„Ich such nicht mehr und finde nur“ lauten die ersten Worte auf Bosses neuem Album „Kraniche„. Worte, die für das ganze Album sprechen, denn die traurigen Zeiten sind vorbei – „Kraniche“ ist optimistisch, positiv und ein rundum gelungenes Album geworden.
„Schönste Zeit„, die erste Single des Albums, ist das beste Beispiel für die Schönheit, wie Aki Bosse in seinen Songs Geschichten erzählt. In dieses Lied kann sich jeder einfühlen und sich an die Jugend, die erste Liebe und das entsprechende Gefühl erinnern. Ganz zu sprechen „vom Tag als Kurt Cobain starb„, jeder, der 1994 schon geboren war und sich für Musik interessierte, wird sich wohl an diesen Tag erinnern. Mit ganz viel Sehnsucht und Melancholie erinnert sich Axel Bosse, ohne dabei aber zu traurig zu werden.
In „Vier Leben“ geht es um den alltäglichen Stress, dass wir versuchen so viel wie möglich zu schaffen, beruflich wie auch privat auf jeder Party tanzen wollen, dem Bosse zur „Wartesaal„-Zeit auch sehr ausgesetzt war. „Alles angeschossene Tiere genau wie ich, man sieht doch das Leben vor lauter Leben nicht“ singt Bosse da. In „Müßiggang“ erzählt Bosse genau vom Gegenteil, es scheint als ob er es geschafft hätte endlich mal abzuschalten, zu entspannen und sich einfach den schönen Dingen des Lebens zu widmen: „Ich war blutleer, jetzt pflück ich Himbeeren„. „Müßiggang“ ist übrigens laut Wikipedia das „Aufsuchen der Muße, das entspannte und von Pflichten freie Ausleben, nicht die Erholung von besonderen Stresssituationen oder körperlichen Belastungen. Er geht zum Beispiel mit geistigen Genüssen oder leichten vergnüglichen Tätigkeiten einher, kann jedoch auch das reine Nichtstun bedeuten.“
Um diese alltäglichen Dinge, deren Schönheit man gar nicht mehr bewusst wahrnimmt, geht es ganz oft auf „Kraniche„. „Die kleinen Dinge sind die großen und eben auch andersrum, meine Blumenwiese, meine Wolken, mein Handy stumm“ ist einer dieser Sätze, den man sich auf einen Zettel schreiben und ihn dort aufbewahren sollte, wo man ihn ganz oft sieht, um sich genau daran zu erinnern mal wieder die Seele baumeln zu lassen und sich nicht vom Stress des Lebens einfangen zu lassen.
Musikalisch erfindet sich Bosse auf „Kraniche“ nicht neu, schnellere Songs und ruhigere gehen einher. Unterstützt wurde Bosse dies Mal unter anderem von Martin Wenk an der Trompete, den man sonst von Calexico oder Nada Surf kennt, und Valeska Steiner von Boy.
Den schönsten Song des gesamten Albums ist der allerletzte: „Konfettiregen“, eine Liebeserklärung an das Leben! Dieses Gefühl, wenn der letzte Song im Club gespielt, man rausgeschmissen wird und draußen die Sonne am Horizont aufgeht. Und passenderweise setzen an diesem Punkt im Song dann die Streicher ein und verleihen dem Stück noch eine extra Portion Gänsehaut.
„Und so lang ich weiß kommt dann Licht in die Nacht, so lang ich denken kann, hast du Licht mitgebracht“
Aki Bosse hat auf diesem Album wirklich alles richtig gemacht, sogar das Cover ist perfekt und kann die Stimmung des Albums wunderschön einfangen. „Kraniche“ erscheint auch als Limited Deluxe Edition mit einer weiteren CD, die sechs der Stücke im akustischen Gewand beinhaltet.
Bosse – „Kraniche“ erscheint am 08. März 2013 bei Vertigo Berlin / Universal Music
Hab es mir nach dem Review geholt und kann nur sagen, Hut ab. Die Poesie sowieso, aber auch einfach mal zu Hause mit Kopfhörern eintauchen, dann fällt einem immer mehr auf, was für Detailliebe in die Musik eingeflossen ist. Kann man sich bestimmt Jahrelang anhören.