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Boxhamsters – Brut Imperial

Es gibt Bands, von denen man schon nach der zweiten Platte genug hat; bei denen schon nach wenigen Jahren die Luft raus ist. Für die Boxhamsters aus Gießen gilt das aber Gott sei Dank nicht. Die Band existiert schon seit über 20 Jahren (!) und klingt trotzdem noch so wahnsinnig erfrischend. Mit dem inzwischen achten Album „Brut Imperial“ zeigt sich das erste Lebenszeichen der Band seit 5 Jahren, die nach der Lado-Krise nun auf dem Kölner Label Unter Schafen veröffentlicht.

Das Bemerkenswerteste daran: Die Boxhamsters klingen noch immer so, wie man es von ihnen erwartet, ohne, dass es langweilig wird. Die Band macht weiterhin mit Intellekt geschwängerten alternativen Punkrock. Im Klartext: Bass, Gitarre und Schlagzeug geben den Ton an und Sänger Martin Coburger textet dabei Bilder zusammen, die man sonst nur Jochen Diestelmeyer oder Schorsch Kamerun zutrauen würde. Die Boxhamsters haben demonstriert, wer sie sind und was sie können. Und gerade, weil sie es nun niemandem mehr beweisen müssen, trauen sie sich inzwischen auch, über ihren Tellerrand hinauszuschauen. Bestes Beispiel: Das Banjo in „Schluchtenflitzer“, oder der Jodel-Part im Refrain von „Herzigel“.

Was die Texte angeht, wie schon erwähnt: Martin Coburger dichtet Lyrics zusammen, die für Punkmusik sehr ungewöhnlich sind. Wer sonst wagt es in dem Bereich, neben der üblichen politischen Abwehrhaltung auch mal auf Reflexion zu stellen und Gefühle zu beschreiben? Texte diesen Charakters brauchen sich hinter „Punk-Intellektuellen“ wie den Goldenen Zitronen wirklich nicht verstecken:

„Vor dem Daumenkino, ganz allein, steht er da und traut sich nicht hinein.
Leergut als Vermächtnis rausgestellt. Kennt er nicht, er wartet auf sich selbst.
Als Stummfilm gedacht, doch er fängt an zu schreien.
Es kann nur ‚Unser Kleiner Weltkrieg‘ sein.“

Die letzten Worte, die der Hörer vernimmt, bevor die Platte verstummt, sind übrigens Folgende: „Ein letzter Punkrocksong muss sein. Wir waren lang genug dabei“ – Man darf hoffen, dass das nur ein schöner Reim ist und nicht als Abschied verstanden werden soll. Bei einem so ehrenwerten neuen Album wäre falsche Bescheidenheit auf jeden Fall fehl am Platz. Denn eines steht fest: Wir haben noch lange nicht genug!


VÖ: Am 01.09.2009 auf Unter Schafen.

5 comments

  1. Marcella says:

    Geniale Platte – absoluter Höhepunkt des Boxhamsterschen Schaffens. Zurecht fast überall Platte des Monats.

  2. peter says:

    hallo celm und andere scheuklappenträger !
    es geht da wohl wengier um durchschauen, als um ´nen scheiß vergewaltigungsvorwurf zu dem die band (besonders coburger) sich einfach nicht verhalten hat. früher hab´ich konzerte mit denen veranstaltet-heute kann ich den ( von der band)unkommentierten vorwurf nicht stehen lassen.
    zudem hätte ich keine lust auf so ein unreflektierendes publikum.
    boxhamsters waren groß, wirklich groß – haben aber leider suizid begangen-

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