Im Mai 2005 wurde ein Projekt gegründet, dessen atemberaubender Klang gestern im Kongresspalais Kassel zu bewundern war: Clueso und Band spielten gemeinsam mit der Stüba Philharmonie ein Konzert der anderen Art.
Diesen Winter spielen die rund 70 Musiker des Thüringer Orchesters schon die zweite Tour mit dem Erfurter Clueso.
Genau einen Monat nach dem Jan Delay Konzert, also schon wieder – so zeitnah ist das ja schon eine Rarität in der sogenannten Kulturstadt Kassel-ein größeres Konzert.Doch diesmal ist das Kongresspalais, oder einfach die Stadthalle, wesentlich besser gefüllt. Schon ab 18 Uhr standen die Türen offen, was zahlreiche junge Teenies doch wirklich zum Anlass nahmen, ihrem sogenannten „Star“ möglichst nahe zu kommen und das folgende Konzert durch beständiges Schreien nahe der 1600 HZ zu stören, sodass Clueso den Saal irgendwann auffordert, einmal richtig zu schreien und es danach zu unterlassen. Außer dieser Bitte, ging der Musiker allerdings auch gut und gerne auf seine „treuen Fans“ ein.
Die Bühne der Halle war in ihrer vollen Größe geöffnet und mit zahlreichen Pulten ausgestattet, ein großes Orchester erwartend, vor der Bühne gespanntes Warten. Mit wenig Verspätung liefen die Musiker der Thüringer Stüba ein, ein Orchester das sich1999 in Eigeninitiative von einigen der besten Nachwuchsmusikern des Freistaates und der umliegenden Bundesländer gründete, um das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden und dessen Name
auf die Bezeichnung des im Thüringer Wald gelegenen Ortes „Stützerbach“ zurückgeht, in dem sich anfänglich noch weit weniger Musiker zu kleinen Projekten trafen. Lautstark wurde das Ensemble mit seinem Dirigenten Martin Lentz begrüßt, welches das Konzert mit einemProlog aus der „Metropolis“ Suite, komponiert von dem Vereinsmitglied Steffen Heinze, eröffnete. Dass dieses Konzert etwas Besonderes werden sollte, merkte man schon beim Stimmen der Orchesters, währenddessen der Saal bewundernswert leise wurde. Es schienen doch wirklich auch ein paar Konzertgänger in der Menge, oder es wurde dem Orchester in Erwartung dessen, was noch kommen sollte, ein hohes Maß an Respekt entgegengebracht. Als schließlich Clueso die Bühne betrat und Lieder aus den letzten drei Alben folgten, welche durch die unglaublich intelligenten und schönen Arrangements bereichert. Im Hintergrund wurden meist die Musikvideos zum zugehörigen Son gespielt- ein bisschen viel Selbstdarstellung, aber manchmal durchaus passend. Der Abend entwickelte sich zu einem sehr entspannten Konzert, kein Zuhörer wurde von der Songauswahl enttäuscht, von „Chicago“ über „Gewinner“ bis „Keinen Zentimeter“ wurden alle sogenannten „Hits“ gespielt.
Ein Höhepunkt des Konzertes war sicherlich das großartige Arrangement des Überganges zu „Augen zu“, das einige im Publikum veranlasste, die Augen zu schließen und die Musik in ihrer Schönheit zu genießen. Außerdem ist die Version von „Schreib dir“ als außerordentlich zu erwähnen, die eine ergriffene Stille im Saal hervorrief und als ein sehr leiser und angenehmer Höhepunkt des Konzertes zu bezeichnen ist.
Zeitlich sprengten Clueso und Stüba keinen Rahmen, es wurde zügig durchgespielt. Außer einer kurzen Stimmpause für das Orchester, in der der Sänger die Chance zum Verzehren einer Banane ergriff und sich für die zweite Hälfte stärkte. Wenn man für ein solches Konzert keinen Fotopass bekommt, ist das schade. Aber da auch extra auf allen Karten ein konsequentes Fotoverbot bedruckt war und im Hinblick auf das Orchester, konnte man sich damit arrangieren. Wenn man aber im Saal steht und nicht nur hunderte Hobbyfotografen mit ihren Handys oder Digitalkameras, sondern auch mehrere professionelle Fotografen die Halle bevölkern und ein derartiges Blitzlichtgewitter veranstalten, ist das äußerst ärgerlich undtraurig.
Trotz allem ist das Konzert als außerordentlich gelungen zu beschreiben und wird in naher oder auch ferner Zukunft in Kassels Kultur- und Konzertlandschaft einen Lichtblick bleiben.
Alle weiteren Konzerte der Tour sind schon ausgebucht. Es bleibt demnach zu hoffen, dass diese Tour nicht die letzte war. Solch eine gelungene Kombination aus klassischer Musik und Popkultur sollte wesentlich öfter „gewagt“ werden.