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Delphic – Acolyte

delphic1Als Opener der vergangenen Bloc Party-Tour zogen Delphic die ersten Anhänger auf ihre Seite und machten vor allem im Indie-Mutterland auf sich aufmerksam. Auch hierzulande stieß der elektrolastige Avantgarde-Rock der Jungs aus Manchester bereits auf positive Reaktionen. Nach den zwei erfrischenden Vorab-Singles Counterpoint und This Momentary erschien nun das Debutalbum Acolyte und damit ein Versuch, Herz und Kopf in musikalischer Form kooperieren zu lassen.

Durchaus innovativ und tatsächlich erfrischend wirkten jene Singles, die zum einen durch intelligente – gleichermaßen verkopfte wie trotzdem emotionale – Lyrics, zum anderen aber auch musikalisch überzeugen konnten. Verträumt und trotzdem tanzbar, nach vorne gehend und trotzdem nicht überladen. Doch Attribute wie diese lassen natürlich auch eine gewisse Erwartungshaltung im Hinblick auf die Veröffentlichung des ersten Albums entstehen. Von einer Band, die plötzlich aus dem Nichts erscheint, die tanzbare Musik hervorbringt, die “neu” und dabei nicht einmal flach und langweilig ist, ja, von einer solchen Band erwartet man doch eine ganze Menge.

Nüchtern betrachtet können einige der Merkmale, die die ersten zwei Songs auszeichnen, auch in den weiteren acht Stücken, die sich auf Acolyte befinden, wiedergefunden werden: So ersetzen innovative Beats langweilige Drumstrukturen. Die Gitarrenspuren bilden zwar einen wichtigen Teil der Musik, drängen sich aber nicht in den Vordergrund, sondern lassen die Musik “im Gesamten” wirken. Und nicht zuletzt sind da Texte, die Selbstreflexion und -zweifel beschwören oder zumindest für unkonventionelle Träumereien sorgen in fast jedem Song zu finden, sodass die selbst genannten Inspirationsquellen, die von Sartre bis Camus reichen, durchaus zu entdecken sind.

Doch leider entsteht beim Hören des Albums sehr schnell der Eindruck, dass man sich während des Entstehungsprozesses der Stücke genau darin zu sehr verrannt hat: In dem Versuch, sich mit jedem Lied selbst zu übertreffen. Das Resultat ist daher eher gegenteilig. Beinahe unglaubwürdig wirken Stücke wie Submission, in denen Sänger James Cook Intellekt und Emotion textlich zusammenführen möchte. Unglaubwürdig, oder gar unentschlossen, wenn der Hörer auch in Neun-Minuten-Stücken wie dem Titeltrack vergeblich auf die Klimax warten muss. Daran ändert auch die detailfreudige Produkion des großen Ewan Pearson, der schon für Depeche Mode und Goldfrapp gearbeitet hat, nichts.

Es wäre fatal, diesen jungen Herren ihre zweifelsfrei vorhandenen Qualitäten abzusprechen. Sicherlich sind ihre Köpfe gefüllt mit all den Gedanken, die sich in Popmusik wunderbar ausdrücken lassen und auch an kreativen Ideen mangelt es ihnen nicht. Vielleicht ist es vielmehr die Zeit, die sie sich nicht genommen haben, die dafür sorgt, dass Acolyte nicht auf ganzer Linie überzeugt, sondern dass es bei den zwei bzw. drei Singles bleibt, die berechtigterweise auf so positive Reaktionen stießen.

Es bleibt zu hoffen, dass sie sich für ihr Zweitwerk ein bisschen mehr “Selbstfindung” gönnen.

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