Zwei Wochen später als geplant erschien nun mit „Tonight Is The Constant“ das Debütalbum der Newcomer-Formation Captain Capa. Auf der Scheibe, die niemand geringeres als Der Tante Renate produzierte, finden sich 14 vielversprechende Songs, die Techno, Indietronic und Electro-Pop gekonnt kombinieren. Nach ihrer ersten EP „These Fights Are Never Over“ wird nun zum ersten Mal ein Überblick ihrer vielschichtigen Einflüsse gegeben.
Das Tempo der Scheibe wird gleich zu Anfang ziemlich hoch geschraubt. Mit dem Song „Sweat„, der auch auf Konzerten schon bewies, dass er das Publikum zum Abtanzen bringen kann, wird ein perfektes, eingängiges und beatlastiges Intro abgeliefert. Dabei wird ironischerweise textlich gerade der Disco-Hedonismus thematisiert.
in this room where the walls are dripping
and the boys are soaking wet
you’re like the sun crawling up the horizon
in an hour you’ll be gone with the sweat
Mit den nachfolgenden „Axxidents“ und „Kids On Fire“ finden auch bereits veröffentlichte Songs ihren Platz auf dem Debüt. Letzterer wurde für „Tonight Is The Constant“ neu eingespielt und klingt klarerer und voller denn je. Nachdem die Scheibe so anfangs sehr auf Smash-Hits setzt, geht der Sound mit „T.H.E.P.E.S.T.“ und „At/A/Ree 1309 On“ mehr in die Untiefen klassischer Techno/Rave-Strukturen. Diese Einflüsse und Instrumental-Parts tun der Scheibe ungemein gut und bereichern den Sound. Ein defintives Highlight der Platte ist deshalb der derbe und dreckige Techno-Track „Bundlefly„, der mit Sicherheit in der Lage ist, die Tanzfläche zum Überkochen zu bringen! Apokalyptische Countdown-Stimmung trifft hier auf fetten Beat und nervöses Flirren: Das dürfte selbst schon außerhalb diverser Discos ein unheimliches Kopfkino auslösen.
Auf „Crush Me Waiting“ bedient man sich neben dem elektronischen Grundgerüst verzerrter Gitarrensounds und fabriziert einen Song, der in die Electro- und Rockelemente gekonnt verbindet. Eine Mischung, die ja seit mehren Jahren ja auch im Bereich kommerzieller Musik immer mehr Anklang findet. Es finden sich aber auch ebenso Stücke wie „Calvin“ die bestimmte Segmente der poppigen Electros bedienen. Beides Verquickungen der elektronischen Musik, die nicht jedem gefallen dürften.
Ashi und Maik sind Raver mit Herz. Selbst dem letzten dürfte das beim Duett mit Nina Martine im Song „Out Of Fashion“ und dem abschließenden Lied „Interchoir“ klar werden. Dass sie auch Freude an Balladen im Electro-Gewand haben, wurde auch auf Konzerten deutlich, wenn man zur Abwechslung auch mal „was für’s Herz“ spielte – und das auch gerne gegen den Unmut aller, die nur abhotten wollten. So sind es diese beiden, emotionaleren Stücke, welche den Ausklang des Debüts bilden.
i got tears in my both eyes
i’m an out of fashion girl
crop a piece of paper
put it on glass
choking on glitter
clean up the mess
you can be an artist you can be what you want
you know the hardest part is nothing is wrong
Captain Capa liefern mit „Tonight Is The Constant“ eine Mischung aus vielen Stilelementen der elektronischen Musik und präsentieren gleichzeitig einen Sound aus einem Guss. Der Tante Renate gab dazu der Platte die nötige Festigkeit.
„Tonight Is The Constant“ zeigt die beiden Musiker als Liebhaber elektronischer Musik, die mit den verschiedensten unterschiedlichen Strömungen eben jener aufgewachsen sind und nun die Musik machen, die sie selbst auf der Tanzfläche so sehr mögen. Es wird spannend zu verfolgen sein, welchen der vielen auf der Platte angerissenen Pfade Captain Capa in Zukunft weiter einschlagen werden. „Tonight Is The Constant“ beweist auf jeden Fall, dass sie Potential zu vielerei besitzen. Und das auch ganz ohne Pokémon-Remix.
Ein Interview, das wir mit Captain Capa führten, findet ihr hier.
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