch einige Shows, die meisten davon sind allerdings schon ausverkauft. Wer die Berliner trotzdem gerne live sehen möchte, dem empfehlen wir die neue Live CD mit DVD „Kanon auf Spatzen„, die am 2. Mai in die Läden kommt!
Fotos vom Beatsteaks Konzert in Kassel gibts hier!