Neue Singer/Songwriter gibt es wie Sand am Meer. Gitarre, eine gute Stimme und ein paar nette Texte, fertig ist der Künstler. Cris Cosmo macht das nicht anders, allerdings kombiniert er diese Standards mit südamerikanischen Rhythmen und singt auch mal auf portugiesisch oder wird mal von seiner Band unterstützt. Mit „Sandkorn“ veröffentlicht der Weltenbummler sein erstes Album, dass wie gemacht ist für einen Urlaub am Strand und vielleicht viel mehr ist, als ein kleines Körnchen unter den Songwritern.
Rückblick: Vor ein paar Wochen erhielt ich von einer Freundin einen Link zu einem Youtube Video. Ich hörte rein, jedoch ohne dem Video große Aufmerksamkeit zu schenken. Aber dann: „Moment, das ist doch… das kenne ich doch„. Ziemlich schnell kamen die Erinnerungen zu diesen Zeilen, der Melodie und dieser Stimme wieder hoch. Zuletzt hatte ich diesen Song vor etwa sechs oder sieben Jahren gehört, damals wurde er von einer Band namens NTS gespielt, die „Wo die Sonne das Meer berührt“ auf ihrem nächsten Album veröffentlichen wollten. Dieses Album erschien aber nie, NTS gingen unter; Trotz eines festem Fankreis, mehr als 500 gespielten Shows mit Bands wie Reamonn, den Beatsteaks oder den Sportfreunden Stiller und sowas wie kommerziellem Erfolg (für ihren Song „Ich und Du“ erhielten sie immerhin einen Echo). Sie verschwanden einfach von der Bildfläche und waren für die Öffentlichkeit nicht mehr existent. Das Youtube Video, welches mir meine Freundin schickte, war von einem gewissen Cris Cosmo. Schnell fand ich heraus, das sich hinter diesem Namen niemand geringeres als Chris Gingerich, Sänger von NTS, verbirgt. Ich googelte nach ihm und fand heraus, dass Cris jetzt alleine Musik macht und sein erstes Album „Sandkorn“ bald veröffentlicht.
Das war vor ein paar Wochen. Cris Cosmos‘ Debüt ist am vergangenen Freitag erschienen. Das Cover ist ganz in gelb gehalten und versprüht südamerikanisches Flair. In der Zeit nach NTS ist Cris viel mit seiner Gitarre durch die Welt gereist und hat überall auf der Straße Musik gemacht. In Brasilien entstanden wohl die meisten seiner neuen Songs. 22 Songs finden sich auf „Sandkorn„, die meisten in deutsch, aber auch einige in portugiesisch. Das ist eine Tatsache, die Cris Cosmo von all den anderen Singer/Songwritern abhebt. Dazu kommt, dass man auf seiner Platte auch mal südamerikanische Latino-Rhythmen und Bläser findet, zum Beispiel in „Abra seu coracao„, was eine Coverversion von Moloko’s „The Time is now“ ist. Mit dem Original hat diese Version nicht mehr viel gemeinsam, bis auf vielleicht, dass sie genauso eingängig und schön ist, allerdings eine ganz andere Stimmung verbreitet. Manchmal erinnert der Stil so ein bisschen an die Berliner von den Ohrbooten, vor allem im ersten Teil des Albums.
Als zehnter Track ist da die neue Version von „Wo die Sonne das Meer berührt„, Meeresrauschen inklusive. Dieser Song hat noch immer den selben Charme, den er schon vor Jahren versprühte. So ein bisschen erinnert es an „Meer sehn‘“ von Der Junge mit der Gitarre.
Nur ein schlechtes Gewissen hält mich jetzt noch hier
weißt Du was? drauf geschissen
ich werde blinder Passagier, ich will die Piratenflagge hissen
und dann ab dafür, dahin wo die Sonne das Meer berührt
Die spaßorientierten und provozierenden Texten von einst mit NTS sind reflektierenderen gewichen, die aber trotzdem noch Spaß machen und durchaus leicht sind. „Sandkorn“ ist ein sehr schönes Album geworden, hat aber nach Hinten auch ein paar Tiefen. „Magneten“ und „Körperkontakt“ hätte man sich gut sparen können. Höhepunkte sind dagegen, neben „Wo die Sonne das Meer berührt„, „Sandkorn„, „Abra seu coracao“ und „Ich und Du„, eine neue, chillige Version des alten NTS-Hits. Ja, der geht heute immer noch genauso gut wie damals.
Der letzte Satz der Presseinfo lautet wie folgt: „Leicht genug um ins Ohr zu gehen und tief genug um im Herzen zu bleiben„. Lassen wir das einfach mal so stehen!
Cris Cosmo – „Sandkorn“ ist seit dem 4. Juli im Handel.
Hallo Sonja, Deinen Bericht finde ich sehr schön geschrieben. Ich kenne cris noch nicht so lange wie Du ich habe ihn erst ca. 4 Wochen vor der cd Präsentation in Heidelberg kennengelernt, fand ihn super sympatisch und habe sofort die noch freien Termine 17.07 und 07.09 bei mir am Orange Beach in Frankfurt gebucht.Vor dem ersten Auftritt waren wir alle schon cosmopolitisiert. Doch der Abend dann war der Hammer. Über 100 Menschen aus verschiedenen Schichten und Stadtteilen waren nach diesem Konzert einstimmig der Meinung: Es war ein wunderschöner Abend obwohl das Wetter nicht richtig mitspielte aber das war letztendlich nur Nebensache. Was Hast Du übrigens gegen „Körperkontakt“? Und wo ist der Kommentar zu „Bilderbuch“? Dieser kompromitierende Text kann doch den einen oder anderen wohl auch in Wallung bringen oder? Und wer eine solche Situation nachvollziehen kann über die eigentlich keiner spricht und das auch noch verstehen kann, dem zolle ich Tribut. Das schöne ist an den Texten, daß ich mich mit vielem identifizieren kann und musikalisch einfach wunderbar untermalt sind. Das finde ich für meine Person so faszinierend. Ich finde Cris einfach supergut und freue mich schon auf Sonntag, wenn er wieder bei mir spielt.
Grüße unbekannterweise
Olaf