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Pressefoto: Anja Jurleit

Blond – Martini Sprite

„Was wollt ihr mal werden? Wir haben Superstars gesagt.“ – so klingt es in dem Song Las Vegas Glamour. Der nächste Schritt in Richtung Superstartum steht für Blond nun an: das Debütalbum der Chemnitzer Formation erscheint diesen Freitag. Martini Sprite heißt das Werk und auf 12 Tracks besingen die aufsteigenden Indie-Pop- Sternchen alles, von Tinder-Dates über Periodenprobleme, von Mansplaining bis hin zum Tourleben auf den Raststätten der Republik.

Das Trio bestehend aus den Kummer-Schwestern Nina und Lotta und Johann Bonitz kennt sich bereits seit Kindheitstagen. 2016 erschien dann die erste selbstbetitelte EP, damals noch fast komplett auf Englisch, 2017 der Nachfolger Trendy,dann sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch. Live-Erfahrung haben die drei auch bereits ordentlich gesammelt, auf ihren eigenen Clubkonzerten, auf zahlreichen Festivals wie dem Kosmonaut- Festival oder dem Puls Open Air, aber auch als Supportact von Bands wie Von Wegen Lisbeth, Annenmaykantereit und Kraftklub.

Martini Sprite ist nun komplett auf Deutsch, bis auf kleinere Passagen in einzelnen Songs, und das steht Blond sehr gut. Sie nehmen sich selbst nicht zu ernst, was auch bei ihren Bühnenshows immer zu sehen ist. Tüllröcke oder pinke Satinkleider, eingeübte Tanzeinlagen und Zauberei gehören schon lange dazu. Diese Leichtigkeit ist auch auf dem Album zu hören.

Begrüßt und verabschiedet wird man mit Intro und Outro mit einer persönlichen Message der Band. Die drei wünschen den Hörern viel Spaß und verabschieden sich mit einer gitarrenunterlegten Danksagung. Das Intro war außerdem letztes Jahr im Oktober die Ankündigung des Albums.

 

Die erste Singleauskopplung des Albums, Hit, erschien schon im April 2019, grade rechtzeitig, um als Sommerhit in Dauerschliefe zu laufen. Jet-Set-Life, Yachten und exzessive Sommerpartys einer super erfolgreichen Protzband werden auf die Schippe genommen. Eine Wunschvorstellung der Band? Wie bereits erwähnt, Blond nehmen sich selbst und vor allem ihre Texte nicht zu ernst, und das sollte man als Hörer natürlich auch nicht tun.

Ende Oktober und kurz nach der Albumankündigung erscheint dann Thorsten, eine rockige Abrechnung, in der Sängerin Nina sich herzlich bei einem männlichen Gegenüber bedankt, der ihr als Frau nicht besonders viel zutraut: wie zum Beispiel die Technik alleine aufzubauen und ihr erklärt, wie sie ihr Leben zu leben hat. „Ich hab dich von Herzen lieb, Ich kann noch so viel von dir lernen.“ Thorsten steht hier für ein Paradebeispiel des Mansplaining, und davon haben Blond gehörig die Nase voll.

Match dreht sich um die schwierige Suche nach dem perfekten Partner, dem perfekten Match. Liegt es an der eigenen Gefühlslosigkeit, oder doch an den komischen Angewohnheiten der Anderen? Ist das Gefühl, was durch Romantikfilme und Schlager vermittelt wird, doch nur eine lethargische Wunschvorstellung, gerade in Zeiten des Onlinedating? Plattformen wie Parship, Tinder oder Bumble führen nicht zum Ziel, was aber auch gar nicht so schlimm ist, denn letzendlich leben „ich und ich in perfekter Harmonie“.

Die letzte Single vor Release ist Es könnte grad nicht schöner sein. Eine weitere Hymne für die Girls da draußen, denn Tabuthema Periode wird hier ausgerollt. Die meisten Mädels kennen es, das Leben läuft grade super, du hast vielleicht sogar ein super Date am Badesee, und dann kommt im ungünstigsten Moment der rote Besuch. Ein Thema, das im Musikkosmos selten bis nie angesprochen wird; umso wichtiger, das grade eine junge, aufstrebende Band wie Blond ihre Plattform dafür nutzt, nicht davor zurückschreckt und sich für die Desensibilisierung des Ganzen stark macht. „Meanwhile in my uterus.“ Unterstrichen wird der Song von einem sehr starken Musikvideo.

Zwei thematisch eher leichtere Songs sind Las Vegas Glamour und Sanifair Millionär. Tourleben, lange Fahrten auf der Autobahn, schäbige Backstagebereiche und verlegte Hotelbuchungen. Sanifär-Millionär hat mich außerdem vom Sound her sehr überrascht, die Strophen werden gerappt, in der Bridge ist sogar ein bisschen Autotune mit im Spiel, und der ganze Track erinnert irgendwie ganz schön an einen Hip Hop-Track aus den 90ern. Rap ist ja an sich nichts Neues bei Blond, allerdings sonst eher nur auf kürzeren Passagen.

Mein persönlicher Lieblingssong des Albums ist Nah bei dir! Ich verfolge die Band nun auch schon etwas länger und habe den Song bereits auf der Clubtour 2018 gehört und für gut befunden. Die übertriebene Inszenierung einer obsessiven Liebe unterlegt mit rockiger, schon fast punkiger Musik passt einfach wie die Faust aufs Auge.

Alles in allem ist die erste Platte aus dem Hause Blond eine Weiterführung dessen, was Blond mit ihren EPs und Singles zuvor schon etabliert haben. Die musikalische Welt, in der sie sich bewegen, ist voll mit Provokationen, Gitarrenriffs, Lyrics, die nicht groß um den heißen Brei herum reden. Es werden quasi keine Tabuthemen aus der Sicht von drei jungen Erwachsenen ausgelassen. Das Thema Feminismus schwingt immer irgendwie mit, wird aber nie expliziert deklariert. Blond sind eine Ausnahmegruppe am Rande des Mainstreams, die sich mit diesem ersten Tonträger immer mehr ihren Platz im deutschen Pop-Himmel sichert.

 

VÖ: Martini Sprite erscheint am 31. Januar 2020 via Beton Klunker Tonträger.
Zu Martini Sprite geht das Trio natürlich auch auf Tour, Tickets dafür, sowie das Album auf Vinyl oder CD und andere Merchartikel findet ihr bei Krasser Stoff.

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