Bereits auf dem Immergut Festival diesen Jahres spielten Die Sterne erste neue Songs – an diesem Abend folgten noch mehr neue Stücke. Die bereits angekündigten „ästhetischen Veränderungen“ konnte man sich so an diesem Abend erstmals anhören. Es war das erste Konzert der aktuellen Tour, welche Die Sterne anlässlich der gerade erschienen EP „Der Riss“ spielen. Richard von der Schulenburg, langjähriges Bandmitglied, verließ die Band, da er die neue musikalische Richtung nicht mittragen wollte. Man erwartet dementsprechend leicht ängstlich den neuen Sound.
Frank Spilker und seine Band spielen auch gleich zu Beginn einen neuen Song: „Schwein„. Dieser versinkt als plätschendes Intro erst einmal im Nichts und weiß nicht näher zu interessieren. Dafür griff man darauf um so tiefer in das über die Jahre angesammelte Reportoire: Nach langer Zeit stand „Swinging Safari“ vom 1995er Album „In Echt“ mal wieder auf der Setlist. Es fiel an dieser Stelle wieder auf, bzw. man erinnerte sich dessen, dass Die Sterne immer einen beständigen Hang zum Groove hatten und diese Konzentrierung jetzt nicht als etwas völlig Neuartiges in das musikalische Schaffen der Band tritt. Es folgten viele alte bekannte Songs, die mittlerweile zu Gassenhauern avanciert sind, wie „Trrrmmer„, „Bis neun bis du OK“ oder „Universal Tellerwäscher„. Auch aktuelle und treibende Songs wie „In diesem Sinn“ oder „Aber andererseits“ kamen gut an.
Dazwischen spielte man immer wieder Blöcke mit zwei bis drei neuen Songs. Leider muss gesagt werden, dass sich die schlechten Erfahrungen mit diesen, die man schon auf dem Immergut Festival machen musste, manifestierten. Die neuen Sterne sind befremdlich: Frank Spilker legt die Gitarre aus der Hand, es wird auf dem elektrischen Piano geklimpert, das Echo konsequent angeschaltet und der Hall aufgedreht. Spilker singt zu unrockigen Klängen gänzlich – milde gesagt lakonische – sich dem Banalen verschreibende, ein- oder zweizeilige Texte, die sich in erster Linie dadurch auszeichnen, dass Passagen ständig wiederholt werden: „Deine Pläne stehn, deine Pläne stehn, deine Pläne stehn – du solltest meine sehn, du solltest mehahaheine sehn“. Der peinlichste Auswuchs dieser „ästhetischen Veränderungen“ bleibt wohl der Song „Gib mir die Kraft„: Ein quieksender und schreiender Spilker, schreit: „Gib mir die Kraft, auuuh!“ – das Echo hallt tausendfach zurück.
Produziert wurden die neuen Stücke von Gomma Labelgründer, DJ und Produzent Mathias Modica, mit dessen Label Die Sterne nun auch kooperieren. Dabei klingt Spilkers Pressemittelung zu den neuen Songs noch spannend: „Die Grenzen zwischen Laptop und Proberaum, DJ Pult und Bühne“ wolle man einreißen, man wolle ein Stück Modernisierung betreiben und die eigene Geschichte komplettieren. Live sieht das Ergebnis dieser spannenden Ankündigung dann eher mäßig aus. Diese uninspirierten, einsilbigen Stücke, die vor sich hin plätschern, sollen also den Einfluss der elektronischen Musik charakterisieren? Die Sterne: tot? Es gilt, das Album abzuwarten.
Dennoch gab es auch sehr viele schöne Momente an diesem Abend. Spilker begeisterte mit gewohnt lockerem Zynismus, man dehnte den alten Hit „Fickt das System“ mit einem wahrlich epischen Noise-Instrumentalteil aus, dass einem als Hörer_in das Herz aufging und spielte als letztes Lied „Wenn dir St. Pauli auf den Geist fällt“ in einer akustischen Feuerzeug-Nummer. Keine Frage: Die Sterne können es (noch). Nur bleibt der zwei geteilte Eindruck dieses Abends und die fiebrig-ängstliche Beigeschmack mit der man dem neuen Album harrt.
Weitere Fotos vom Konzert findet ihr hier bei uns.
Aktuelle Tour
13.10.2009 Leipzig, Conne Island
14.10.2009 München, 59:1*
15.10.2009 Darmstadt, 603qm*
16.10.2009 Köln, King Georg
17.10.2009 Münster, Skaters Palaca
18.10.2009 Braunschweig, Hilde 67*
19.10.2009 Berlin, Lido**mit Frittenbude
Den Nagel auf den Kopf getroffen! Ich teile deine Meinung zu den „neuen“ Sternen.
son quatsch. die neuen sachen sind sehr anders, aber trotzdem gut. einsilbig is doch nich zwangsläufig uninspiriert. und grade „gib mir die kraft“ fand ich geil. kam allgemein sehr gut an auf dem konzert in braunschweig, der song