Auf den ersten Blick hüllen sich De La Mancha in ein nebulöses Gewand. Irgendwo darunter glitzert eine bewegte Wasseroberfläche. Schroffe Felsen, weiter Horizont. All das von einer Anhöhe aus betrachtet. Die vier Göteborger bemühen sich erst gar nicht, ihrer Musik einen visuellen Kontrast zu bieten. Dass ihr schwedisches Gemüt dabei nicht eben zufällig die Wege mit spanischer Literatur kreuzt, beweisen schon wenige Blicke in ihren ganz speziellen „Atlas„.
Die Mancha findet sich im trockenen Herzen der iberischen Halbinsel. Don Quijote schlug sich mit den dort „fuchtelnden“ Windmühlen. Eine weit ausgelegte Fläche also, auf deren kargem Wuchs sich nicht nur Fuchs und Hase sondern auch Traum und Realität in schöner Unregelmäßigkeit begegnen. Irgendwo hat einer reichlich Instrumente gestapelt, für schattige Plätze gesorgt, die Stromrechnung vorgeschossen und alles gut ziehen lassen. Oder einfach eine überdimensionale Fototapete in das Göteborger Tonstudio geklebt. Man weiß es nicht. Dann beginnen De La Mancha ein „Logh“ zu füllen, dessen Dimension sich über Sigur Ros, Godspeed You! Black Emperor und Regengüsse auf verdorrtem Obst erstreckt. Haushoch türmen sich ihre Konstrukte. Wenn sie denn erst die mitunter harte Kruste des Bodens durchbrochen haben. In einer solchen Umwelt noch von Klangteppich zu sprechen, bedeutete mit Frotteetüchern sandpapierene Reibung erzeugen zu wollen. In der Natur der Sache kann eben keine Oase ohne Wüste gedeihen. Natürlich umschmeicheln auch Stücke wie „Being A Hero Is Easy“ den Wanderer. An dessen Ende im übrigen sich Mancha und Mantra annähern. Ob dieser „Atlas“ sich letztlich in Gebirgsketten verirrt oder doch den Weg wieder hinaus zeigt, bleibt jeder finalen, subjektiven Interpretation überlassen. Oder der Beleuchtung hinter dem Nebel.
De La Mancha – Atlas ist seit dem 23. April erhältlich!