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Cepia – Natura Morta

Viel zu oft rauscht der ein oder andere wahrlich interessante Happen Musik im Zuge der Massen an Plattenveröffentlichungen an uns vorüber. So auch geschehen mit den elektronischen Klangflächen von Cepia, die im Oktober des vergangenen Jahres unter dem Titel „Natura Morta“ veröffentlicht wurden. Hier gilt es, etwas nachzuholen!

Hinter dem Einmann-Musikprojekt verbirgt sich der Soundtüftler und Autodidakt Huntley Miller, der vom Bassspiel zur elektronischen Musik wechselte. In den Vereinigten Staaten konnte der Musiker aus Minneapolis mit seinen experimentellen Kompositionen dabei bis dato mehr Anklang finden als in der europäischen Musiklandschaft. „Natura Morta“ beweist mit seiner Liebe zum Detail und Experimentierfreudigkeit, dass dies nicht so bleiben muss.

Braille Wounds“ öffnet den Vorhang für ein halbstündige Neuinterpretation des Electronica-Genres, dem man gemein hin mehr und mehr unterstellt, ausgetretene Pfade zu beschreiten. Mit einer einzigen stehenden Klangfläche erinnert mich dieses Stück an die Art von industriellen Klängen, die David Lynch in Filmen wie „Eraserhead“ permanent verwendet und so der dargestellten entfremdeten Welt den passenden Industrie-Sound verleiht – das Ganze nur ein wenig aufgehellter.

Mit „Opening Parade“ wagt es Huntley Miller dann in alle musikalischen Richtungen hinaus zu schwirren, was er mit „The Undeniable Bend“ noch stärker vollführt: Hier treffen flirrende Sounds auf atmosphärische Keyboardlinien, dazu gesellen sich nervöse Kick Drums, welche die Harmonien wieder zerlegen und eine Art elektronischer Gesang aus der Unterwasserwelt. Was zunächst wie eine bunte, ungeordnete Mischung klingt, schafft Huntley Miller auf „Natura Morta“ stets mit einer Art „magischen Klebstoff“ zusammenzufügen: Ob nun das hektisch-monotone Glockenspiel in „Clay Face“ oder beinahe übersteuerte Töne im hohen Frequenzbericht in „Untitled“ – trotz Disharmonie und gewollter Unordnung hat alles seinen Platz und macht „Natura Morta“ so auch im Sinne entspannender Ambient-Musik dienbar. Der sphärische Song „Hoarse“ zeigt diese Seite der Musik Huntley Millers am deutlichsten. Es ist erfrischend, dass hier zum ersten Mal auf Beat- und Drumstrukturen, die bis dato omnipräsent waren, verzichtet wurde.

Es ist abzusehen, dass Cepia trotz zahlreicher Impulse, die von dieser Musik für die Szene ausgehen, leider hier zu Lande erneut nicht den riesengroßen Sprung schaffen wird. Das liegt viel mehr daran, dass es purer elektronischer Musik außerhalb der Szene leider zu oft verwehr bleibt, sich einen Namen zu machen. Die Filigranität und Schönheit von „Natura Morta“ soll dadurch aber nicht gemindert werden.

Natura Morta“ erschien am 10. Oktober 2007.

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