Es lässt sich nicht leugnen. Die Stimme von Nathan Willett – und somit die der Cold War Kids – ist, nun ja, ein wenig markant. In den Ohren des ein oder anderen vielleicht auch etwas anstrengend. Diese Erkenntnis stellt zwar keine Neuerung dar – immerhin erfreute sich das etwa einjährige Debütalbum der Kalifornier bereits großer Bekanntheit – dennoch ist sie nach wie vor erwähnenswert. Schließlich entscheidet der Gesang beim Hörer nicht selten über Ge- oder Missfallen. Umso größer also die Herausforderung eventuelle, stimmlich bedingte Hürden mittels musikalischer Qualitäten zu überwinden. Und das gelingt den Cold War Kids auf „Loyalty to Loyalty“ durchaus. Wenn auch leider nur in Teilen.
Wie die erste Singleauskopplung „Something Is Not Right With Me“ bereits vermuten lässt, weist das Zweitwerk dabei in eine ähnliche Richtung wie schon das Debüt „Robbers and Cowards“. Der wummernde Bass-Einstieg vermag zwar kurze Verwirrung zu stiften, diese wird jedoch bereits nach wenigen Sekunden durch ein deutliches Wiedererkennungsgefühl abgelöst. Dann nämlich setzt das Schlagzeug auf gewohnt scheppernde Weise ein, meldet sich der stets ein wenig jammernde Nathan zu Wort.
Auch was die Songstruktur betrifft, bleibt es beim Alten. So scheinen die einzelnen Instrumente häufig eher autonome, sich ergänzende Subjekte zu sein, denn einer klanglichen Einheit untergeordnet. Dass dieser freiheitliche Ansatz auch funktioniert, zeigt sich bereits wunderbar am Opener „Against Privacy“, welcher die „Cold War Kids“ durch Stil und Ausdruck auch sogleich als tatsächliche Kinder Amerikas ausweist – ganz ohne verklärende Heimatliebe auskommend.
„I’m like sisyphus in the sun
And I give up
Raising your kids America
You treat ‚em like an obligation
Welcome to the occupation“
Das zitierte, durch sein Getrommel ungemein rhythmische, an afrikanische Stammesmusik erinnernde „Welcome to the Occupation“ ist jedoch, trotz Stilwechsel, nicht weniger überzeugend.
Überhaupt ist Rhythmik ein zentrales Motiv der Platte. So dürfte es dem Hörer beim swingenden „Mexican Dogs“ genauso wie beim souligen „Every Valley is not a Lake“ nur schwerlich gelingen ruhig sitzen zu bleiben. Musik wie diese ist es dann auch, welche die Dringlichkeit eines vernünftigen Synonyms für „grooven“ erkennen lässt.
Nichtsdestotrotz besitzt „Loyalty to Loyalty“ jedoch eine bedeutsame Schwäche. Es bietet zu wenig Abwechslung. Und so ist es eines der Alben, welche von einer Kürzung auf Eplänge nur profitieren würden.
Cold War Kids – „Loyalty to Loyalty“ wurde bereits am 19. September veröffentlicht.