Diesen Hamburger Herren muss man nachdrücklich applaudieren, haben sie schließlich in den Neunzigern einem Majorlabel lässig einen Korb gegeben und nun trotzdem bereits ihr siebtes Album erfolgreich aufgenommen. „Bold“ heißt das neue Meisterwerk von Eaten By Sheiks und ist bei all der Rockmusik, die in letzter Zeit in 0/8/15-Attitüde aus den Boxen kracht, ein wahrer Lichtblick am Firmament.
„I can not beat them, but I can defeat them!“
Ich meine, wieviel ausgefeilter Humor steckte allein hinter dem vergangenen Albumtitel. „Our last first record“ hieß die letzte Platte, die anno 2005 auf den Markt kam, die ja eigentlich schon die sechste war, aber als kleiner Neuanfang gesehen wurde – Und prompt rutscht den Wahlhamburgern ein solcher Spruch aus dem Ärmel: Das ist jetzt aber wirklich unser letztes erstes Album. Und nun also die siebte, zweite, wie auch immer, die NEUE Platte. Und man kann es nicht anders sagen, so viel Charme in der Rockmusik gab es schon lange nicht mehr.
Das ist zwar immer noch Musik, die auf einem kleinen deutsche Label erscheint, aber so international klingt, dass manchen die Kinnläden nach unter klappen dürften, wenn sie von der Herkunft der Jungs erfahren. Schon die Mitwirkenden an diesem Album sprechen von Qualität: Gregor Henning, der auch schon bei Robocop Kraus und den Trashmonkeys seine Finger im Spiel hatte, produzierte dieses Album und gemastered wurde es im Soundgarten Studio, wo ein großer Teil erfolgreicher deutscher Alben aufgenommen wurde. Und auch die Gastmusiker gehen runter wie Öl: Philipp Kacza, der sonst bei Jan Delay live mithilft, hat hier in die Trompete gepustet und sogar weiblicher Gesang darf auf dieser Platte auftauchen, Patricia von Hahn sei Dank.
Aber hauptverantwortlich für den Wohlklang von „Bold“ sind natürlich Eaten By Sheiks selbst. Ricardo, Carl, Gomez und Helge sind die vier Köpfe hinter der Musik und erschaffen mit Gesang, Gitarre, Bass und Schlagzeug eine beeindruckende Klangwelt. Das hier ist wirklich noch spannende Rockmusik, die überraschen kann, die von einer Sekunde auf die nächste mit neuen Mustern und Gitarrenriffs daherkommt, so rockig wirkt, dass man denkt, man sei zur Sekunde auf einem Konzert der Jungs – Und die trotzdem so makellos ins Ohr geht und mit Mitgröhlrefrains um sich wirft, dass man denken könnte, es hier mit Beatsteaks oder Blur zu tun zu haben.
Für diesen „Ins Ohr“-Faktor sind nicht zuletzt natürlich auch die Texte verantwortlich. Speziell in den Refrains stoßen mitsingbare Lyrics auf eingängige Melodien. Der erste Song, „4-Xtra“ ist bereits exemplarisch für diesen Effekt und man mag sich gar nicht ausmalen, wie das auf Konzerten abgehen muss:
„1 is for intimate,
2 is for our way,
3 is for overcome,
4 is my x-tra x-tra!“
Doch ganz auf den Faktor „Rockmusik“ herunterstufen kann man „Bold“ eben auch nicht. Da ist ein Song wie „Your Eyes“, der mit dem psychedelischen Gesang schon an Queens Of The Stone Age erinnert. Oder „Why Don’t You?“, der mit dem nahtlosen Gitarrenriff an Poprock angelehnt ist und zweifelsohne zum Kopfnicken animiert.
Aus welchem Blickwinkel auch immer man dieses Album betrachtet: So gute Musik in diesem Bereich gab es schon lange nicht mehr. Und es wäre den Eaten By Sheiks nur zu wünschen, dass sie mit diesem Album, das schon den Titel der Tapferkeit in sich trägt, endlich die Anerkennung bekommen, die sie verdienen. Das hier ist schließlich eine der besten Platten dieses Sommers, Leute!
It’s my x-tra x-tra!
VÖ: „Bold“ erscheint am 25.07.2008 auf Ragaprong.