Startseite » Bernhard Eder im Interview

Bernhard Eder im Interview

Bernhard Eder – Ein junger Österreicher, der wundervolle Popmusik erschafft. Sein zweites Album „Tales From The East Side“, das 2008 auf den Markt kam, ließ den Hörer hinfort träumen. Nun kam er endlich auch auf Tour zu uns, im Gepäck nur seine Gitarre und an seiner Seite den Folkmusiker Ian Fisher. Vor dem Konzert in Hamburg am 16.01.2009 sprachen wir nun mit Bernhard über die Tour und seine Musik.

Du tourst gerade mit Ian Fisher. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Bernhard: Ich hab Ian in Wien auf einem Straßenfest kennengelernt. Wir trafen uns dort zu später Stunde. Das kam daher, dass Freunde von mir, die Jungs von A Life, A Song, A Cigarette, ihn bereits kannten und mir vorstellten. Und dann haben wir gesprochen und uns super verstanden und uns ein paar Tage später dann nochmal getroffen und inzwischen ist eine Freundschaft draus geworden. Und da es als Musiker ja immer sehr schwer ist, wenn man aus einem anderen Land in fremde Städte kommt, hab ich ihn dann mitgenommen. Also, die Tour war für mich sowieso schon gebucht und dann hab ich ihn gefragt, ob er nicht mitkommen mag.

Wenn ich das gestern in Kiel richtig verstanden hab, ist es das erste Mal, dass du ohne Band auf Tour unterwegs bist?

Bernhard: Das erste Mal nicht. Zum Release meines ersten Albums war ich auch allein unterwegs und zwischendrin auch immer wieder mal, aber ja, für die neue Platte ist es die erste Tour ohne Band. Bei den jetzigen Konzerten sind die Songs der ersten Platte natürlich leicht umsetzbar, weil ich zu dem Zeitpunkt sowieso noch solo war. Bei den Songs des neuen Albums ist das nun etwas schwerer, die Arrangements der Platte rüberzubringen.

Ist es denn anders für dich, ohne Band zu spielen?

Bernhard: Ja, klar. Mir fehlen dann einige Elemente. Und einige Songs lassen sich auch gar nicht umsetzen.

Welche sind das denn?

Bernhard: „Polen 2“ geht zum Beispiel gar nicht. „Polen 1“ hingegen funktioniert schon irgendwie, auch wenn einem dann solche Elemente wie Schlagzeug und Bass schon fehlen.

Wo du gerade die beiden Songs ansprichst, wieso heißen die so?

Bernhard: Weil ich die im Urlaub in Polen geschrieben hab. Und die haben wir dann auch sehr schnell ins Liveprogramm übernommen. Und damals hatte ich sie dann eigentlich nur vorübergehend „Polen 1“ und „Polen 2“ genannt. Aber bevor ich mir überhaupt Gedanken über einen neuen Titel machen konnte, kamen schon Leute an und fragten nach, ob es die „Polen“-Songs denn bald auch auf Platte geben wird. Und weil die Leute das schon so drin hatten, hab ich es dann auch auf dem Album einfach so belassen. Und ich find das im Endeffekt sogar sehr gut so. Es muss ja nicht jeder Titel immer direkt was mit dem Inhalt des Songs zu tun haben.

„Polen 1“, wie du gestern in Kiel erzählt hast, wurde ja als Walzer geschrieben. Wie kamst du auf die Idee?

Bernhard: Eigentlich war es die Idee meiner Freundin. Die hat auf einer Melodica immer dieses Walzer-Demo gespielt, also dieses Grundthema. Und irgendwie schlug sie vor, dass ich zu dem Ding doch mal einen Song schreiben sollte. Ich fand die Idee gut und dann ging es auch relativ schnell. In 10 Minuten war der Song fertig – Also, ohne Text. So kam das. Weiblicher Einfluss!

Wie kommen die Songs von deiner neuen Platte denn live an?

Bernhard: Auf dieser Tour schon sehr gut, aber besonders gut entfalten sie sich ja erst mit Band. Wir haben die Songs auch teilweise noch umarrangiert fürs Livespielen. Bei einem Song am Ende haben wir zum Beispiel einen südamerikanischen Rhythmus untergelegt, der dann immer mehr und immer mehr wird, das ist jetzt richtig tanzbar. Richtig stimmungsmäßig für meine Verhältnisse.

Wie gut sind deine Konzerte eigentlich besucht?

Bernhard: Das ist ganz verschieden. Ja nach Stadt, je nach Club, das hat mehrere Faktoren.

Gibt es einen Unterschied von Deutschland zu Österreich?

Bernhard: Ja, in Österreich bin ich schon bekannter, da kommen so um die 100 Leute zu den Konzerten, manchmal auch mehr. Und in Deutschland halt doch ein bisschen weniger, meistens so 60 oder 70 Leute.

In Berlin spielst du ja auch gerne und häufig. Da bist du auf dieser Tour ja gleich dreimal.

Bernhard: Ich hab eine Zeit lang in Berlin gewohnt… Und auch die Berichterstattung in der Stadt ist toll, viele Stadtmagazine interessieren sich für mich und daher kennt man meinen Namen schon. In Berlin kann man echt in einer Woche dreimal spielen. Liegt natürlich auch daran, dass die Stadt so groß ist. Aber die Konzerte sind auch echt immer gut besucht. Und dass ich jetzt auf dieser Tour dreimal in Berlin spiele, liegt auch daran, dass zwei andere Konzerte ausgefallen sind, Dresden und Magdeburg. Und dann kamen von Seiten der Veranstalter direkt weitere Anfragen für Berlin, da passte das dann gut. Dresden ist jetzt allerdings verschoben auf April.

Wie waren die Reaktionen der Presse auf das neue Album?

Bernhard: Presse war ausschließlich sehr gut. Naja, einer fand die Platte eher mittelmäßig, aber begründete das mit seinem subjektiven Empfinden, dass ihm die Musik zu depressiv sei. Was ich gar nicht verstehen kann, der hätte mal meine erste Platte hören sollen, da passt das eher.

Meine Rezension war übrigens wirklich so gemeint, wie ich sie geschrieben hab. Echt schöne Musik!

Bernhard: Ja, die Platte kam wirklich gut weg. Und manche Rezensionen würde man sich dann auch gern ausdrucken, vergrößern und an die Wand hängen. Das kommt dann gut, wenn man einen schlechten Tag hat!

Du singst ja immer auf Englisch. Warum?

Bernhard: Ich bin mit englischer Musik aufgewachsen. Ich hab auch mal Songs auf Deutsch geschrieben, aber das gefiel mir nicht so. Die deutsche Sprache klingt zu hart für melancholische Songs. Mit einer anderen Band von mir, wa:rum, habe ich mal versucht, auch deutsche Songs zu schreiben, aber das Projekt liegt derzeit ein bisschen auf Eis. Ich habe vor kurzem eine Coverversion von „Am Fenster“ gemacht, diesem DDR-Klassiker. Das ging halt auch nur auf Deutsch.

Gestern in Kiel hast du ja auch Madonna gecovert, oder?

Bernhard: Ja, genau. Da gab es im Klub der Republik in Berlin beim „Sound & Vision“ mal die Aktion, dass Singer/Songwriter Songs covern konnten und da war auch Madonna mal Thema. Daher rührte die Idee. Und ich versuche, wenn ich schon Songs cover, die so abzuändern, dass sie ganz eigen werden.

Gibt es denn auch schon neue Songs von dir?

Bernhard: Ja, die sind geschrieben und nächste Woche geht es ins Studio, bzw. in mein Heimstudio. Aber ich weiß noch nicht, in welche Richtung das gehen wird, das ist noch nicht wirklich konkret, da werd ich ein bisschen rumbasteln. Aber ich möchte schon wieder ein bisschen die Richtung ändern. Aber es gibt echt schon so viele Songs, dass da welche dabei sind, die melancholischer sind und manche, die poppiger sind. Wird man sehen, wie sich das dann letztendlich entwickelt.

Und wie steht es um die Bands wa:rum und Be One? Wird da noch was kommen?

Bernhard: In nächster Zeit mal nicht, da ich noch so mit meinem Soloprojekt beschäftigt bin und es da noch viel zu tun gibt. Ich konzentriere mich immer gern auf eine Sache. Und da ist es schwer, sich mit der anderen Musik auseinanderzusetzen, da ich in allen Bands Sänger und Songschreiber bin.

Gut, das war es dann soweit. Noch ein letztes Wort?

Bernhard: Trennt den Müll. Und kauft Bio-Produkte!

Lieben Dank fürs Interview.

Bernhard: Danke.


Fotos vom Konzert in Kiel findet ihr hier.

Wir freuen uns über deinen Kommentar: