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Imogen Heap live im Hamburger Stage Club

Imogen Heap hat mal wieder in Hamburg vorbeigeschaut. Die englische Sängerin ist nur selten in Deutschland auf Tour. Neben Berlin und München war Hamburg der einzige Termin hierzulande für ihre Tour zum neuen Album „Ellipse“. Dementsprechend war der Stage Club an diesem Abend, dem 03. März, gut gefüllt und man war gespannt darauf, wie sie ihre experimentellen und vielfältigen Songs live umsetzen würde…

Doch bevor Imogen die Bühne enterte, blieb noch genug Zeit, sich mit der Location vertraut zu machen. Der Stage Club in Hamburg-Altona wird nur selten für Konzerte genutzt. Hauptsächlich finden hier Partyreihen statt, die das gut betuchte Hamburger Publikum anlocken. Dementsprechend schick ausgestattet ist der Laden. Edle Ledersitze, eine weitläufige Bar und zudem eine atmosphärische Beleuchtung der Räume. Das passt natürlich nicht zu jedem Live-Act – War aber an diesem Abend wie gemacht für die Art von Musik.

Im Vorprogramm spielte pünktlich um 20 Uhr – unangekündigt – ein Freund von Imogen Heap. Der junge Musiker hieß Back Ted N-Ted. Er stand allein auf der Bühne, mit Laptop und Gitarre. Erinnerte vom Grundgedanken her an Troy von Balthazar, konnte aber leider nicht ganz überzeugen. Einige seiner Songs kamen auf jeden Fall wie erwünscht an und gingen gut ins Ohr. Bestes Beispiel ist „War is Over“, den er als letztes spielte. Da schaffte er es sogar, das Publikum zum Mitklatschen und Mitsingen zu animieren. Aber was erheblich störte war der Vocoder, der bis auf einige Ausnahmen die ganze Zeit auf die Gesangspur gelegt war. Der junge Mann hat keine schlechte Stimme – Wieso muss man sich da pausenlos hinter verzerrtem Gesang verstecken…?

Aber das Highlight des Abend war selbstverständlich der Auftritt von Imogen Heap. Während sie bei der Ansage für Back Ted N-Ted noch ganz normal gekleidet war, hatte sie sich inzwischen schick zurecht gemacht und die Haare hochgesteckt. Es gab von vornherein keine Berührungsängste, da der Stage Club keinen typischen Backstage-Bereich hinter der Bühne hat. Sie kam also quer durchs Publikum gelaufen und schüttelte hier und da noch die Hände. Doch spätestens bei den Ansagen hatte sie jeden aus dem Publikum auf ihrer Seite. Zwischen den Songs hat sie stets kleine Geschichten erzählt. Zu den Songs, oder zu Sachen, die ihr im Laufe des Tages schon passiert sind. Ihre Art, zu erzählen, ist wahnsinnig humorvoll und so wurde die Situation zwischen den teilweise ziemlich ergreifenden Songs nicht zu ernst. Die wohl witzigste Geschichte, die Imogen ausgepackt hat: Vor dem Konzert hat sie sich noch mit einem Mann auf dem Hotelzimmer getroffen und die beiden hatten es sich gemütlich gemacht. Mit Kerzen und allem drum und dran. Blöderweise bekamen sie erst zu spät mit, dass die Bettdecke Feuer gefangen hatte – Und kurz danach stand das halbe Bett in Flammen. Da dann noch der Hotelservice mit Feuerlöscher antrotten und sie die peinliche Situation erläutern musste, kam sie zu spät zum Soundcheck im Stage Club. Generell hat sie gern über ihr Privatleben erzählt, was aber nicht befremdlich wirkte. Eher, als würde einem eine alte Freundin mal wieder einen Schwank aus dem Leben erzählen. Vertrauensvoll. Die Stimmung war einfach harmonisch.

Aber bevor wir es vergessen: Musik gespielt hat Imogen auch noch! Das Konzert begann mit dem Opener ihrer neuen Platte: „First Train home“. Bereits dort konnte sie das zeigen, was in ihrer Musik einen besonderen Stellenwert hat: Samples live aufnehmen und in Songs einbauen. Für „First Train Home“ bat sie kurz um Ruhe, da sie ein Sample aus dem Geräusch bastelte, das entsteht, wenn man mit dem Finger an einem Weinglas entlangreibt. Aber das war bei weitem nicht ihre einzig verrückte Idee! Für einen der herzerwärmendsten Stücke des neuen Albums, „Between The Sheets“, setzte sie zwei Mikrofone an ihren Handgelenken ein. Sie wedelte mit ihren Händen um den Kopf und demonstrierte mit einem – gewohnt humorvollen – ‚Helloooo in stereo‘, was sich aus Gesang alles machen lässt. Im Song selbst wurde der Effekt dann für ein flatterndes Zischen eingesetzt, das abwechselnd aus linker und rechter Box kam. Stereo eben.

Hauptsächlich hat sie Songs ihres neuen Albums gespielt. Neben den bereits genannten waren unter anderem auch noch das erfrischende „Aha!“ und „Little Bird“ dabei. Aber auch einige ältere Songs wie „The moment I said it“ dabei. Sogar ein Stück von ihrem Nebenprojekt Frou Frou hat sie noch ausgepackt: „Let Go“. Teilweise wurde sie dabei auch noch von zwei Bandkollegen unterstützt, die den größten Teil der Zeit Cello spielten, aber auch an Synthesizern arbeiteten. Auch Back Ted N-Ted aus dem Vorprogramm wurde für manche Stücke wieder mit auf die Bühne geholt.

Einen Großteil der Zeit (immerhin fast 2 Stunden!) hat Imogen im Stehen gesungen und ist dabei über die Bühne gelaufen und hat Kontakt zum Publikum aufgenommen. Nur als sie sich ans Klavier setzte, war das für den größten Teil des Publikums unpassend. Die Bühne im Stage Club ist nicht sonderlich hoch, sodass man in diesen Momenten ab dritter Reihe von der Show kaum mehr etwas erkennen konnte. Dafür hat sie sich aber bei allen anderen Songs umso mehr bemüht, das Publikum mit einzubinden. Der rührendste Moment des Auftritts war der Song „Just For Now“. Die Menschenmenge wurde dreigeteilt und jede Raumecke bekam ihren Gesangpart zugeteilt. Das endete dann in einem sehr schönen Chor, da jeder mitgemacht hat. Auch bei „Hide And Seek“ wurde das Publikum noch zum Mitmachen animiert und sollte den letzten Part des Songs mit Imogen gemeinsam singen. War ebenso fesselnd, das anzuhören. Den Song hat sogar jemand gefilmt und auf Youtube gestellt, kan man sich hier anschauen:

Man könnte nun noch ewig ins Detail gehen, da das Konzert sehr viele feinfühlige und berührende Momente enthielt. Diese Musik hat viel mit Augenschließen und Treibenlassen zu tun… Aber das kommt letztendlich sowieso nur rüber, wenn man Imogen Heap einmal selbst live erlebt hat. Und das könnte schon bald wieder passieren! Sie war nämlich von dem Abend so begeistert, dass sie versprochen hat, in diesem Jahr noch einmal nach Hamburg zu kommen. Das wird nach einem so herausragenden Abend wie diesem sicherlich jeder gerne noch einmal wahrnehmen!


Die komplette Fotogalerie zu dem Abend gibt es hier.

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