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Disco Ensemble – First Aid Kid

Nachdem das Debut von Disco Ensemble („Viper Ethics“) mit dem Release im Jahre 2003 vielfältige Beachtung fand, erscheint nun das Nachfolgewerk der vier Finnen. Dahinter steckt der Versuch, jugendliche Verzweiflung und gleichzeitig aber den Prozess des Erwachsenwerdens so gefühlvoll, emotional zu verpacken, dass es den geneigten Hörer in seinen Bann zu ziehen vermag. Ein Versuch, der leider nur sehr bedingt gelingt.

Mit „This Is My Head Exploding“ haben Disco Ensemble einen Opener ausgewählt, der es leider keineswegs schafft, die Türen dergestalt zu öffnen, dass man sich auf das freut, was dahinter liegt. Zwar glänzt der Text teilweise mit zitatwürdigen Sätzen, die auf der gefühlsmäßig sicher zu jenen gehören, die wir alle nachempfinden können („I’m trying to shout, but no sound comes out“), doch scheint die musikalische Basis dessen einen völlig zu verwirren. Der Versuch, getreu dem Titel explosiv zu wirken, geht hier leider nach hinten los. Dem folgenden Track, „We might fall apart“ gelingt es zwar auf musikalischer Ebene fast durchgehend, den Hörer zum genaueren Hinhören zu überzeugen, doch bleiben die mitschwingenden Lyrics völlig hinter der Erwartung dazu stehen. Wünscht man sich doch zu dieser Stimme, die es zweifelsfrei schaffen könnte, wirklich emotionale Inhalte emotional zu vermitteln, den entsprechenden Textinhalt, so gibt es letztlich nur simple Ansätze.

Dancefloor-tauglich präsentiert sich nach einer eher fehlgeschlagenen Einleitung dann die Single des Quartetts, „Drop Dead, Casanova“. Zusammen mit Synthesizertönen gelingt es erstmals, zum Mitwippen aufzufordern und tatsächlich Teil eines in Gedanken tanzenden Disco Ensembles zu werden. Der Mann mit dem schönen Namen Miikka singt dazu über seine Wut auf das Maskensyndrom gewisser Menschen, über den Widerstand gegen Lüge und Verrat und die Erfahrung, hinter jene Masken gesehen zu haben.

Wie das Album bisher auf seinem Weg zwischen dreckigem und unbequemen Trampelpfaden und schönen, träumerischen Alleen hin- und herwechselte, so fährt es auch fort: “Human Cannonball” und “Eyes Of A Ghost” fordern den Hörer zu Mitsingen auf, bevor “Black Euro“ wieder in ziemliche Belanglosigkeit mit einer Prise Pseudopunk gerät. Metaphorisch wird es bei „First Aid Kit“, das sich, obwohl es sich als tendenziell ruhiger erweist, als qualitativer Höhepunkt des Albums gestaltet. Es erzählt von dem Punkt im Leben, an dem man sich eingestehen muss, dass es keine unmittelbare Hilfe mehr gibt. Gepaart mit einem schönen Solo in der Mitte wünscht man sich, hier angekommen, dass der Wegwechsel zumindest bis zum Ende des Albums bestehen bleibt.

Die Abschlussphase überzeugt ein letztes Mal mit „Fresh New Blood“, bleibt aber abgesehen davon hinter den Erwartungen zurück. Für die letzten fünf Meter entschied man sich, den kaputten Trampelpfad zu nehmen und auf die Allee zu verzichten.

Disco Ensemble schaffen es leider nicht, den Hörer mit einem Album der Extraklasse zu verarzten. Zwar gibt es vereinzelt gute Songs, doch wirkt der Rest überwiegend enttäuschend.

Schade!

One comment

  1. benni says:

    ich würde ja eher sagen, dahinter steht der versuch, n dickes major debut abzugeben, was doch wunderbar geklappt hat. noch gar nicht so lange her, da haben die noch in alfeld im juz gespielt

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