Es ist Samstag früh um 12 Uhr. Mit Norman Kolodziej aka Der Tante Renate war der Treffpunkt „Landungsbrücken“ abgemacht. Als wir uns dann fanden, erkletterten wir die Treppenstufen bis zur Jugendherberge, wo man einen wunderschönen Ausblick über die Stadt hat. Und dann hat man auch noch geredet, über das Geschäft. Über seine neue Platte „Splitter“, Neues bei Bratze, sowie Michael Jackson, Wein, Weltherrschaft, Kaffee und Eiskugeln.
Norman: So, was willst du mich fragen? 1 + 1 kann ich!
Und 7+7?
Norman: 8!
Falsch.
Norman: Ach, scheiße.
Dein Album ist grad draußen seit ein paar Wochen. Wie waren die Reaktionen?
Norman: Jo, geil. Alles super, das war sogar ziemlich erschreckend, ehrlich gesagt. Man ist das ja gewohnt, dass die ganzen Audiolith-Bands gerne auch mal zerrissen werden, aber jetzt bei meiner neuen Platte ist bis jetzt noch nichts Negatives aufgetaucht. Ich glaube ja, dass das ein Zeichen dafür ist, dass ich mich auf dem absteigenden Ast befinde.
Und die Leute, wie finden die das, auf Konzerten?
Norman: Auch super. Also, die Tour, die letztens gespielt hab und die richtig lang war – 4 Wochen waren das glaub ich – ist richtig gut gelaufen, bis auf ein paar miese Konzerte, die man halt immer dabei hat. Aber größtenteils lief alles gut und auch die neuen Songs kamen live gut an. Das liegt aber ja auch daran, dass das Album für live gedacht ist. Aber ich hatte halt auch einen super Plan, ich hab mir ein Set zurecht gelegt, bei dem klar war, dass ich in der ersten halben Stunde die Leute richtig kaputt mach und danach dann ein bisschen entspannter runterfahr. Das war meine Intention und hat auch echt ganz gut funktioniert.
Auf der Platte hast du ja auch einen Song gemeinsam mit MT Dancefloor von Saalschutz gemacht. Wie kam es denn dazu?
Norman: Wir hatten eigentlich schon seit längerer Zeit vor, mal einen Song zusammen zu produzieren. Und letztens war MT dann hier für ein paar Tage, das war glaub ich zu DJ Patex Geburtstag. Und dann hatten wir einfach die Chance genutzt und uns zusammengesetzt und den Song fertig gemacht an einem Tag.
An nur einem Tag?
Norman: Ja, das ging relativ schnell. Das Abmischen und so hab ich dann halt danach gemacht, da musste man dann noch ein paar Stunden mehr rein investieren.
Und war das so, dass du schon das Gerüst hattest und MT dann nur seinen Teil noch dazu beigetragen hat?
Norman: Nee, wir hatten echt nichts, sind also bei Null angefangen und haben an dem Ding dann bis abends rumgeschustert. Er hat dann auch schnell seine Platten gepackt, denn er musste noch los zum Auflegen im Kukuun. Eigentlich war er schon ziemlich fertig von dem Tag, sowas ist ja doch anstrengend, aber hat das dann noch durchgezogen. Ja und uns hat das so gut gefallen, das wir nochmal was zusammen machen möchten. Bisher haben wir noch nicht viel abgesprochen, aber es wird wohl so sein, dass wir zu dem Audiolith-Sampler noch was beisteuern. Da muss ich halt noch nach Zürich fahren zu ihm und schauen, dass wir das rechtzeitig fertig kriegen. Ich hoffe schon.
Von was für einem Audiolith-Sampler sprichst du denn?
Norman: Der 50. Audiolith-Release steht für der Tür und im Zuge dessen soll ein Sampler rauskommen. Der kommt dann im August, oder so. Das Witzige daran: Die Nummer 50 ist eigentlich schon längst verbraten! Allein mein Album letztens war schon die 57, glaube ich. Aber das 50. Release wurde aufgehoben und wird dann halt nachgeschoben. Ich weiß noch nicht genau, was Lars da machen will, aber das wird wohl ein ziemlich dickes Ding, mit allen Audiolith-Künstlern. Ich weiß noch nicht, ob es nur ne CD wird, oder auch ne DVD mit dazu kommt, wird man sehen.
[Norman holt eine Cola aus seiner Tasche. Sascha und ich nuckelten auch schon die ganze Zeit an einer Cola rum.]
… Trinken wir jetzt etwa alle Cola?
Norman: Ja. Ist doch gut. Also, ihr müsst ja auch Cola trinken, ihr habt doch gestern beim Karamel-Konzert sicher gesoffen.
Es ging. Wir haben immerhin nur Bier getrunken und keinen Wein. Auf der Bühne wurde die ganze Zeit Wein gekippt.
Norman: Wein geht bei mir gar nicht! Am besten ist es, wenn ich erst Wein getrunken hab und dann noch Bier hinterher, oder so. Da krieg ich jedes Mal einen Vollausraster, dass ich nichts mehr schnall. Aber… das kannst du ja rausschneiden.
Nee, das kommt jetzt auf jeden Fall mit rein! Auf den nächsten Konzerten wird dir dann fleißig Wein ausgegeben. Zurück zum Album: Du hast ja auch einen Remix mit raufgepackt, von den Bondage Fairies. Das ist das erste Mal, dass du einen Remix auf einem Album mit drauf ist. Warum hast du dich dazu entschlossen?
Norman: Wir hatten noch Platz auf der CD. Der Platz ist da ja auch eher immer noch… Ja, aber, der Remix ist einfach echt gut geworden. Zum einen find ich den Song von den Bondage Fairies genial, deswegen hab ich den Remix ja überhaupt gemacht, aber der Remix ist halt auch ziemlich gut gelungen. Und das sind auch nette Leute. Mit denen spiel ich zusammen am 09. Mai.
Ja, da ist doch Release-Konzert von dir. Wieso nennt man das eigentlich noch „Release-Konzert“ ein paar Monate später?
Norman: Ja, das ist doch so bei Audiolith, dass das immer ein bisschen länger dauert und die wichtigen Termine dann nachgeschoben werden. Aber ich nehm das auch nie so genau mit irgendwelchen Terminen. Die Platte ist auch rausgekommen, als ich schon längst auf Tour war. Ich kümmer mich nur ungern um Termin-Geschichten, das zwängt einen immer so ein. Einfach alles nacheinander irgendwie rausschieben und dann ist das auch ganz entspannt. Aber ich glaub, dass Bondage Fairies auch bald ihr Album releasen, wenn mich nicht alles täuscht auf Audiolith und daher passt das ja doch mit dem „Release-Konzert“.
Und das Album der Bondage Fairies kommt dann im Mai, oder wie?
Norman: Keine Ahnung. Vermutlich kommt das dann im August, oder so, wenn man der Audiolith-Strategie folgt. Aber ich freu mich da schon sehr drauf, auf das Konzert.
Ja, da sind wir auch am Start. Ist ja Wochenende, da kann man gut feiern.
Norman: Ich freu mich da echt drauf! Endlich mal wieder Hamburg.
Was würdest du sagen, ist der Sound auf deinem Album von der Zeit mit Bratze beeinflusst?
Norman: Das kann sein, ist schwer zu sagen. Das würde ja heißen, dass ich mich praktisch selbst beeinflusse. Ich denke, man kann das einfach Entwicklung nennen, weil ich eine Menge dazulernen, auch produktionstechnisch. Ich probier mehr aus und frickel rum. Aber es ist natürlich schon so, dass man, wenn man mit anderen Leuten zusammenarbeitet, Einflüsse bekommt. Gerade mit Kevin zusammen zu arbeiten find ich immer ganz cool, weil der auch viele gute Ideen hat immer – Wenn man sich nicht grad auf den Geist geht, was ganz normal natürlich auch vorkommt. Also, um die Frage zu beantworten: Keine Ahnung!
Wo wir schon bei Bratze sind: Was geht da derzeit so?
Norman: Ja, ich treff Kevin gleich. Wir haben schon ganz lange nichts mehr zusammen gemacht, aber um 14 Uhr hol ich den ab und dann setzen wir uns hin und machen ein neues Lied. Ich denke, das kommt dann auch auf diesen Audiolith-Sampler. Ja und dann sprechen wir nachher auch noch ab, wie wir weiter vorgehen. Wir wollten gegen Anfang nächsten Jahres dann wieder eine CD rausbringen und dann geht das Getoure auch weiter.
Kevin meinte in einem anderen Interview, dass das eine Metal-Platte wird.
Norman: Jo, wir wollen auf jeden Fall mehr Metal machen! Ich muss ja zugeben, dass ich derzeit wieder auf so einem Metal-Trip bin, ich find das ja ganz geil. Ich hab ganz viele Metal-CDs im Auto mittlerweile und letztens Kreator gesehen im Konzert und so. Ich steh da echt voll drauf wieder, keine Ahnung, derzeit hab ich eine Abneigung gegen so Weichspülkram und hasse gerade mein Radio wie die Pest! Ich find richtig derbes Geknüppel grad megageil!
Du hast du ja das Debütalbum von Captain Capa produziert – Machst du auch noch andere Sachen abseits von deinen eigenen Projekten grad?
Norman: Bei der Captain Capa war das ja auch so, dass ich das erste Mal richtig Produzent war, also mit Instrumente austauschen und solchen Kram. Aber das hat mir richtig Spaß gemacht, da ich die Jungs echt gern mag und das super finde, was die machen. Ja, die waren dann für ein paar Tage bei mir und dann haben wir das alles fertig gemacht. Vor ein paar Tagen ist das dann auch alles fertig gemastert worden und so, das war eine richtige Nervensache für die Jungs. Das war ja auch für Cobretti erst das zweite Mal, dass eine richtige CD gepresst wurde. Ganz früher wurde ja schon einmal dieser Sampler als richtige CD rausgebracht, aber da hatte Marcel ja noch nichts mit zu tun. Und da waren alle jetzt ganz aufgeregt und was ich da von der Seite her so mitkrieg ist dann einfach nur geil. Alle sind total hektisch und keiner weiß, in welchen Formaten man irgendwas hin-und herschicken muss und so, das ist ganz cool, das mitzubekommen. Für die selbst ist das wahrscheinlich nicht so cool, aber ich sitze dann halt daneben und lache. Es ist für mich natürlich super, bei Audiolith zu sein, weil da diese ganzen Strukturen einfach schon vorhanden sind. Aber auch bei Cobretti scheint das schon alles zu klappen, am 08. Mai kommt dann die Captain Capa-Scheibe raus. Was hab ich sonst noch gemacht… Die neue Platte von Räuberhöhle hab ich abgemischt. Ansonsten hab ich grad einen Remix fertig gemacht für Try This And We Beat You To Death.
Eine Metal-Band…?
Norman: Nee, das hört sich eher so britisch an. Aber da ist auf jeden Fall der Sänger von Missouri, der Band, wo auch Oliver Stangl ist, auch Sänger. Ja, da hab ich den Remix in den letzten Tagen fertig gemacht. Und ansonsten brauchte ich auch einfach mal ne Pause nach den 4 Wochen, die ich unterwegs gewesen bin.
Gibt es etwas, was du musikalisch schon immer mal machen wolltest, dich aber nicht getraut hast?
Norman: Das gibt es schon. Das kann ich hier jetzt aber nicht so sagen. Das ist so dermaßen politisch unkorrekt, das geht gar nicht. Kann ich euch nachher erzählen, aber das ist echt zu unangenehm. Aber ansonsten, ich find ich trau mich ja schon ziemlich viel. Das ist ja meistens nur eine Überwindungssache. Ich hab ja sogar schon Hip Hop gemacht, mit HipHop200. Also, es gibt wenig, dass ich mich gar nicht traue.
Okay, was anderes: Ist ja Frühling jetzt. Was ist deine Lieblingseissorte?
Norman: Immer eine andere Kugel!
Einen schönen Mix?
Norman: Ja, ich steh da nicht so drauf, immer die gleiche Eiskugel zu nehmen, ich probier dann immer rum. Oder wenn irgendwelche besonderen Läden dann ganz exotische Eissorten haben, dann probier ich die auch gern aus. Es gibt doch nichts Langweiligeres als immer nur das gleiche Eis zu essen. Das Angebot ist groß, da kann man doch mal was ausprobieren.
Next one: Kaffee oder Tee?
Norman: Ich bin eher der Kaffeetrinker. Ich hab immer so Phasen: Meistens, wenn ich Kaffee trinke, dann gleich richtig viel. Morgens zum Frühstück richtig schön ne Kanne Espresso! Aber die Phase geht dann meistens nur eine Woche oder zwei und dann schraub ich das wieder zurück. Dann hör ich komplett auf mit Kaffee und dann krieg ich immer Kopfschmerzen. Dann tut mir die Birne weh.
Das sind dann die Entzugserscheinungen.
Norman: Ja, ich glaub auch. Dann bin ich total müde und niedergeschlagen. Und dann trink ich wieder ne Kanne Espresso auf Ex und alles ist wieder gut.
Eine besonders schöne Frage: Wenn du die Chance hättest, Michael Jackson live anzugucken, würdest du das machen?
Norman: Wenn man dafür nichts bezahlen muss, dann kann man sich das schon mal angucken, oder? Aber ich würde nie im Leben Geld dafür bezahlen. Ein bisschen absurd ist das ja schon, diesen alten, kranken Mann da auf der Bühne stehen zu sehen. Früher war die Bühnenshow ja sicherlich legendär, von den Sachen, die man da im Fernsehen gesehen hat und so. Aber heutzutage… Nee, muss ich nicht unbedingt haben. Aber es ist schon krass, was mit Menschen so passieren kann, oder? Der hatte so riesigen Erfolg, wahrscheinlich liegt’s auch daran. Dass die Leute immer gesagt haben, er sei der King Of Irgendwas und so. Der hatte doch Kohle ohne Ende und richtig zufrieden scheint er nun ja nicht mehr zu sein. Der musste doch auch seine Ranch verpfänden da.
Hat alles Audiolith an sich genommen. Hat Lars gekauft!
Norman: Genau, jetzt heißt es „Neverland Rave“! Aber ich find das so heftig. Okay, vielleicht ist der Kerl ja auch selbst Schuld, aber wer weiß, wieviel da auch von außen kommt, wieviel Druck das Label macht. Bei welchem Label ist der Kerl überhaupt? Sowas kriegt man gar nicht mit. Ich weiß nur, dass er nicht bei Cobretti ist!
Ja, die wollten ihn nicht nehmen damals.
Norman: Ja, ich glaub auch. Oder zumindest nach der ersten Scheibe haben die ihn dann sicherlich gedropped! … Aber so, wie bei Michael Jackson, das ist auch der gleiche Grund, aus dem ich Elvis so hasse. Der hat so viel Kohle gehabt und nur Scheiße damit angestellt. Weißt du, irgendwelche Leute schreiben da Songs für den und stellen ihn auf die Bühne, weil er irgendwie singen kann. Und dann hat der Erfolg und lässt sich seinen Rolls Royce mit Diamanten besetzen, was soll der Schwachsinn? Das ist doch totaler Bullshit. Es gibt so viel andere Möglichkeiten, sein Geld, dass man über hat, zu investieren. Tausende von Ländern, denen es schlecht geht, da gibt es doch genügend Hilfsprojekte, in denen man sich engagieren kann. Ach, keine Ahnung. Diese Art von Exzess ist mir einfach total fremd, nicht so mein Ding.
Eine Frage haben wir ja noch in petto: Wer wird zuerst die Weltherrschaft an sich reißen: Audiolith oder Cobretti?
Norman: Gute Frage! Ich schätze, das wird eine wilde Ehe, oder so. Und dann teilen die verschiedene Sektoren untereinander auf! Cobretti kriegt dann auf jeden Fall Antarktis und Nordpol und alle Wüsten, da haben die dann ihre persönlichen Verkaufsrekorde! Und Audiolith kriegt den Rest, irgendwelche komischen Ballungsgebiete, die sonst keiner haben will.
Das war es soweit. Willst du sonst noch dringend was loswerden?
Norman: Ja! Tokio Hotel haben heute ein paar Leute zusammengeschlagen! Die haben hier in Hamburg Bahrenfeld, da so Lewe herkommt, irgendeinem französischen Stalker auf die Schnauze gehauen! Ich hab das ja auch nur im Radio gehört, aber die Frau soll wohl einen Zigarettenstummel am Auto von Tokio Hotel ausgedrückt haben. Derben Respekt! Das wollte ich nur noch kurz erwähnen.
(Das letzte Foto entstand kurz nach dem Interview. Eine Reisegruppe von Damen, die sich die schöne Hansestadt angucken wollten, ließen es sich nicht nehmen, auch ein Foto mit dem „Popstar“ zu machen, welches wir freundlicherweise verwenden dürfen. Man sieht: Der Tante Renate schlägt seine Fans eben nicht zusammen, sehr vorbildlich!)
Rezension zur „Splitter“ gibt es hier.
sehr schönes Interview!
der perfekte schwiegersohn heheh :D