Seit nunmehr 12 Jahren rumpeln Black Rebel Motorcycle Club über Stock und Stein der weltweiten Musiklandschaft. Niemals irgendwelchen Trends verpflichtet und immer in Ur-Besetzung, was sich allerdings kürzlich änderte. Enfant terrible Nick Jago durfte gehen und wurde promt durch The Raveonettes-Tour-Schlagzeugerin Leah Shapiro ersetzt. Dem jüngsten Langspieler „Beat The Devil´s Tattoo“ ist diese personelle Veränderung hingegen gar nicht anzumerken, klingen die Kalifornier darauf doch so sumpfig und erdig wie eh und je.
Einigkeit über die mittlerweile schon fast leidige Personalia Jago scheint allerdings nach wie vor nicht zu herrschen. So gab der Schlagzeuger zu Protokoll, er sei aus der Band geworfen worden, was Sänger und Gitarrist Hayes jedoch relativiert:“Wir haben Nick frei gestellt zu gehen, da es einfach keinen Sinn mehr machte. Ich würde schon sagen, dass wir noch Freunde sind“, wird Hayes in der aktuellen Ausgabe von „Visions“ zitiert. Wie auch immer. Dass Jago offensichtlich fortwährende Probleme mit Betäubungsmitteln hatte, war spätestens seit den Aufnahmen zum dritten Album „HOWL“, welches Hayes und Been nahezu im Alleingang einspielten, kein Geheimnis mehr. Dennoch wurden dem langjährigen Freund alle Optionen und Türen offen gehalten. Was letztendlich den endgültigen Bruch zwischen der Band und Jago herauf beschwor ist nicht eindeutig geklärt.
Musikalisch ist das Ausscheiden Jagos allerdings kaum spürbar. Ohnehin war das Schlagzeug über all die Jahre und Alben nie ein wirklich in den Vordergrund drängendes Stilmittel, sondern eher ein treibendes Element, das zwar richtungsweisend war, aber nie wirklich zwanghaft in diese Richtung drängte. Dafür sind Bassist Robert Levon Been und Gitarrist Peter Hayes einfach zu starke Persönlichkeiten, auch wenn sich dieser Eindruck nicht wirklich in außer musikalischen Aktivitätetn manifestiert. Die Langspieler leben vor allem durch charismatischen Gesang, den sich Hayes und Been pari pari aufteilen. Die sparsame, verwaschene Instrumentierung untermalte stets passend.
„Beat The Devil´s Tattoo“ erscheint als eine Mixtur aus den beiden vorherigen Studio-Alben „Howl“, welches vor allem durch überwiegend akustische Gitarren überraschte und gleichermaßen begeisterte sowie „Baby81“, das im Vergleich zum dezent inszenierten Vorgänger wieder brachialer daher kam. Der Hang zum Epischen war in den Werken der Kalifornier schon immer erkennbar, wurde jedoch in „Howl“ auf die Spitze getrieben, da den Musikern anscheinend in dieser Situation ohne Schlagzeuger ihre Fähigkeiten gewahr wurden, auch mit sparsamer Instrumentierung ein breites Klangbild erzeugen zu können. Und gerade in dieser ruhigen, entgifteten Atmosphäre liegt eine der großen Qualitäten von Black Rebel Motorcycle Club. Das Trio vermag es nicht nur bis zur Besinnungslosigkeit auf den artypischen, übersteuerten Stil einzudreschen, sondern kann guten Gewissens Tempo und Lautstärke reduzieren ohne damit ihre Musik uninteressant zu machen. Besagte Verquickung schlägt sich besonders deutlich im eröffnenden „Beat The Devil´s Tattoo“ nieder. Ein Beginn, der zunächst an „Shufflle Your Feet“ von „Howl“ , anschließend an ein verlangsamtes, aber selbstverständlich dennoch groovendes „Weapon Of Choice“ von „Baby81“ erinnert. Mehrstimmige Choräle bilden ein zusätzliches rhythmisches Element, während die künstliche Verzerrung des Gesangs nicht darüber hinweg täuschen kann, dass sowohl Been als auch Hayes über klare Stimmartikulation verfügen. „Conscience Killer“ stampft voran, beginnt zu rennen und verliert sich schlussendlich zwangsläufig in wilden Riffs und wütenden Beckenschlägen. Ein seit 12 Jahren bestehendes Erfolgsrezept, welches den Schluss zu lässt, dass Black Rebel Motorcycle Club das Rad wohl nicht neu erfinden werden, ihrem musikalischen Schaffen hingegen das Recht zugesteht. Letztendlich kann man sich der Musik des Trios einfach nicht erwehren. Zu interessant ist sie verpackt, zu gut konzipiert, zu treibend gespielt. Die Formation besticht nicht durch Virtuosität, sondern ehrliche Arbeit und ein derart charakteristisches Klangbild, wie es sich wohl kaum eine momentan musizierende Band erschaffen haben dürfte.
Und so bietet auch „Beat The Devil´s Tattoo“ Altbekanntes und Altbewährtes. Nach wie vor wirkt die Musik ehrlich und berührend. Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass sich die Musiker selbst treu, aber vorrangig ihrer Musik treu geblieben sind, sodass sich der Hörer guten Gewissens in den 13 Songs des Albums verlieren darf ohne ein böses Erwachen befürchten zu müssen. Besonders sei in diesem Fall „Sweet Feeling“ empfohlen, in dem multi Instrumentalist Hayes wieder wunderbar passend Mundharmonika spielt. Wie erwähnt, das Rad werden Black Rebel Motorcycle Club nicht neu erfinden. Wieso sollten sie auch, wenn sie anscheinend das persönlich perfekt funktionierende Rad bereits erschaffen haben.
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„Beat The Devil´s Tattoo“ erscheint am 12. Mrz. 2010 bei Universal/Cooperative
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Black Rebel Motorcycle Club auf Deutschland-Tour
02. Mai. 10 Hamburg – Markthalle
03. Mai. 10 Köln – Essigfabrik
04. Mai. 10 Berlin – Postbahnhof
05. Mai. 10 München – Backstage Werk