Earthbend überraschen. Wer nach dem doch psychedelisch angehauchten Album „Harmonia“ ein weiteres Abdriften in sphärische Regionen erwartete, dem setzt das Trio mit „AttackAttackAttack“ einen gepflogenen Tritt in die Eier. Knackiger Hardrock aus Brandenburg steht auf dem Programm. Wie originell kann so ein 70’s-Revival heute wirklich sein?
Die zehnmütigen Songs von „Harmonia“ sind also passé, lange Instrumentalpassagen über Bord geworfen, stattdessen befinden sich elf kompakte Songs auf der Platte. Bereits der Openener „Blistered & Black“ lässt das Ziel des Albums erahnen: echte R-O-C-K-Musik. Schön, dass das heutzutage wieder als erfrischen durchgehen kann. Nur konsequent sind dann Songnamen wie „Ozzy Attack“, „Evermore“ und „Back To The Wall“, wobei Pink Floyd als Referenz wohl am wenigsten taugt.
Dreh- und Angelpunkt von Earthbend ist ganz klar Andrè Kunze, der als Sänger und Gitarrist die wohl dominantesten musikalischen Parts in sich vereint. Und zu singen sowie seine Gitarre zum Singen zu bringen, das liegt dem Frontmann gut. Die stimmliche Nähe zu Scumbucket-Chief Kurt Ebelhäuser ist übrigens verblüffend. Es wird also also munter an den Gitarren hantiert, Bass und Schlagzeug rumpeln gefällig mit und setzten ab und an eigene Akzente. Den Preis für die schönste Melodie des Albums gewinnt „Driller Killer“, auch instrumental geht hier alles Hand in Hand: „Driller Killer“ aber sicherlich kein „Filler“. Direkt darauf folgt die Single „Ozzy Attack“, eine Hommage an früheres gemeinschaftliches Horrorfilm-Schauen.
Rein musikalisch dürfte „AttackAttackAttack“ ja eigentlich niemanden mehr hinterm Berg hervorlocken, zu abgedroschen sind die Riffs und Melodiebögen. Und dass der Refrain von „Earth Rising“ zu sehr nach „Forever Young“ von Alphaville klingt, ist leider nicht zu leugnen. Das Tolle ist, dass die Platte als Ganze aber trotzdem funktioniert, denn sie klingt einfach ehrlich – sprich Earthbend wollten und hofften genau diese Platte zu machen. Sie wollen nicht trendy sein. Das spricht sie von Vorwürfen der Innovationslosigkeit frei. Rockmusik schimpft sich so viel, doch Earthbend dürfen sich auf die Fahnen schreiben nur mit ausschließlich frischen und authentischen Zutaten gekocht zu haben. Das Gericht schmeckt wie bei Mama zuhause, bekannt aber verdammt gut.
„AttackAttackAttack“ ist am 20. August 2010 via Nois-O-Lution/Indigo erschienen.
Auf Tour:
09.10 – LUGAU, Landei
15.10 – COTTBUS, Gladhouse
30.10 – MEISSEN, Hafenstrasse e.V.
09.11 – HAMBURG, Markthalle
10.11 – BERLIN, So36
11.11 – MÜNCHEN, Backstage
03.12 – SAALFELD, Kulturhaus
04.12 – WOLFSBURG, Hallenbad