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Echokrank – No Title

Es ist noch gar nicht allzu lange her, dass Brezel Göring mit Stereo Total und dem Album „Paris-Berlin“ auf kommerziellerer Schiene Erfolge verzeichnen konnte. Doch auch sein von der Öffentlichkeit weniger beachtetes Nebenprojekt Echokrank veröffentlicht jetzt schon ein zweites Album. Und dieses ist im Vergleich zum Vorgänger – und vor allem für das Label Gagarin Records – erstaunlich leicht zugänglich!

Doch mal ganz von vorne, ein kurzer Rückblick. Echokrank, das sind Brezel und Hotleg, machen nun schon eine ganze Weile gemeinsam Musik. Ihr erstes, ebenfalls nicht-betiteltes Album, erschien 2003 und brachte die Grundfeste der Ordnung zum Erschüttern. Darf ich „Typisch Berlin“ sagen? Jedenfalls stand Chaos ganz groß geschrieben und das Motto lautete „Mach nervös was dich nervös macht“.

Nun sind einige Jahre ins Land gezogen und die beiden Jungs in Frauenklamotten ziehen mit einem zweiten Release nach. Und es hat sich einiges geändert! Natürlich ist das hier noch immer handverlesenes New Wave-Psycho-Electronica-Dub-Gefrickel, aber eben doch um einiges melodischer als noch zuvor. Die Musik ist tanzbar, hält sogar einige Ohrwurmgaranten parat und erzeugt eine Clubstimmung sondergleichen.

Bereits der erste Song trumpft wieder mit der geliebten Zweideutigkeit auf. Tunes, zu denen man gar nicht anders kann, als sich zu bewegen, gebrochen durch die repetitive Feststellung „I Hate Everybody In The Discotheque“! Und auch Songtitel wie „EC Live In VISA“ oder „The Highest In Fi“ dürften das ein oder andere Schmunzeln zu Tage führen. Außerdem befindet sich eine Art Green Day-Cover auf der Platte. Eine „Art“ deswegen, da es eher eine Verballhornung als eine ernstgemeinte Angelegenheit ist. „I Wanna Be An American Idiot“ in LoFi-Frickel-Manier neu aufgenommen und von den Schlümpfen (oder so) singen lassen. Comprendre? Der Wahnsinn hinterlässt also definitiv noch seine Spuren in der Musik. Spätestens bei Stücken wie „Bubblegum Alert“ sollte das deutlich werden. Der Song präsentiert Anti-Musik in Vollendung, er hätte sogar problemlos auf Autechres „Quaristice“ seinen Platz finden können.

Auch auf dieser Platte sind Texte wieder rar gesät – Aber eben vorhanden. Und wenn eine Stimme zu hören ist, dann hat diese bestenfalls gehörig Gründe, um sich zu beschweren:

„Mit mir geht’s abwärts, es geht abwärts.
Und kein Doktor kann mir noch helfen.
Mit mir geht’s abwärts, es geht bergab.“

Was soll man schon sagen, trotz – oder gerade wegen – der zeitweisen Disharmonie wird dieses Album sicherlich vielen zusagen und in der Electronic-Szene leicht Anklang finden. Wer in den Genuss dieser Platte kommen will, muss allerdings seinen Plattenspieler wieder in Betrieb nehmen. Wie es typisch ist für Gagarin Records, erscheint diese Platte nur auf Vinyl. Das lohnt sich aber allemal, die beiden Berliner haben ein wirklich gelungenes Album zusammengeschustert. I like it when they #?*$%&!! Komischerweise.


VÖ: Das Album erscheint am 22.08.2008 auf Gagarin Records.

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