Manchmal durchleben Musiker sobald sie auf der Bühne stehen faszinierende Metamorphosen. Axel Bosse ist so einer. Von unbändiger Energie und Spielfreude beseelt bescherten der Braunschweiger und seine Band dem Publikum im Erfurter Haus der sozialen Dienste einen nahezu unvergesslichen Abend. Damit hatte wohl vorher niemand gerechnet.
Doch langsam der Reihe nach. Den Abend im geschmackvoll restaurierten Gewerkschaftersaal dürfen die vier Mainzer Auletta eröffnen. Was sogleich geradezu ins Ohr springt ist der unerhört klare und perfekt ausgesteuerte Sound, der sich so auch später bei Bosse fortsetzt und wohl auf die gute Saalakustik zurückzuführen ist. Die vier im Indie-Lad-Chic auf der Bühne herumtanzenden Jungs spielen souverän die Songs ihres Debütalbums „Pöbelei & Poesie“, doch vermögen trotzdem nicht restlos zu überzeugen. Zu kopiert klingen einige Passagen, mit geschlossenen Augen ist es gerade zu Mando Diao nicht mehr weit. Man wird sehen, ob Auletta den Sprung zu mehr Eigenständigkeit in Zukunft schaffen, das Potential dazu möchte man ihnen nicht absprechen.
Nach kurzer Pause betritt dann die fünfköpfige Band um Axel Bosse die Bühne im Haus der sozialen Dienste. Kaum ist der erste Song verklungen, stehen auch schon so einige im Publikum mit offenen Mündern und weit aufgerissenen Augen da. Plätschert die Musik von Bosse auf Platte manchmal doch in sehr poppigen Gefilden umher, hat man es hier auf einmal mit einer ausgewachsenen Rock-Oper zu tun. Axel Bosse singt, und wie! Kraftvoll und um mindestens ein Dutzend Nuancen akzentuierter als ins den Studioversionen seiner Songs. Die Band dazu präsentiert sich gut aufgelegt und nahezu perfekt eingespielt, am zweiten Abend der Tour wohlgemerkt.
Der mit fast 300 Zuschauern bemerkenswert gut gefüllte Saal sorgt auch bei den Musiker für Begeisterung, habe man doch laut Axel Bosse zahlenmäßig gerade mit einem Drittel dessen gerechnet. Es wird zu bekannten Songs wie „Kraft“, „Die Irritierten“ und „Guten Morgen, Spinner“ getanzt. Doch auch getragene Balladen wie „Seemansblau“ wird Platz im Set eingeräumt. Insgesamt dominieren aber Songs vom aktuellen Album „Taxi“, die vom Publikum wohlwollend aufgenommen werden. Und immer wieder muss man sich fragen, warum das Ganze live so verdammt viel besser klingt als auf Platte.
Ein gelungener Abend an dem man sich, falls man es zwischenzeitlich vergessen hatte, mal wieder der mitreißenden Kraft von Livemusik bewusst werden konnte, Pathos hin oder her. Als zum Ende des regulären Sets das Publikum einen von der Band initiierten Sprechchor noch minutenlang weiter skandiert, wird auch dem letzten klar, dass das kein gewöhnlicher Abend ist. Das sieht auch Axel Bosse so und tanzt beim letzten Song im und mit dem Publikum und lässt die Zuschauer singen. Mit einem Noiseorkan verabschieden sich Bosse schließlich und es wird klar: Der Sommer ist vielleicht nicht mehr lang, aber die Tour schon!
Bilder des Abends sind uns leider aufgrund eines Problems technischer Natur noch nicht verfügbar, werden aber schnellstmöglich nachgereicht! Sorry!
Bosse sind auch weiterhin auf Tour:
08. Oktober 2009 – Max, Flensburg
09. Oktober 2009 – Übel&Gefährlich, Hamburg
10. Oktober 2009 – Eulenfest, Einbeck
13. Oktober 2009 – Kleine Garage, Saarbrücken
14. Oktober 2009 – Kulturkeller, Fulda
15. Oktober 2009 – Erstsemester-Party, Halle/Saale
16. Oktober 2009 – Waschhaus, Potsdam
17. Oktober 2009 – BLOCrock @ Bebel, Cottbus
21. Oktober 2009 – Centralstation, Darmstation
22. Oktober 2009 – Vest Arena, Recklinghausen
23. Oktober 2009 – Triptychon, Münster
24. Oktober 2009 – Lagerhaus, Bremen
28. Oktober 2009 – Vamos! Kulturhalle, Lüneburg
29. Oktober 2009 – Kleine Freiheit, Osnabrück
30. Oktober 2009 – Meier Music Hall, Braunschweig
31. Oktober 2009 – Live Club Barmen, Wuppertal
03. November 2009 – Die Schallplatte, Winterberg
04. November 2009 – 59t01, München
05. November 2009 – Waldsee, Freiburg
06. November 2009 – Sudhaus, Tübingen
07. November 2009 – ProLi, Passau